Sanierung des Pfarrzentrums geht weiter – „Halbes Museum für 2,9 Millionen Euro?“

Der Bauzaun steht noch, ansonsten herrscht Ruhe auf der Baustelle. Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim
(ju) – Es ist alles gesagt, die Standpunkte klar artikuliert und trotzdem ging es auf der letzten Stadtverordnetenversammlung im alten Jahr noch einmal hoch her beim Thema Museum und der Frage: Wie geht es weiter? Die Stadthalle war gut gefüllt mit Parlamentariern, denn allen war klar, heute kommt es auf jede Stimme an, aber auch mit Zuschauern und Mitgliedern des Museumsvereins, die auf eine positive Entscheidung des Parlaments warteten. Und die gab es: Mit einem Abstimmungsergebnis von 23 Ja-Stimmen und 19 Nein-Stimmen wurde der Beschluss angenommen, das Museumsprojekt unter Berücksichtigung folgender Punkte weiter voranzutreiben:

Die von dem Planungsbüro aufgeführten Einsparpotenziale in Höhe von rund 696.000 Euro werden bis auf das Foyer realisiert. Das Kellergeschoss wird im ersten Ausbauabschnitt nicht ausgebaut. Die Toilettenanlage wird in das Kellergeschoss verlegt, der Aufzug als Personenaufzug fertiggestellt. Das Kellergeschoss wird so hergerichtet, dass ein späterer Ausbau sinnvoll möglich ist. Das heißt, die möglichen späteren Ausbauflächen können aus bautechnisch sinnvollen Gründen reduziert werden.

Im ersten Ausbauabschnitt wird ebenfalls der Saal nicht ausgebaut, was einer Einsparung von rund 350.000 Euro entspricht. Dieser wird bautechnisch so vorbereitet, dass auch dort in einem 3. Bauabschnitt ein späterer Ausbau möglich ist. Da der Museumsverein das Foyer wünscht, beteiligt er sich an den Kosten mit 50.000 Euro. Das in der Präsentation des Planungsbüros aufgeführte Mehrkostenpotenzial in Höhe von 360.000 Euro wird zusätzlich bereitgestellt. Die Planung sei aufgrund der obigen Punkte anzupassen. Sollte sich dabei herausstellen, dass die Einsparpotentiale nicht realisiert werden können bzw. sich größere Mehrkostenrisiken ergeben, sei die Planung erneut den Gremien vorzulegen. Soweit der Beschluss. Was das im einzelnen bedeutet, fassten die einzelnen Befürworter und Gegner in markige Worte. Allen voran Birgit Gröger (FDP), die nach einem kurzen Abriss der Museumsgeschichte und des Bürgerentscheids zur Sache kam: „Ich war angetan von der Idee des Mitmachmuseums mit Demokratiewerkstatt, aber jetzt reden wir über ein halbes Museum für 2,9 Millionen Euro.“ Sie monierte den Jugendraum, der jetzt wegfalle, den späteren Ausbau des großen Saals und dass der Aufzug nur noch ein Personenaufzug sein würde. „Das Gebäude steht auf einem feuchten Keller. Jeder weiß das. Die Kosten für den Keller werden sich vervielfachen, wenn er irgendwann angefasst wird“, ist sich Gröger sicher. „Der ganze Plan steht auf (feuchten) wackligen Füßen.“ Die FDP hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie den ganzen Umbau und die Sanierung des ehemaligen Pfarrzentrums für falsch hält. Und auch jetzt blieb sie ihrer Haltung treu, stimmte gegen den Beschluss. Robert Wintermayr von den „Freien Wählern Kelkheim“ betont ebenfalls wiederholt seine ablehnende Haltung und kritisierte die ‘Salamitaktik‘, in Form von Ausbauleistungen wegnehmen und auf später verschieben. „Wir werden uns das nächste halbe Jahr mit weiteren Kostensteigerung auch in der abgespeckten Version beschäftigten“, sagte er voraus. Seiner Meinung nach, sei der Standort nicht der Richtige, die Ertragssituation des Museums nicht gut und „man geht doch nicht in ein Wohngebiet, um sich ein paar Möbel und Bilder anzuschauen.“

Dem widersprach der erste Stadtrat Dirk Hofmann, der den sogenannten Kompromiss mitentworfen hatte. Mit einer Augen zu und durch-Taktik wäre man nicht durchgekommen, so seine Meinung. Außerdem wollte man „den Geist des Bürgerentscheids“ beibehalten. Deswegen gäbe es nun einen Mix aus tatsächlichen Einsparungen und Verschiebungen in die weitere Zukunft. Er wies das Parlament auch darauf hin, dass sich die Lage auf dem Bausektor etwas entspanne. Inzwischen würden wieder mehr Firmen an Ausschreibungen teilnehmen, die Preise lägen manchmal sogar unter den Schätzungen der Planer. Die Bauabschnitte seien nach Aussage des Ersten Stadtrats nach Priorität gesetzt, das Museum müsse eine Verbesserung erfahren und außerdem laufe der Mietvertrag aus. Dieser muss unter den jetzigen Voraussetzungen allerdings wohl nochmal verlängert werden, mit einer Fertigstellung des 1. Bauabschnitts sei in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen. Kalle Debus von der SPD wies noch einmal darauf hin, dass ähnliche Projekte in Nachbargemeinden ähnliche Kosten aufwiesen und von daher „normal“ seien. Er sähe auch keine Alternative, habe man schließlich schon 500.000 Euro investiert, erhalte Fördergelder in Höhe von 480.000 Euro von denen schon 140.000 Euro geflossen seien und würde man jetzt aufhören, wäre alles in den Sand gesetzt und weg. „Wenn ich nicht den ersten Schritt mache, kann ich auch Schritt 2 nicht machen“, so seine Devise. Er sei überzeugt, dass es anders nicht gehe.

Jetzt werden im Rathaus die weiteren Schritte besprochen und demnächst dürfte sich dann wieder was tun am ehemaligen Pfarrzentrum in der Feldbergstraße.



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