Am „Tag des offenen Denkmals“ präsentieren die Aktiven ihren Einsatz für den Erhalt des kulturellen Erbes

Kaiserin Friedrich setzte sich für den Erhalt der Burg ein.Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Der „Tag des offenen Denkmals“ rückt näher und wieder ist es erklärtes Ziel, Menschen für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und ihr Interesse zu wecken. An jedem zweiten Sonntag im September brechen mehrere Millionen Besucher zu Streifzügen durch die Vergangenheit auf und tausende Denkmale sind geöffnet – und das jedes Jahr unter einem anderen Motto. Am 8. September 2024 lautet es: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte.“ An diesem Aktionstag nimmt auch die Burg Kronberg teil, die sich einmal mehr vorstellt. Wie in den Vorjahren auch präsentieren sich in diesem Rahmen die Arbeitskreise, erklären ihre Aktivitäten und Arbeitsweisen, sprechen über ihre Fortschritte und Erfolge und werben dabei um neue Mitglieder. Denn nur mit entsprechend vielen unterstützenden und helfenden Händen kann an einer Geschichte mit vielen Fortsetzungen geschrieben werden. „Die Begeisterung in den Arbeitskreisen ist ansteckend“, so Jenny Banda, die, wie auch Gilbert Greaves, nach ihrem Berufsleben eine neue, wertvolle und herausfordernde Aufgabe auf der Burg gefunden hat. Beide gehören dem Arbeitskreis Museum an, beide können Führungen anbieten und stehen stellvertretend für ein Team, das seit vielen Jahren ein bedeutsamer Werbeträger und Motor in der öffentlichen Wahrnehmung ist.

Arbeitskreis Museum

„Die Geschichte der Burg und die Geschichten rund um die Burg sind die wichtigsten Themen in unserem Arbeitskreis. Schwerpunkt unserer Aktivitäten sind die regelmäßigen Führungen durch das Burgmuseum sowie Sonder- und Themenführungen, auch in verschiedenen Fremdsprachen, die auf Voranmeldung durchgeführt werden“, ergänzt Gilbert Greaves, der erst kürzlich diesem Arbeitskreis beigetreten ist. „Ich bin Engländer und habe mir alle deutschen Fachtermini im Zusammenhang mit der Burg-Historie übersetzt, sämtliche Eigennamen und Anekdoten.“ Bislang sei er mit seinen Kolleginnen und Kollegen mitgegangen, habe dabei gelernt und fehlendes Wissen komplettiert. „Wir bieten von Ende März bis Anfang Oktober regelmäßig von Mittwoch bis Sonntag und natürlich auch in den Ferien öffentliche Führungen an. Es können aber auch individuelle Führungen gebucht werden, ob in Deutsch, Englisch oder Französisch oder jeweils zu speziellen Themen“, erklärt Jenny Banda. Weil das Interesse an der Burggeschichte ständig wachse und sich verstärkt auch fremdsprachige Besuchergruppen anmelden würden, sei die Auslastung des gesamten Teams sehr hoch. „Wir suchen wirklich dringend nach neuen Mitgliedern in unserem Arbeitskreis, in dem keiner auf sich allein gestellt ist. Wir werden gut geschult und uns wird ausreichend Lernmaterial zur Verfügung gestellt. Wer sich für Geschichte interessiert, findet auf unserer Burg ein reiches Spektrum“, schwärmt Jenny Banda, von Haus aus Historikerin.

Reihe von Anekdoten

Bei ihren Führungen hat sie eine Reihe von Anekdoten im Gepäck, „schließlich soll es für unsere Gäste neben den vielen Fakten auch Launiges geben, Sie sollen Spaß haben und im besten Fall wiederkommen.“ Ein Beispiel: Wer weiß etwa, dass eine Ritterrüstung bis zu 45 Kilo schwer sein konnte? Die Fortbewegung mit diesem Panzer war also echt anstrengend. Und daraus ergab sich ein Problem: Bei Kämpfen staute sich die Körperwärme unter dem Blech. Je dichter und damit sicherer eine Rüstung war, desto stärker schwitzten die Ritter darunter. Wenn dann noch gleißendes Sonnenlicht das Metall erhitzte, wurden sie eher vom Hitzschlag niedergestreckt als vom Gegner. Dieses und anderes Interessante und Wissenswerte rund um das Thema Burgen, Ritter und Mittelalter vermitteln die zwölf Gästeführer bei ihren Touren durch die Burg. Und sie klären über zahlreiche Sprichwörter auf, wie etwa, „was im Schilde“ führen. Die Redewendung „mit offenem Visier kämpfen“ geht auf die Turnierkämpfe der mittelalterlichen Ritter zurück. Mit Lanze und Schwert preschten die berittenen Rivalen aufeinander zu. Das Visier ihres Helmes schützte sie dabei vor Verletzungen an den Augen. Mit heruntergeklapptem Visier konnten sich die Gegner nicht mehr in die Augen sehen und nicht erraten, was der andere wohl vorhabe. Wer also richtig Mumm und Ehre hatte, ließ sich „in die Karten schauen“ – und kämpfte mit offenem Visier.

Mehrere Aufgabenbereiche

Die zahlreichen Führungen sind es allerdings nicht alleine. Zu den Aufgabenbereichen des Arbeitskreises Museum zählen zudem die Betreuung des Vereinsarchivs, die Aufsicht im Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit dem Burgverein und dem Geschichtsverein, die Führung der Burgkasse und die Besucherbetreuung. „Aufgrund der vielfältigen Einsätze treffen wir uns jeden ersten Montag im Monat, um entsprechende Pläne zu erstellen und alles gut zu organisieren. Davon hängt ein reibungsloser Ablauf ab.“ Das ist nur ein Teil des Ganzen, denn Führungen verlangen den Aktiven einiges ab. „Wir brauchen neben unseren Kenntnissen ein großes Durchsetzungsvermögen und wir müssen in der Lage sein, spontan auf jede unvorhergesehene Situation angemessen und flexibel reagieren zu können.“ Jede Gruppe sei sehr unterschiedlich und „wir sollten uns von Anfang an professionell darauf einstellen können und dabei sehr schnell zu einer richtigen Einschätzung kommen.“ Eine gute Menschenkenntnis, Schlagfertigkeit und eine große Portion Humor seien bei den Führungen die besten Wegbegleiter, wenn es einmal zu einer unfreundlichen Begegnung käme. „Nicht anders, als wir es aus unserem langjährigen Berufsleben auch kennen.“ Am „Tag des offenen Denkmals“ ist der Eintritt auf der Burg kostenlos. Wobei sich ein Besuch des Kronberger Wahrzeichens immer lohnt.

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