Tänze, Sonaten und tierische Musik

Das Orgel-Duo Iris und Carsten Lenz begeistert Musikliebhaber mit seinem Konzert „Die Orgel tanzt“.Foto: fch

Bad Homburg (fch). Zu einem besonderen Orgelkonzert hatte das Orgel-Duo Iris und Carsten Lenz am Sonntag in die Herz Jesu Kirche Bad Homburg-Gartenfeld eingeladen. Der Konzerttitel „Die Orgel tanzt“ stieß bei Musikliebhabern und Gemeindemitgliedern auf große Resonanz.

Zahlreiche der 420 Plätze in der Kirche waren besetzt. Viele wollten hören, wie die Pfeifen der 1976 erbauten, barock inspirierten Bosch-Orgel in der 1969 eingeweihten Kirche beim Tanzen klingen. Das Publikum konnte dank einer Video-Übertragung live verfolgen, wie die beiden Musiker virtuos mit „vier Händen und vier Füßen“ scheinbar mühelos über die Klaviatur beziehungsweise Pedale glitten und die ganze Ton- und Klangfüller der Königin der Instrumente zu Gehör brachten.

Dafür hatten die beiden studierten Kirchenmusiker aus Wiesbaden ein ebenso anspruchsvolles wie fröhlich-beschwingtes Repertoire zusammengestellt. Die musikalische Bandbreite reichte von „Tänzen aus der Orgeltabulatur von 1583“ von Elias Nikolaus Ammerbach (um 1530 bis 1597) und „Marcia militare“ von Giovanni Morandi (1777 bis 1856) über Tänze aus dem „Katharinentaler Orgelbuch“ des Anonymus im 18. Jahrhundert bis zu Hausorgeltänzen wie dem Hausorgeltanz „Schottisch D-Dur“ von Elsbeth Forrer und der „Polka pel finale per dopo la messa“ von Francesco Pagani (1850 bis 1884).

Doch damit war das Repertoire noch lange nicht ausgeschöpft. Weiter ging es mit beschwingten Melodien von Thomas Payne Westendorf (1848 bis 1923) aus „Fun And Frolic“ wie der „Bounding Ball Polka“, dem „Fun And Frolic Waltz“ oder dem „Rolling Hoop Galop“ sowie der Sonate „L´ Entente cordiale“ des zeitgenössischen Komponisten Julien Bret (geboren 1974).

Eine Brise britischen Humors wehte durch die Herz Jesu Kirche Bad Homburg-Gartenfeld als die Organisten von Nigel Ogden (geboren 1954) „Penguins´ Playtime“ spielten. Den zur beschwingten Musik watschelnden Pinguinen ließen die beiden Organisten tierisch schöne Musik aus den USA mit dem „Charlie Dog Blues“ von Robin Dinda (geboren 1959) folgen. Wie Carsten Lenz informierte, hat Robin Dinda nicht nur den beim Neujahrskonzert in Bad Homburg interpretierten Blues für seinen Hund Charlie komponiert, sondern noch weitere wie einen „Ragtime für Kater Max“.

Das letzte Stück im Programm setzte einen klanglich effektvollen Schlusspunkt über ein abwechslungsreiches Konzert mit Walzer, Tango, Boogie und mehr. Für das Finale hatte sich das Duo ein von Carsten Lenz (geboren 1970) zusammengestelltes Potpourri aus „Geburtstags-Tänzen“ aufgehoben. Hier reichte die Bandbreite von „Happy Birthday“ und einem „Schottischen Dudelsack-Tanz“ über Cha Cha Cha, Rumba, Tango und Swing bis zu Wiener Walzer und Boogie. Den Schlusspunkt setzte das sein Publikum begeisterndes Orgel-Duo dann mit einem Tarantella-Finale.

Gratis zum Ohrenschmaus gab es zahlreiche Informationen wie der, dass das Orgelspiel mit zwei Organisten an einer Orgel seit dem späten zehnten Jahrhundert belegt ist und in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Mode kam. Im 19. Jahrhundert erlebte das vierhändige Orgelspiel eine Blütezeit.

Bereits in der Frühzeit der Orgelmusik wurden neben geistlichen Kompositionen auch Tänze für Orgel komponiert. Schon in den ersten Orgel-Notenbüchern im 14. Jahrhundert sind erste Orgel-Tänze überliefert. Auch in Klöstern der Barockzeit entstand Orgel-Tanzmusik oder im 19. Jahrhundert in der Schweiz die berühmten Toggenburger Hausorgeltänze. Heute wird diese Tradition mit neuen Orgelstücken im Swing- und Jazz-Stil fortgesetzt. Zudem ist die Königin der Instrumente ein anspruchsvolles Instrument, wie die beiden Organisten informierten.

Erst kurz vor dem Konzert kommen, die Orgel einschalten, sich an den Spieltisch setzen und spielen, das geht nicht. Das kurstädtische Publikum bedankte sich bei Iris und Carsten Lenz mit anhaltendem Applaus für das besondere Konzert mit den zur schwungvollen Musik aus fünf Jahrhunderten tanzenden Pfeifen „ihrer“ Bosch-Orgel.

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