Königstein (hhf) – Die Vorstandsarbeit sei „keine One-Woman-Show“, vielmehr vertrete man die CDU gemeinsam nach außen hin – deutlicher konnte das Lob der Stadtverbandsvorsitzenden Annette Hogh für ihre Mitstreiter kaum ausfallen. Aber auch das Interne kann sich sehen lassen: Spürbar gelöst und gut gelaunt hatten sich die Mitglieder der Königsteiner CDU im Bürgerhaus Falkenstein getroffen, um ihren Vorstand im Rahmen der Jahreshauptversammlung neu zu wählen.
Was neben der politischen Arbeit der Fraktionen im Stadtparlament oft in Vergessenheit gerät: Parteien sind im Grunde wie Vereine strukturiert, die Mitgliederversammlung hört sich Berichte des Vorstandes an, prüft die Kasse und wählt den Vorstand. Diese Mandatsträger können zwar mit den aktiven Parlamentariern identisch sein, es geht aber auch anders, daher findet man nicht jeden Namen auf den offiziellen Kandidatenlisten wieder.
Umgekehrt finden sich bekannte Namen auf den Mitgliederlisten, so zum Beispiel Landrat Ulrich Krebs oder Daniel Georgi, der als Vorsitzender der Jungen Union als inzwischen „unverzichtbare Stütze“ begrüßt wurde. Dazu kamen pflichtbewusst auch die drei Ortsvorsteher aus den Stadtteilen und – eine Ehrensache mit Tradition – Jürgen Banzer. Der landtagsabgeordnete Ex-Minister fungierte routiniert als Wahlleiter und hielt in dieser Funktion sein Grußwort kurz, zumal er zum damaligen Zeitpunkt noch nichts über die Koalitionsverhandlungen in Wiesbaden sagen durfte. Somit ging das Wort wieder an Annette Hogh über, die mit ihrem Jahresbericht ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm revue passieren ließ.
Informationsveranstaltungen wie der Besuch der Deponie Wicker oder Begehung des Philosophenweges gehörten ebenso dazu wie Ausrichtung oder Teilnahme an diversen Festen, aus Wahlkampfgründen teilweise in Begleitung von Heinz Riesenhuber. In der Öffentlichkeit weniger beachtet gehörten auch Parteitage zu den Terminen („Schön, dass alle Delegierten da waren, das ist nicht selbstverständlich“) und schließlich die Auswertung des Wahlkampfes: „Wir denken nach – Wahlkämpfe sind nicht immer gleich.“
Ungleich offenbar auch die Gefühle der Mitstreiter betreffs einzelner Veranstaltungen, aber auch das kein Grund zum Streiten: „Die Verteilung von „fleißigen Lieschen“ am Muttertag in der Fußgängerzone lasse ich mir nicht nehmen“, so Hogh, die akzeptiert, wenn da nicht jeder mitmachen möchte. Auftritte in der Öffentlichkeit seien allerdings prinzipiell notwendig, da es beim politischen Spiel mit offenen Karten auch allerlei Aufklärungsbedarf gibt: Wer weiß denn schon, dass die klamme Stadtkasse zum Beispiel jährlich 500.000 Euro für den Winterdienst berappen muss oder dass die Pflege der Kunstrasenplätze im gleichen Zeitraum 80.000 Euro verschlingt?
Der Bürger soll wissen, „was uns der gute Standard in Königstein jährlich kostet“, um das Streben der Partei nach einer zuverlässigen Politik zu verstehen, auch wenn der Rotstift angesetzt werden muss: „Die CDU muss für Zuverlässigkeit und ihre Wahlversprechen stehen.“
Mit den inhaltlichen Aussagen ging der anschließende Bericht des Fraktionsvorsitzenden konform, was auch hier wieder die gute Zusammenarbeit im Vorstand belegt. „Finanzen und Investitionen sind immer ein Thema“ seufzte Alexander Hees angesichts der Tatsache, dass die Zeiten der Wunschprojekte längst vorüber sind: Mit einem Fehlbetrag von 4,3 Millionen sei der Haushalt 2014 zwar schon besser als der vorige, doch ist die Zukunftsaussicht nicht gut: Bis 2016 soll ein ausgeglichener Haushalt erreicht werden.
