Internationales Miteinander beim Burgfestumzug

Die Ritter von Königstein bildeten die Eskorte für Burgfräulein Isabelle I.

Foto: Schemuth

Königstein (el) – Während man in der Ferne schon Trommeln und Pauken als Zeichen dafür vernahm, dass die ersten Teilnehmer des Burgfestumzuges nahten, hatte es so manch einer in der Frankfurter Straße so gar nicht eilig. Der Brezelwagen parkte noch mitten auf der Gass und der freundliche Verkäufer dahinter machte noch in aller Seelenruhe die letzten Geschäfte mit hungrigen Festzugsbesuchern, bevor er, animiert von Bernd Zierlein auf dem Motorrad, sein Wägelchen in Richtung Kurparkpassage steuerte, um es aus der Schusslinie zu befördern. Ein Verkehrsteilnehmer hatte anscheinend auch nicht mitbekommen, dass am Burgfestsonntag der traditionelle Umzug mit Fußgruppen und Motivwagen stattfindet, sonst hätte er sein Gefährt sicherlich schon vom Seitenstreifen entfernt, ein Umstand, der am Sonntag noch für Last-Minute-Hektik unter den Organisatoren gesorgt hat.

Am Ende sollte auch dieses kleine Hindernis den schillernden Anblick der vielen Zugteilnehmer in ihren historischen Gewändern nicht stören. Wer genau hinschaute, der erkannte auf den Straßen Königsteins auch die historischen Zusammenhänge, die nochmals im Burgfestbuch aufgegriffen werden. So stellte die Kolpingfamilie Königstein als Fußgruppe die urkundliche Ersterwähnung Königsteins 1215 dar. Als nächste Zugnummer folgten die Evangelische Kirchengemeinde Schneidhain und der Ortsbeirat mit der Darstellung der Weihe der ersten Kirche in Schneidhain im gleichen Jahr. Und hier schließt sich der Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart, wie an vielen weiteren Stellen zu beobachten: Kaplan Henrich, der bei der Kolpingfamilie mit dabei war, ist in der langen Reihe der Nachfolger des urkundlich ersterwähnten Kaplans 800 Jahre später sein legitimer Nachfolger, der zudem am Burgfestsonntag um 11 Uhr in St. Marien das Hochamt las.

Besonders authentisch nachgestellt und zudem ausgestattet mit Lutz Paul vom Freundeskreis der Städte Königstein als trompetender Postbote war der Wagen des Freundeskreises der Städte Königstein, der die Kunde davon verbreitete, dass Königstein 1615 eine Posthalterei erhalten hat. Dieses Datum wurde nochmals thematisch von Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann im Festbuch mit ihrem Beitrag „400 Jahre Post in Königstein“ aufgegriffen. Ein herrliches Bild und einen lautstarken Eindruck hinterließen auch die Mitwirkenden aus den Stadtteilen Königsteins, ja sogar die Schloßborner waren angetreten, um aus Küche und Keller aufzutischen. Mit einem Büfett, bestückt mit echtem Obst und Gemüse samt einem Wildschwein (Heiko Scheurich), das vom Jäger durchs Dorf getrieben wurde, warben sie für das neueste Stück der Laienbühne Schloßborn. Eigenwerbung, geschichtlich verpackt, die unterhaltsam war und ankam. Edel auch die Kutschen, in denen die Honoratioren befördert wurden. Ein besonderer Hingucker: das Gespann von Landrat Krebs mit Gattin und dem Ersten Stadtrat Königsteins, Walter Krimmel. Auf dem Kutschbock saß eine Lady ganz in schwarz-weißer Spitze gekleidet mit wehendem Kopfschmuck, die durchaus einem Disney-Klassiker hätte entsprungen sein können.

Auch die polnische Partnerstadt Kórnik, die in diesem Jahr seit zehn Jahren mit Königstein verbunden ist, hatte wieder ihre charmante „Weiße Dame“ als Pendant zum Königsteiner Burgfräulein, entsandt. Dies in Begleitung der ehemaligen Generalkonsulin Elzbieta Sobótka. International kam der Beitrag der Kinderkirche der evangelischen Immanuel-Gemeinde und des Freundeskreises Asyl unter dem Motto „1867: Vom Saalbau zum Hotel – das Hotel Procasky entsteht und beherbergt Gäste aus aller Welt“ daher – hier setzte man das Thema gleich um und demonstrierte zudem gelebte Integration, indem man die in Königstein lebenden Asylsuchenden gleich als Zugteilnehmer einband.

Am Ende hatte sich das lange Warten und Ausharren am Straßenrand gelohnt: Ein jeder, der zu ihr aufsah und sie anlächelte, und ihr etwas zurief, wurde mit einer anmutigen Geste des Burgfräuleins Isabelle I. belohnt, die mit ihren Hofdamen und ihrem Junker traditionell das Schlusslicht des Burgfestumzuges bildet.

Nur einige Besucher, die anscheinend von außerhalb kamen, hatten die Symbolik dahinter nicht verstanden und fragten verdutzt: „Das ist also die Königin und wo ist eigentlich ihr Mann?“ Schnell wurden sie über die royalen Verhältnisse in Königstein aufgeklärt und fühlten sich schnell heimisch.



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