Gedenkkonzert zum Ende des Kriegs

Bratschist Georgy Kovalev und Pianistin Nadezda Pisareva bei der Probe kurz vor dem stimmungsvollen Gedenkkonzert im Forum. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Am 8. Mai vor 75 Jahren endete der zweite Weltkrieg, der weltweit mehr als 60 Millionen Todesopfer forderte. Unter ihnen waren sechs Millionen europäische Juden, die die Nationalsozialisten in ihrem Rassenwahn ermordet haben. Zum Gedenken an die Opfer und das Leid der Bevölkerungen hatte am Sonntag das hochkarätige, russische Künstlerduo Georgy Kovalev (Viola) und Nadezda Pisareva (Klavier) ins Forum zu einem Konzert eingeladen. Sie intepretierten ihr stimmungsvolles Programm auf Einladung des Kulturamtes im Rahmen der Konzertreihe „Friedrichsdorfer KlassikZeit“. Für ihr besonderes Programm hatten der georgische Bratschist und die Moskauerin drei Sonaten von drei bekannten Komponisten ausgewählt, deren Musik im Spannungsfeld der Schicksale der Schöpfer steht. Alle drei Komponisten waren auf verschiedene Art vom Krieg betroffen. So hat der ungarische Jude Hans Gál (1890 – 1987) seine „Sonate op. 101 in A-Dur für Viola und Klavier“ im englischen Exil komponiert. Sie ist im spätromantischem Gestus gehalten. Im französischen Stil gehalten ist die Sonate 11/4 für Viola und Klavier“ von Paul Hindemith (1895-1963). Die melodische Sprache der Sonate ist für den in Hessen geborenen und aufgewachsenen Spross einer alten schlesischen Handwerkerdynastie nicht typisch. Der Leningrad-Überlebende spielte im Ersten Weltkrieg als Militärmusiker immer das einzige Streichquartett in g-Moll (op. 10) von Claude Debussy. Dritter im Bunde der Komponisten dieses stimmungsvollen Gedenkprogramms war Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Der Musiker aus Sankt Petersburg litt sein Leben lang unter der Politik und Willkür in seinem Heimatland. So hatte er Angst davor, dass seine Musik dem Alleinherrscher Stalin nicht gefallen könnte, er in die Fänge der Geheimpolizei gerät, im Gefängnis landet oder gar erschossen wird. Seinen Protest gegen den Diktator und dessen Unterdrückung des Volkes kann man trotz aller Anpassung in seinen Werken hören. Beispielsweise in der gefühlvoll von den beiden Musikern interpretierten „Sonate für Viola und Klavier op. 147“. Bei diesem besonderen Stück handelt es sich um sein letztes Werk. In ihm hat Dmitri Schostakowitsch 13 Zitate aus in Russland verbotenen Werken eingearbeitet. Bratschist Georgy Kovalev, Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe, spielte in Friedrichsdorf auf einer Viola des englischen Meisters Simon Bernand Fendt aus dem Jahr 1820. Zur Verfügung gestellt hat ihm die 200 Jahre alte Viola die Deutsche Stiftung Musikleben. Bereits als jugendlicher Solist hat er das Publikum mit seinen auf der Viola erzeugten Klangfarben in seinen Bann gezogen.

Die Weltklasse-Pianistin Nadezda Pisareva ist ebenfalls Preisträgerin zahlreicher Auszeichnungen. Sie spielte auf dem Flügel des Forums Friedrichsdorf, den ein Mitarbeiter noch rechtzeitig vor Konzertbeginn vom Staub befreite. Den beiden leidenschaftlichen Kammermusikern gelang es mit der Programmauswahl und ihrem Können das Friedrichsdorfer Klassikpublikum zu fesseln.



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