Wald im Wandel, ein Generationenprojekt

Förster Philipp Gerhardt führt vier Gruppen durch „sein grünes Reich“, den Friedrichsdorfer Stadtwald. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). „Grünes Wissen wächst!“ ist eines der Themen des „GartenRheinMain-Jahresprogramms 2022“. Zu den über 650 Veranstaltungen gehören Parkfeste, Gartenmärkte, Workshops, Vorträge und Führungen wie die Waldführung mit Förster Philipp Gerhardt durch den Friedrichsdorfer Stadtwald.

Förster Philipp Gerhardt, Revierleiter in Friedrichsdorf, beteiligte sich mit vier jeweils 90-Minuten-Rundgängen durch den Friedrichsdorfer Stadtwald an der Veranstaltung „Grünes Wissen wächst“, einem Thema des „GartenRheinMain-Jahresprogramms 2022“. Dabei beantwortete der Revierleiter die Fragen der Teilnehmer, informierte über die Wichtigkeit des Ökosystems Wald und die Bedeutung „seines grünen Reiches“ als Nah- erholungsgebiet. Thematisiert wurden auch die unter anderem mit dem Klimawandel einhergehenden Herausforderungen und wie die Experten aufgrund der heute bekannten Daten und Forschungen Pläne für eine nachhaltige und bewusste Aufforstung ausarbeiten und umsetzen. Beim Blick auf eine große kahle Fläche sagte er: „Die Natur holt sich alles wieder zurück. Das Motto lautet Ruhe bewahren.“ Er fügte hinzu: „Wir Förster denken in Generationen.“ Rund um die Freifläche stehen Eichen, Ahorn, Buchen und Eschen sowie die Pionierbäume Lärchen, Kiefern und Birken. Er werde als junger Förster bei Auffors- tungen die Frage „Wie soll der Wald aussehen?“ beantworten und viele Grundsteine setzen. Ob diese sich dann im Laufe der Jahrzehnte als richtig oder falsch erweisen, würden seine Nachfolger sehen und beurteilen. Viele unterschiedliche Faktoren wie Bodenbeschaffenheit und die Verfügbarkeit von Wasser in langen Trockenperioden entscheiden darüber, wie der Wald auf bestimmten Flächen aussieht, welche Bäume dort wachsen und welche Bewohner dort einen Lebensraum finden. Beim Blick auf Klimakarten zeige die Wasserbilanz, dass in 70 Jahren rund 250 Milliliter Wasser im Sommer weniger zur Verfügung stünden als heute. Das habe Auswirkungen auf die Aufforstung, erklärt der Förster: „Fichten brauchen länger und kontinuierlich Wasser, da sie eine Gebirgsbaumart sind. Buchen schwächeln bei geringen Niederschlägen in langen Trockenphasen ebenfalls. Zu den Gewinnern des Klimawandels gehören Baumarten wie Kiefer, Traubeneiche und Douglasie, da sie mit längeren Trockenperioden gut zurechtkommen.“ Deshalb gelte es, bei den Waldentwicklungszielen viele verschiedene Punkte zu berücksichtigen.

Bis das Entwicklungsziel erfüllt ist, vergehen 150 bis 250 Jahre. Für die Aufforstung eines Hektars Wald werden beispielsweise 5000 Eichen benötigt. Bäume im Altbestand sind im Spießwald 200 Jahre alt. Der Stadtwald Friedrichsdorf umfasst eine Betriebsfläche von etwa 908 Hektar, informierte Gerhardt. „Davon sind 816 Hektar mit Bäumen bestanden. Dominierende Baumarten sind Buchen mit 30 Prozent Flächenanteil und Eichen mit 27 Prozent, gefolgt von Fichten mit 19 Prozent, Lärchen mit acht und Kiefern mit sechs Prozent.“ Fragen der Teilnehmer drehten sich um den Holzeinschlag und Holzverkauf, die Nutzung des Waldes durch Eigentümer, Sportler auf Rädern, Reiter und Spaziergänger, aber auch um einzelne imposante Solitärbäume entlang des Weges. Es gab auf den Spaziergängen mit dem Revierleitung viel zu sehen und entdecken. Zuständig ist Philipp Gerhardt beim Landesbetrieb HessenForst, im Forstamt Königstein, außer für den Stadtwald Friedrichsdorf auch für den Großen Tannenwald in Bad Homburg. Der erstreckt sich vom Gotischen Haus bis zum römischen Grenzwall Limes. Gegliedert ist er in mehrere Einzelelemente, die die Landgrafen Hessen-Homburgs ab 1771 als Waldparks formten.

!Wer weitere Fragen zum Friedrichsdorfer Stadtwald hat oder etwas sieht, was dort nicht hingehört, sollte die Sprechstunden des Revierförsters donnerstags von 16 bis 17 Uhr im Forsthaus Kirdorfer Feld am Rotlaufweg 41 nutzen oder eine E-Mail an Philipp.Gerhardt[at]forst.hessen[dot]de senden.



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