Königstein (el) – Es ist eines dieser gut gehüteten Geheimnisse in der Stadt – aber eines, mit dem auch jeder gut leben kann, bis es dann Anfang des Jahres, traditionell zum Neujahrsempfang des Burgvereins Königstein, gelüftet wird. Zunächst trugen sich die geladenen Gäste in der Villa Rothschild ins ausgelegte Buch mit schwungvoller Handschrift ein und stießen zur Begrüßung mit Burgvereinspräsidentin Birgit Becker auf das neue Jahr an, ehe man sich Zeit für einen ausführlichen Rückblick auf das vergangene Jahr aus Sicht des Vereins nahm. Ein Jahr, in dem sowohl das amtierende Burgfräulein Nora I. als auch ihre Vorgängerin Carolin I. viel Zeit für den Burgverein investiert haben.
Jede Menge Aufgaben gab es für die Mitglieder zu bewältigen. So halfen sie mit beim Ritterturnier, präsentierten das Burgfestbuch im Juni und wurden dabei ebenso wie am Burgfestfrühschoppen von heftigem Regen überrascht. Dass trotzdem viele Gäste zum Frühschoppen sitzen geblieben sind, freut Birgit Becker umso mehr und lässt auf große Unterstützung auch seitens der Besucher zum neuerlichen Burgfest hoffen, das vom 18. bis 21. Juli gefeiert wird. Nur diesmal mit einigen Neuerungen, die aufgrund eines stringenten Sparkurses notwendig geworden sind, stets mit dem obersten Ziel vor Augen, das Burgfest als Heimatfest für alle Königsteiner zu erhalten. So hat man sich schweren Herzens in diesem Jahr von einigen Traditionen verabschiedet, in der Hoffnung, dass dies vom Burgfestpublikum auch angenommen wird.
So wird man zum ersten Mal an diesem Burgfest auf den Burgfestmontag verzichten, der komplett entfällt. „Eine schwere, aber unumgängliche Entscheidung“, sagt die Burgvereinspräsidentin, die allerdings ein wichtiges „Trostpflaster“ in petto hat: Der traditionelle Frühschoppen wird weiterhin stattfinden, jedoch nicht wie bisher am Montag, sondern diesmal erstmals am Samstagvormittag. Das Burgfest klingt dann am Sonntag aus und zwar mit der Sperrstunde erst um 2 Uhr nachts und nicht wie in den Vorjahren schon in den frühen Abendstunden. So können die Königsteiner den Sonntagabend zur Nacht machen und vielleicht schon jetzt daran denken, sich den Tag darauf eventuell freizunehmen, so dass sie nach der langen Nacht des Feierns auch ausschlafen können.
Auch von der Schlüsselübergabe am Alten Rathaus heißt es jetzt Abschied nehmen. Sie wird künftig im Rahmen des Bürgermeisterempfangs am Samstagnachmittag vor dem Rathaus im Burgweg mit erledigt. Nur der große, symbolische Burgschlüssel müsste bis dahin noch auftauchen, der laut Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr und Vater des amtierenden Burgfräuleins noch bei ihnen zu Hause „herumfliege“. Die Aktien stehen jedoch gut, dass das gute Stück, bis es zum Einsatz kommen soll, wieder gefunden wird.
Auch der kleine Festzug am Samstag entfällt nicht, so aber der Besuch der Hohen Burgfrauen bei den Patienten des St.-Josef-Krankenhauses. Birgit Becker warb in ihrer Rede um Verständnis für alle vorgenommenen Änderungen und Robert Rohr, der im Anschluss das Mikrofon ergriff, hoffte, dass das neue Jahr global gesehen friedlicher werden möge, als es begonnen habe. Ein verkleinertes Burgfest sei besser als keines, kann auch der Stadtverordnetenvorsteher die Streichungen verschmerzen und nutzte jetzt schon mal die Gelegenheit, um dazu aufzurufen: „Wir müssen den Sonntag zu unserem Tag machen!“
Auch als Vater des Burgfräuleins hat Robert Rohr selbst viele Erinnerungen aus diesem Jahr der Amtszeit seiner Tochter mitgenommen. So wie die Geschichte, die sich rund um die Gestaltung des Burgfestwagens für das Burgfräulein rankt – eine Aufgabe, die die Familie des Burgfräuleins stets übernimmt.
