„Viel mehr als ein Lächeln“ – Wenn Kinderaugen wieder glänzen können

Juliana Mikaelian, Künstlerin und Kunsttherapeutin, Monika Berkenfeld (Miteinander Leben in Kelkheim) und Tetyana Fischer (Zweite von rechts, Gemeinsam für die Ukraine) inmitten der ukrainischen Kinder (und teilweise Mütter) des zweiten Malkurses. Fotos: Mirjam Kuschel

Kelkheim
(mk) – „Wir brauchen die Kontinuität – dass es weitergeht“, so Tetyana Fischer an diesem Abend in der Kita Regenbogen. So ist es in diesen Zeiten mit diversen Themen. Viele Menschen sind jedoch speziell des Themas „Ukrainekrieg“ und „Flüchtlingshilfe“ mittlerweile überdrüssig, die Stimmung im Land kippt, so bekommt man es an der ein oder anderen Stelle mit. Aber manch eine „Angelegenheit“ muss immer wieder in den Vordergrund gerückt werden: Kinder sind unsere Zukunft – egal welcher Herkunft, egal, welche Sprache sie sprechen. Die Sprache der Kunst verbindet sie alle. Und das Lachen. Kinder sollten Kinder sein dürfen: spielen, lachen, malen, toben. Doch diese ukrainischen Kinder haben Krieg gesehen, gehört und gefühlt. Sie mussten, meist nur mit ihren Müttern, aus dem Land flüchten, weil Bomben und Schüsse fielen, weil ihre Häuser zerstört wurden, weil es keine „kindgerechten“ Verhältnisse mehr zuließen – untertrieben ausgedrückt. Wer mag schon mutmaßen, was diese Kinderaugen noch mitansehen mussten?

Doch nun sitzen sie alle beisammen an einem Tisch, malen unter der fachmännischen Leitung von Juliana Mikaelian ihre Bilder, quasseln und lachen. Bei diesem Gesamtbild hat man als Außenstehender eher den Eindruck, es handele sich um ‚ganz gewöhnliche‘ Kinder im Kindergarten – aber bis hierher war es ein weiter Weg.

Aktuell werden insgesamt drei Kurse angeboten: Für die Kinder gibt es donnerstags zwei Kurse, für die „erwachsenen Künstlerinnen und Künstler“ einen Kurs dienstags jeweils immer ab 17 Uhr. Donnerstags starten die kleineren Kinder zwischen 5 und 11 Jahren für eine Stunde. Ab 18 Uhr geht es dann über in den Kurs für die älteren Kinder beziehungsweise Jugendlichen, die zwischen 11 und 18 Jahre alt sind. Seit März und April kamen die meisten Kinder, berichten Tetyana Fischer und Monika Berkenfeld. Nach dem ersten Kurs fangen die meisten Kinder erst an zu reden, wenn sie sich an die neue Umgebung und die Menschen gewöhnt haben. Monika Berkenfeld erinnert sich an ein Kind im Familienzentrum, das lange nur „große, schwarze Kreise“ auf das Papier malte – ein Ausdruck für die erlebten Bomben, wie sich später herausstellte.

Zusammen mit der Kursleiterin Juliana Mikaelian wird ein ukrainisches Lied angestimmt, bei dem alle laut mitsingen. Juliana ist ausgebildete Künstlerin und insbesondere Kunsttherapeutin, außerdem selbst Mutter von drei Kindern. Sie versteht sowohl die Worte der Kinder als auch ihre Sprache in den Bildern und führt sie spielerisch und mit viel Fingerspitzengefühl an verschiedene Motive heran, die dann von jedem Kind individuell umgesetzt werden können. Alle sind überglücklich und dankbar, dass diese Kurse in einem gemeinschaftlichen Projekt von „Miteinander leben“, der Bürgerstiftung, dem Frankfurter Verein „Gemeinsam für die Ukraine“ und der Stadt Kelkheim möglich gemacht werden konnten. „Es ist viel mehr als ein Kinderlächeln“, sagt Tetyana Fischer. „Diese Kinder hier sind die Zukunft der Ukraine und deshalb ist es so wichtig, dass die Traumata verarbeitet und dadurch hoffentlich ein Stück weit auch geheilt werden können.“

„Väter verpassen so viel“

Viele Kinder vermissen ihre Väter und umgekehrt natürlich. Es ist nicht nur so, dass der Krieg den Kindern ihre Kindheit raubt, sondern die Väter ihre Kinder seit Monaten nicht aufwachsen sehen, so berichtet Tetyana Fischer. So habe manch ein Kind hier laufen gelernt oder das erste Wort gesagt. Es sind genau diese Momente, die die Väter verpassen und die nie wieder „aufgeholt“ werden können.

Und ja – das „normale“ Leben, soweit man es normal gestalten kann – es muss ja weitergehen und gelebt werden und die Malkurse sind ein kleines, aber sehr wichtiges Puzzleteil in der „neuen Welt“ der tapferen ukrainischen Familien mit ihren Kindern.

Spenden willkommen

Wer für die Malkurse spenden will, beispielsweise für Materialkosten wie Papier, Farbe, Leinwände, kann sich gerne informieren über „Gemeinsam für die Ukraine e.V.“: www.gemeinsam-ukraine.de oder persönlich bei der Kita Regenbogen vorbeikommen.

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