Bürgerversammlung zum neuen Schloßborner Hallenzentrum zwischen Zustimmung und Verdruss

So soll sich der Gebäudekomplex vom Sportplatz aus gesehen einmal präsentieren: links die Einfeldsporthalle, in der Mitte der Zwischenbau mit Durchgang, rechts die energetisch ertüch­tigte Mehrzweckhalle als Kulturzentrum. Visualisierung: dick.architekten

Schloßborn (as) – Noch einmal ist die Mehrzweckhalle in Schloßborn richtig voll geworden – vermutlich zum letzten Mal in ihrer jetzigen Form. Denn bei der Bürgerversammlung in der vergangenen Woche, die rund 180 Interessierte anlockte, ging es um die grundhafte Sanierung der „Gudd Stubb“ des Ortsteils sowie den Neubau einer Einfeldsporthalle, die durch einen Zwischentrakt miteinander verbunden werden. Bereits in wenigen Wochen werden die Arbeiten mit der Baustelleneinrichtung und der Räumung der Mehrzweckhalle beginnen, für den Außensport werden Umkleidecontainer aufgestellt.

Vor neun Jahren hatten die Planungen aufgrund eines defekten Dachs und der Erkenntnis, dass die Konstruktion nicht mehr den modernen Brandschutzbestimmungen entspricht, mit 1,6 Millionen Euro nur für die Grundsanierung der 1968 erbauten Mehrzweckhalle begonnen. Jetzt rechnet die Gemeindeverwaltung Glashütten mittlerweile durch die Erweiterung zu einem Hallenzentrum und die Übernahme des Turnhallenbaus vom Hochtaunuskreis (der weiter zwei Millionen Euro zuschießen wird) mit Gesamtkosten von 9,6 Millionen Euro. Und man muss kein Prophet sein, wenn man erwartet, wie Bürgermeister Thomas Ciesielksi (CDU) es bereits bei der Versammlung offen aussprach, dass der bereits als „Sport- und Kulturzentrum“ firmierende Neubau am Ende locker eine zweistellige Millionensumme kosten wird und damit um Längen das teuerste Bauprojekt in der Geschichte der Gemeinde werden wird.

Grund genug für den Vorsitzenden der Gemeindevertretung Matthias Högn, die Bürger – insbesondere die Schloßborner – zu einer Bürgerversammlung einzuladen, um sie hinsichtlich der Bauplanungen, des Zeitplans und der Auswirkungen für die Hallennutzer auf den aktuellsten Stand zu bringen. Denn Bedenken und Kritik waren längst geäußert worden, nicht nur hinsichtlich der Kosten und der Verzahnung der beiden Bauten – welche bereits im Januar 2022 von der Gemeindevertretung beschlossen worden war –, sondern vor allem auch wegen der langen Hallenlosigkeit für die Schloßborner Vereine, die sich aus der Parallelität der beiden Bauvorhaben ergibt.

Denn während bereits feststeht, dass die Mehrzweckhalle bis zum 25. Juni geräumt sein muss und die Vereine nur ein Teil ihrer Geräte in Containern einlagern werden können, steht der Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Sport- und Kulturbetriebs natürlich noch nicht fest. Spätestens im September 2026 soll die neue Sporthalle als Solitär zur Verfügung stehen, dann aber noch ohne Kabinen und Gebäudetechnik, da der hierfür vorgesehene Zwischentrakt zusammen mit der kernsanierten Mehrzweckhalle bestenfalls im März 2027 eröffnet werden kann. Ein Winter muss also ganz ohne Halle überbrückt werden, ein zweiter mit einer Zwischenlösung, in der auch eine „mobile“ Heizung zum Einsatz kommen muss. „Wir sprechen aber hier von einer lebenden Planung, da sind Überraschungen nie ausgeschlossen“, kommentierte Ciesielski die Hoffnungen vieler Bürger auf einen festen Zeitplan. Allerdings sehe er auch einen Puffer bei den Fenstern, wo sechs Wochen von Aufmaß bis zum Einbau eingeplant sind.

Die Gemeinde befindet sich derzeit nach einer Verzögerung im Ausschreibungs- und Vergabeverfahren für den Rohbau, für den bei der europaweiten Ausschreibung bisher vier Baufirmen ihr Interesse bekundet, aber noch kein Leistungsverzeichnis eingereicht haben. Über den Bauzeitenplan hinaus informierten Bauamtsleiter Richard Meixner und der mittlerweile ab Leistungsphase 5, der Ausführungsplanung, für das Gesamtprojekt beauftragte Architekt Stephan Dick über das Gebäudekonzept, die Raumaufteilungen und die immer wieder beschworenen Synergien zwischen den beiden Teilen. Die Sporthalle wird neben den Geräteräumen nur einen kleinen Hausmeisterraum erhalten. Auf diese Räume wird eine Tribüne aufgesetzt, die über einen Treppenraum, der auch die Verbindung zum Zwischentrakt bildet, erschlossen wird. In diesem Trakt (der einen Durchgang zum Sportplatz aufweisen wird) befinden sich dann die Umkleiden, Toiletten, ein Wickelraum, zwei kleine Schiedsrichter- oder Lehrerräume und eben der Technikraum für beide Hallen. Die Wärmeplanung sieht eine Luftwärmepumpe, Fußbodenheizung im Zwischentrakt bzw. Flächenheizungen in den Hallen sowie Photovoltaikpaneelen auf allen Dächern vor.