Gut ist das Arbeitsklima in der Fraktion, neue Mitglieder bringen Sachverstand in Architektur und Integration ein und mit Sportplatz Schneidhain, Feuerwehr-Gerätehaus Falkenstein, Sanierung der Heinrich-Dorn-Halle sowie U-3-Betreuung seien auch einige Erfolge vorzuweisen.
Zum Thema Opel-Zoo/Philosophenweg wollen die Politiker erst einmal das Schlichtungsverfahren abwarten, andere Projekte wolle man aber als „Stellschrauben“ sehen und entsprechend daran drehen: Ein alternativer Standort für den im übrigen neu zu bauenden Kinderhort sei noch in Diskussion, das Kurbad bleibt zwar „Herzensangelegenheit“, hängt aber an der Geldfrage und schließlich wolle man eine Erhöhung der Grundsteuer schon jetzt mittragen, damit nicht „in ein bis zwei Jahren der große Knall kommt.“
Mit Knalleffekten rechnete Bürgermeister Leonhard Helm eher nicht, wohl auch wegen der aus seiner Sicht ebenfalls hervorragenden Zusammenarbeit mit der Fraktion, der Grundsteuer will er aber auch zu Leibe rücken, da sie auf veralteten und ungerechten Einheitswerten basiert, die zum Teil „älter als der Bürgermeister“ sind. In der Vergangenheit, so der Rathauschef weiter, habe es im Übrigen auch schon kräftige Haushaltsprobleme gegeben, die vor der Umstellung auf die „Doppik“ aber nicht so aufgefallen seien. Dennoch: „Wenn sie durch die Stadt fahren, werden sie feststellen, dass sich in den letzten Jahren viel getan hat“, das HdB sei „öfter gefüllt als nicht“ und Schneidhain, das im nächsten Jahr ein „Zentrum der Bebauung“ sein wird, werde dabei durch deutlich verbesserte Infrastruktur aufgewertet.
„Königstein ist eine der angesehensten Kommunen der Region“, freute sich Helm, doch gelte es eben, dem Bürger offen zu sagen, dass die Leistungen, an die man sich gewöhnt habe, auch kosten. Die Kosten der Vereinskasse hatte Daniela Wirtnik nach Aussage der Kassenprüfer dagegen sauber im Griff, sie kämpft allerdings noch mit der SEPA-Umstellung und bittet daher dringend alle Mitglieder, ihre Briefe eilig zu beantworten. Ihr Dank galt den altgedienten KollegInnen, die sie als Neuling im Amt fleißig unterstützt hatten, was schließlich zum Antrag auf Entlastung des Vorstandes und deren einstimmiger Genehmigung führte.
Damit war der Weg frei zu den Neuwahlen, die freilich keine Überraschungen mit sich brachten. Durchweg mit sehr großer Mehrheit bis Einstimmigkeit wurden die vorgeschlagenen Kandidaten gekürt: Annette Hogh bleibt Vorsitzende, Alexander Hees und Martin Orlopp fungieren als Stellvertreter, Claudia Mock behält die Schriftführung und Daniela Wirtnik die Kasse. Unterstützt werden sie von sieben Beisitzern: Franz-Anton Bind, Thomas Boller, Hans-Dieter Hartwich, Walter Krimmel, Nicole Rauber-Jung, Franziska Metz und Thordem Scharfschwerdt. Norbert Meyer, Hermann Groß und Karl-Ludwig Pfeil schließlich werden als Kassenprüfer ihrem Vorstand auf die Finger schauen. Schließlich galt es noch, Delegierte für Kreisverbandsausschuss, Kreisparteitag und die Europawahl 2014 zu ernennen und den Wahlvorbereitungsausschuss („Lob kriegt dafür keiner“) zu besetzen, dann hatte man ganze 22 Tagesordnungspunkte abgearbeitet. Was nicht auf der Liste stand: Zum Abschluss gab es Blumen für Annette Hogh, die noch einmal ihre Freude auf die Zusammenarbeit in den kommenden zwei Jahren betonte und einen Königsteiner Burgstollen für Wahlleiter Jürgen Banzer.
Intern gestärkt schauen sie mit einem Lächeln in die schwierige Zukunft: Franziska Metz, Daniela Wirtnik, Alexander Hees, Martin Orlopp, Jürgen Banzer, Hans-Dieter Hartwich, Annette Hogh, Claudia Mock, Walter Krimmel, Thordem Scharfschwerdt, Franz-Anton Bind, Nicole Rauber-Jung und Thomas Boller.
Foto: Friedel