Was dem Stadtverordnetenvorsteher früher allerdings nicht so klar war, dämmerte ihm in den Monaten und Wochen vor dem letzten Burgfest: Es ist nicht verwunderlich, dass sich in der Vergangenheit so manche Burgfest-Regentin aus dem Kreis der Handwerker-Familien rekrutiert hat. Zum Glück konnte Rohr und damit auch Nora I. bei der Herrichtung des Wagens auf die Hilfe von Gert Pfaff, Vater der Hohen Burgfrau Carolin I., zählen. Auch auch Krisen, die habe es in dem Jahr der Amtszeit seiner Tochter zuhauf gegeben, scherzte Rohr, nicht ohne einen Seitenblick von seiner Tochter zu ernten. So zum Beispiel seien die Haare des Burgfräuleins viel kürzer geschnitten worden als gewollt und das sei für sich schon ein Drama gewesen.
Auch Bürgermeister Leonhard Helm hob in seiner Ansprache die besondere Stellung heraus, die der Empfang des Burgvereins im Reigen der Neujahrsempfänge einnimmt. Hier kämen Menschen aus den verschiedenen Richtungen zusammen und dies alles im Auftrag der Königsteiner Geschichte, erinnerte Helm unter anderem an die große Bedeutung des Burgfestbuches, in das die Autoren viele Stunden investiert hätten. Diese Arbeit für die Geschichte sei laut Helm schon eine besondere Erwähnung wert, was den Saalburgpreis, den der Verein erhalten habe, durchaus rechtfertige. Nochmals nutzte der Bürgermeister die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass die gestiegenen Kosten in Zusammenhang mit der Durchführung des Burgfestes auch in erster Linie eng mit den gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen zusammenhängen und nicht etwa dem Burgverein selbst anzulasten seien.
Das kommende Burgfest sei auch ein Highlight in seiner Amtszeit als Bürgermeister, denn es handele sich immerhin um das zehnte, das er als Rathauschef erleben dürfe, so Helm.
Dann war es an der Zeit, nach einer ganz besonderen jungen Dame Ausschau zu halten, die die Stadt Königstein zum diesjährigen Burgfest repräsentieren wird. Wer könnte das sein? Da wollte Birgit Becker die Mitglieder und Gäste doch nicht länger auf die Folter spannen und begrüßte Isabelle Hunkel, die zum Burgfest auf Nora I. folgen wird. Am 30. Juni 1997 in Bad Soden geboren, frönt die Schülerin der Feldbergschule, die ihre Kindergarten- und den größten Teil ihrer Schulzeit in Königstein verbracht hat, einem besonderen Hobby: dem Stepptanz. Dieses Freizeitvergnügen verbindet sie auch mit ihren beiden Hofdamen, Schülerin des Taunusgymnasiums, Helen Dawson (18), die schon Nora I. als Hofdame gedient hat und sich in diesem Jahr bereit erklärt hat, diese Funktion nochmals auszuüben, und AKS-Schülerin Angelika Oscherowski (18). Der einzige Mann in der Runde: Junker Dario Seel (18), der auch im Privatleben der Regentin in spe eine Hauptrolle spielt. Er ist der Freund von Isabelle und hat sie während ihrer gemeinsamen Zeit an der Friedrich-Stoltze-Schule kennengelernt. Als Tochter von Brigitte und Holger Hunkel, die dem Vorstand der Ritter von Königstein angehören und dem Burgverein seit jeher sehr verbunden sind, arbeitete Isabelle schon sehr früh an der Verbindung zum „Hof“ und erhielt im Alter von zwei Jahren ihre erste Autogrammkarte vom damaligen Burgfräulein Monika Wochner und nahm oftmals schon am Burgfest in den Gewändern der Ritter teil. Als Burgfräulein Mareike Wesser dann an der Reihe war, fungierte Isabelle als „kleines Burgfräulein“ in ihrem Hofstaat, eine Rolle, die zuletzt die kleine Aurelia als Patenkind von Nora I. übernommen hatte. So schließt sich der Kreis, nicht ohne jedoch Raum für neue, interessante Erfahrungen offenzuhalten.
Auch sonst gibt es von jeder Menge neuer Entwicklungen rund um den Burgverein zu berichten. Die neue Homepage des Vereins wird von Mitglied Wolfgang Riedel gepflegt. Die Jahreshauptversammlung des Vereins findet am 20. März im Hotel Königshof statt. Auch die überaus erfolgreiche 3-Burgenwanderung wird wieder ins Programm aufgenommen und zwar am 18. April. Das neue Burgfestbuch, das am 28. Mai vorgestellt werden soll, ist in Arbeit und man werde in Kürze damit beginnen, Anzeigen hierfür zu akquirieren, mit denen man das Buch finanzieren könne, so Birgit Becker.
Das „neue“ Burgfräulein Isabelle Hunkel (Zweite v. re.) und ihr Gefolge, Helen Dawson (v. li.), Angelika Orzechowsky und Dario Seel.