Finja beherrscht die „Königsklasse“

Gelernt ist gelernt. Ohne Aufwärmen klappt es bei Tanzmariechen Finja Günther vom Seulberger Karnevalsverein Die Taunus-Eulen mit dem Spagat bei Minustemperaturen. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Tanzmariechen Finja Günther hat das Faschings-Gen im Blut. Dagegen kommt selbst ein Virus nicht an. Sie lässt sich den Spaß am Tanzen und am Karneval nicht nehmen und hofft wie alle Fastnachter auf bessere Zeiten, in denen sie wieder vor großem Publikum in den Spagat springen kann.

In der fünften Jahreszeit tanzt, steppt und wirbelt Finja Günther auf vielen Fremdensitzungen und Veranstaltungen im Hochtaunus- und Wetteraukreis über die Bühnen. Seit sieben Jahren verbindet die 14-Jährige ihre Leidenschaft am Tanzen mit eisernem Training, Grazie, Anmut und Schönheit. Bereits als Dreijährige stand der Teenager als Maskottchen bei den Seulberger Taunus-Eulen auf der Bühne. Etwas später tanzte sie Schau- und Gardetänze bei der Kleinen Garde. Mit sieben Jahren wechselte die begeisterte Tänzerin zur Mittleren Garde, der sie bis heute angehört. Ihre Liebe zur Fastnacht hat sie von ihren Großeltern mütterlicherseits geerbt. „Mein Opa war zweiter Vorsitzender des Seulberger Karnevalsverein 1977 Die Taunus-Eulen (SKV), und meine Oma ist noch heute im Verein aktiv. Meine Schwester Annika (19) und ich sind in den Verein hineingewachsen.“ Inzwischen tanzt Finja Günther nicht nur als Tanzmariechen und in der Mittleren Garde, sie ist auch Co-Trainerin. Sie assistiert ihrer Mutter Kerstin Günther und Antonio Ponzi, den Trainern der Kleinen Garde.

Da sie an Turnieren des Bundes Deutscher Karnevalverein (BDK) teilnehmen möchte, stellte sie sich beim Mörlauer Carneval Club 1956 (MCC Ober-Mörlen) vor. „Die Kooperation zwischen meinem Heimatverein SKV und dem MCC Ober-Mörlen klappt toll“, schwärmt Finja Günther. In der bekannten Wetterauer Hochburg des karnevalistischen Frohsinns tanzt die Seulbergerin bei den Junioren mit. Gemeinsam mit zwei weiteren Tanzmariechen trainiert Finja zwei Mal wöchentlich, montags und donnerstags, von 16 bis 18 Uhr in Ober-Mörlen bei Svenja Ratz. Und dienstags steht dann noch ab 18.30 Uhr bis 20 Uhr Gardetraining beim SKV in der Seulberger Turnhalle an.

An Turnieren nimmt sie als Solotänzerin teil, hat schon mehrfach auf Meisterschaften in Forst, Kassel, Hannover und Pohlheim Wettkampf-Atmosphäre geschnuppert. „Die Süd- und Norddeutschen Meisterschaften sind Qualifikationsturniere für die Deutsche Meisterschaft. Oft kommen die Deutschen Meisterinnen aus dem Frankenland.“ Die Teilnahme an Turnieren sei aufregend erzählt Finja: „Vom Abgeben des Passes über das Hochgehen auf die Bühne mit Glückwünschen und Daumendrücken bis zum Betreten der Bühne. Danach blendet man alles aus, konzentriert sich auf Musik und Tanzen“.

Salti, Flickflack und Spagat

Beachten müssen die Turnierteilnehmerinnen viele Vorschriften die Schuhe, Uniform, Frisur und das Make-up betreffend. „Eine Kür dauert bis zweieinhalb Minuten. Die Musik wie die berühmte „Wilhelm Tell“-Ouvertüre von Gioacchino Rossini wird von den Verbänden vorgegeben“, erklärt die begeisterte Tänzerin weiter. In ihrer Kür vereinen die Tanzmariechen Musik, getanzte Bilder und anmutige Bewegungen zu einer harmonischen Einheit. Bewertet wird neben der Choreographie auch Ausstrahlung, Uniform, Aufmarsch, Grundstellung und Schrittvielfalt. Um viele Punkte zu bekommen, müssen die Tänzerinnen Pirouetten, Salti, Flickflack und Beinschwünge mit Spagat, Rad und vielem mehr kombinieren. Im Turniersport wird Tanzen mit hochklassiger Akrobatik verbunden. Der Spagat in all seinen Varianten ist quasi Pflicht. Tanzmariechen springen den Spagat nicht nur, sondern müssen einen Standspagat auch halten. In der „Königsklasse“ gehört ein Standspagat mit Drehung, Grätschsprung oder auch ein Rad mit sofortigem Sitz im Spagat zu den Elementen eines Tanzes.

Um alle Herausforderungen meistern zu können, besucht die Achtklässlerin der Bad Homburger Maria-Ward-Schule öfters auch samstags Workshops. Zu ihren Vorbildern zählen Deutsche Meister wie der mehrfache Deutscher Meister im BDK für karnevalistische Tänze sowie Weltmeister im Freestyle Ernst Voigt. Zum Training gehören Aufwärmen und Dehnen, danach das Einüben einzelner Figuren wie Räder schlagen, Akrobatik und das Durchgehen der Choreographie. Hinzu kommt Krafttraining in Form von Liegestützen oder zehn Mal hintereinander in schnellem Tempo die Beine hochwerfen. „Früher habe ich in Seulberg rhythmische Sportgymnastik gemacht“, sagt Finja. Gardetanz und Tanzmariechen sind für die Schülerin ein guter Ausgleich zur Schule. „Meine Mutter unterstützt mich sehr, fährt mich zum Training in die Wetterau.“

Finja hatte sich auf die Kampagne 2020/21 sehr gefreut. Nach zwei jähriger Pause infolge eines Haarrisses im Sprunggelenk hätte sie am ersten Februarwochenende erstmals wieder getanzt. Fit hält sie sich während der Pandemie mit Zoom-Training, Walken und Joggen. „Ich liebe es, mich zu bewegen.“

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