Das sogenannte Kulturzentrum wird im Wesentlichen die Funktionen und Möglichkeiten in der bisherigen Mehrzweckhalle spiegeln. Es kommt ein kleiner, abtrennbarer Saal für die Vereine und eine Regiebox in Form eines kleinen Balkons für den Theaterbetrieb hinzu. Die in den letzten Jahren geltende Kapazitätsbeschränkung der Halle auf 199 Personen wird nach dem Umbau wieder komplett aufgehoben, große Partys wie die Weiberfastnacht könnten wieder aufleben.

Während die Sporthalle eine Holzverkleidung aus Kanadischer Lärche erhalten wird, um den CO2-Stempel des Gebäudes so gering wie möglich zu halten, wird die Gebäudehülle der Mehrzweckhalle mit einem Wärmeverbundsystem energetisch ertüchtigt werden und abschließend wie auch der Zwischentrakt einen hellen Putz erhalten. Das traf auch auf Kritik. „Holz und Weiß passen gar nicht“, so ein Bürger, der eine farbliche Anpassung dringend empfahl. Architekt Dick entgegnete, man habe bewusst „einen Kontrapunkt setzen und eine Zäsur herstellen“ wollen zwischen den beiden Gebäuden. Da sich über Geschmack schlecht streiten lässt, vermittelte Ciesielski, dass sich die Verwaltung viele Hallen im Umkreis angeschaut und für eine Holzart entschieden habe, die Patina ansetzen könne und auch im Zustand der fortschreitenden Verwitterung „nicht wie eine Feldscheune“ aussehe.

Was offenbar nicht allen Bürgern klar war, ist die Tatsache, dass es sich bei der künftigen Sporthalle um eine Einfeldsporthalle handeln wird – und auch der Kreis keine andere Halle genehmigt hätte. Ballsport wird nur bis zum Basketball möglich sein, aber eben nicht Handball, wofür eine Dreifeldhalle nötig ist. Man werde also auch weiterhin nach Königstein in die Kreissporthallen fahren müssen, äußerte sich eine Handball-Betreuerin über das fortbestehende „Provisorium“ frustriert.

Oder eben ein Jahr nur sehr eingeschränkt bis gar nicht Sport ausüben können. Das ist die jedenfalls die große Befürchtung, die der Vorsitzende des TV Schloßborn Dr. Bernd Werner zum Ausdruck brachte. In Ruppertshain gehe gar nichts und auch in Glashütten werde es sehr eng für viele Schloßborner Gruppen. Ciesielski sagte zu, dass sich die Gemeinde in Person von Claudia Scholz gemeinsam mit Thomas Mangold, Vorsitzender des SC Glashütten, darum bemühen werde, dem Nachbarverein Hallenzeiten zur Verfügung zu stellen. Aber ganz ohne Verluste von Übungsstunden, abgesehen von der erschwerten Anfahrt gerade für den Kinder- und Schulsport wird es in der Hallensaison 2025/26 nicht abgehen können, das ist allen Beteiligten im Ort bewusst. „Das Vereinsangebot in Schloßborn ist generell sehr groß, das wird zwangsläufig zu Ausfällen führen“, so der Bürgermeister. Vielleicht komme aber auch das Bürgerhaus vormittags als weiterer Ausweichort zumindest für Turn- und Gymnastikstunden in Frage, wurde am Rande der Sitzung spekuliert.

Insbesondere Eltern mit Kindern bekundeten weiterhin ihr Unverständnis, dass nicht erst die Sporthalle fertig gebaut, bevor die Mehrzweckhalle in Angriff genommen werde. Meixner, Dick und auch Bürgermeister Ciesielski hoben zwar immer wieder die Synergieeffekte von der Baustelleneinrichtung, über die einheitliche Ausschreibung der Gewerke bis hin zur Ausführung der Arbeiten in einem Guss statt in Abschnitten hervor, konnten die Skeptiker aber nicht völlig überzeugen, zumal die möglichen Einsparungen durch die Zusammenlegung der beiden Projekte mit 500.000 bis zwei Millionen Euro nur recht vage beziffert werden können.

Nochmal richtige Schärfe kam in die Fragerunde, nachdem bei der Vorstellung der Raumplanungen bekannt geworden war, dass die Schrankwände hinter der Sporthallentribüne auch Nicht-Turnvereinen als Lagermöglichkeit zur Verfügung gestellt werden. Er sei „kurz vor dem Kochen“, so TV-Chef Werner. „Ich kämpfe seit acht Jahren für eine Einfeldsporthalle und nicht für eine Kulturhalle“, diese Vermischung von Sport und Kultur entspreche nicht der Absprache des Vereinsrings. Wenn Vereine wie die Laienspielgruppe ihr schweres Gerät aus den Schränken holten, sei an einen geordneten Sportbetrieb nicht mehr zu denken, ja es könnte beim Tischtennis sogar zu Punktabzügen am Grünen Tisch kommen.

Auch hier versuchte der Bürgermeister zu beschwichtigen. Es sei zu früh, sich hierzu Gedanken zu machen. Die Gemeinde werde sich „kümmern, dass es geregelt wird“. Generell, und diesen Tenor bemühte sich die Verwaltung an diesem Abend beizubehalten, werde etwas Schönes in Schloßborn entstehen, auf das sich alle freuen dürften. Auch wenn kurzfristiger Ärger so manche Vorfreude auch mal wegfegen kann ...

 

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