Königstein (gs) – Die Stimmung auf dem, anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Koronarsportgruppe Königstein in der KVB-Klinik stattfindenden Grillfests, konnte besser nicht sein. Nahezu 50 Mitglieder waren an diesem Abend versammelt, um gemeinsam auf ihr sportliches Engagement zurückzublicken und den Menschen zu danken, die sie unterstützen und den Koronarsport in Königstein eigentlich erst möglich machen. Wer den lebhaften Gesprächen in lockerer Runde lauschte, konnte eigentlich gar nicht glauben, dass unterschiedliche, schwere Herzerkrankungen die Gäste an diesem Abend zusammengeführt haben. Sie alle hadern nicht mit ihrer Krankheit, sondern schauen positiv in die Zukunft und halten sich durch die regelmäßige Teilnahme an einer der vier zertifizierten Herzsportgruppen körperlich fit. Rainer Zirn, 1. Vorsitzender des Vereins, blickt in seiner Ansprache gerne und voller Stolz auf die Erfolge der vergangenen 20 Jahre zurück. Als Mitstreiter der ersten Stunde hatte er 1997 gerade einen Herzinfarkt überstanden, der ihn, den aktiven Banker, mitten aus dem Arbeitsleben gerissen hatte. Auf Anraten seines Arztes nahm er Kontakt mit den verantwortlichen Medizinern der KVB Klinik auf, um sich anschließend dem Vorläufer des heutigen Vereins anzuschließen. Nachdem die „Herzsportler“ damals sehr zahlreich wurden, trennte man die Gruppen aus dem Verein für Sport und Gesundheit (VSG) heraus und gründete den Koronarsportverein Königstein e.V. Rainer Zirn hat den Verein in seiner heutigen Form entscheidend mitgeprägt und konnte sich während dieser Zeit immer auf die Unterstützung der Klinik Königstein der KVB und ihrer kompetenten Fachärzte verlassen. Wöchentlich trainieren vier Herzsportgruppen, deren Teilnehmer sich unter Anleitung eines besonders qualifizierten Übungsleiters und eines anwesenden Arztes vorwiegend in Gymnastik, Bewegungsspielen und Volleyball üben. Der Koronarsport ist vollständig auf Herz-Kreislaufpatienten ausgerichtet, wobei die maximale Gruppengröße bei 20 Personen liegt. Dem Ärzteteam der KVB – hier im Besonderen Herrn Dr. med. Arno Schöneberger (ehemaliger Chefarzt der KVB) und seinem Stellvertreter, Dr. med. Walter Magnet, war es zu verdanken, dass der Koronarsport erfolgreich werden konnte. Die KVB Klinik stellte nicht nur von Beginn an die Räumlichkeiten und Gerätschaften zur Verfügung, sondern auch die betreuenden Ärzte, ohne deren Beisein die Herzsportgruppen nicht stattfinden könnten. „Die ärztliche Begleitung, die für die Sportgruppen elementar wichtig ist, ist oft am schwierigsten sicherzustellen.
Viele Gruppen haben große Schwierigkeiten, betreuende Ärzte zu finden.
Diese Sorge war uns, dank der KVB-Unterstützung, immer genommen“, bedankte sich Zirn bei den anwesenden Ärzten. Viele der Mitglieder waren seit der Gründung dabei, so wie Stefan Kiesow, der mit seinem „zarten“ Alter von heute 48 Jahren den Altersdurchschnitt der Gruppe noch immer deutlich senkt. Für ihn, der aus gesundheitlichen Gründen länger pausieren musste, ist die Koronarsportgruppe auch ein wichtiger, sozialer Anlaufpunkt. „Hier sind wir in einer Gemeinschaft unter Gleichen. Probleme werden besprochen und niemand muss sich schlecht fühlen, wenn er seine Leistungsgrenze früher erreicht als die anderen. Es ist ein gutes Gefühl, dass wir mit unseren gesundheitlichen Problemen nicht alleine gelassen werden.“ Die Gruppen trainieren über Jahre gemeinsam und werden auch nicht auseinandergerissen, wenn die Leistungsstärke einzelner vielleicht nachlässt. Die Übungsleiter kennen „ihre“ Patienten sehr genau und können so auf einzelne Probleme gezielt eingehen. Dazu nehmen sie alle zwei Jahre an entsprechenden Fortbildungskursen teil und verlängern damit auch ihre Übungslizenz. Bedenkt man, dass die älteste Übungsleiterin, Maria Schormann, mit ihren 84 Jahren top fit ist und ihre Lizenz gerade noch einmal um zwei Jahre verlängert hat, so wird deutlich, welches Zusammengehörigkeitsgefühl die einzelnen Gruppen verbindet.
Der Herzsport hält die Mitglieder auf Trab und die begleitenden Ärzte sind für die Sportler kompetente Ansprechpartner in allen Gesundheitsfragen. „Die Gespräche miteinander machen den Umgang mit der Krankheit ein bisschen leichter“, fasst Zirn zusammen. Zwei Mediziner wurden dann an diesem Abend auch für ihr außerordentliches Engagement für den Koronarsport besonders gewürdigt. Der ehemalige Chefarzt der KVB Klinik, PD Dr. med. Arno Schöneberger, und sein ebenfalls bereits pensionierter Stellvertreter, Dr. med. Walter Magnet wurden durch Christine Hector vom Hessischen Behinderten und Rehasportverband e.V. (HBRS) mit einer Ehrenurkunde und der Ehrennadel für ihr langjähriges Engagement geehrt. Annähernd 30 Jahre hatten sich die beiden Ärzte für den Koronarsport eingesetzt und ihn gefördert. Dr. Magnet zeichnet auch nach seiner Pensionierung noch für die Organisation der begleitenden Ärzte in Königstein verantwortlich. Dass die Teilnahme am Koronarsport nicht selbstverständlich ist, war der kurzen Ansprache von Dr. Magnet zu entnehmen. Die Teilnahme verlangt den Sportlern persönlich einiges ab, gilt es doch die eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. In der heutigen Leistungsgesellschaft kein leichtes Unterfangen.
Der anerkennende Applaus war groß und im Anschluss machten Fotos aus 20 Jahren Vereinsleben die Runde, die viele zum Schmunzeln brachten. Auch außerhalb der Sportgruppen findet ein aktives Vereinsleben statt. Man trifft sich persönlich, findet sich zu Radsportveranstaltungen zusammen oder besucht gemeinsam medizinische Vorträge, die oft exklusiv organisiert werden. Über den Sport hinaus sind in den letzten 20 Jahren viele Freundschaften entstanden, die den Betroffenen trotz aller gesundheitlichen Einschränkungen ein gesellschaftliches Leben ermöglichten. So war es auch nicht verwunderlich, dass der gesellige Abend nach dem Erkalten des Grills noch lange nicht zu Ende war und dieses Jubiläum den Anwesenden sicher noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird.