Lions fördern Initiative und ehrenamtliches Engagement

Am 25. März findet der vierte Königsteiner Frühlingsball des Lions-Club Königstein statt.

Archivfoto

Königstein (kw) – Zum vierten Mal veranstaltet der Lions-Club Königstein am 25. März den Königsteiner Frühlingsball, dieses Jahr unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Riesenhuber. Unter dem Motto „Wir fördern Initiative“ ist mit dem Ball und der zugehörigen Jahresschrift eine Plattform entstanden, die das ehrenamtliche Engagement in unserer Stadt fördern und ihr mehr Beachtung verschaffen soll. Im Namen der Lions skizziert Dr. Martin Kasper die Motivation und Überlegungen dazu:

Königstein – Ghetto des Geldadels oder Hort sozialer Initiativen?

Wer im Internet nach Königstein im Taunus sucht, der findet ganz oben bei Google den ziemlich einseitigen Wikipedia Eintrag (leicht gekürzt): „Königstein im Taunus ist für seine bevorzugten und teuren Wohnlagen mit einer Reihe von Villen bekannt. Zudem weist die Stadt einen weit überdurchschnittlichen Kaufkraftindex von 191% (2011) des Bundesdurchschnitts auf und belegt damit einen bundesweiten Spitzenwert.“ Die Tatsache, dass einige der wohlhabendsten Deutschen in teuren Villen im Vordertaunus leben, inspirierte Henning Sußebach von der Wochenzeitung „Die Zeit“ vor einigen Jahren zu seiner reißerischen Reportage „Maria und Josef im Ghetto des Geldes“. Verkleidet als obdachloses Paar machte er sich mit der Schauspielerin Viola Heeß auf den Weg, um die Menschen in unserer Stadt zu testen. In seinem langen Artikel kommen nicht viele gut weg (immer noch im Internet zu finden: http://www.zeit.de/2011/52/DOS-Maria-und-Josef). Polemisch beschreibt er einen unsensiblen, abgehobenen, äußerlichen und auf sich selbst bezogenen Geldadel. Hat er die Situation richtig erfasst oder nur seine Vorurteile bestätigen wollen?

Wir Lions glauben, dass dies eine ungerechte, einseitige und verkürzte Darstellung war. Wir erleben die Königsteiner vielschichtiger. Sicherlich gibt es hier viele, die sich mehr leisten können als der Durchschnitt. Natürlich kennen wir Anekdoten, die die Erlebnisse von Sußebach zu bestätigen scheinen. Aber gleichzeitig gibt es unserer Einschätzung nach in Königstein auch ein überdurchschnittlich hohes soziales und gesellschaftliches Engagement, vielfach geprägt von Selbstlosigkeit, beeindruckendem Einsatz und tief verwurzelten, gelebten Werten.

In Königstein gibt es mehr als 20 Stiftungen, die am Ort und weit darüber hinaus Gutes bewirken, zumeist ohne Aufhebens – auch ein Spitzenwert im Bundesdurchschnitt. Jährlich investieren sie Millionen aus Erträgen und Spenden in die Gesundheit, Bildung und Ernährung von Menschen am Rande der Gesellschaft. Das Vereinsregister listet mehr als 100 aktive Vereine, von denen viele eine soziale Aufgabe für Benachteiligte, Arme oder Kranke erfüllen. Wenn wir allein die addieren, die uns bekannten Organisationen ihre Zeit spenden, um bei der Königsteiner Tafel, bei der Betreuung von vernachlässigten Kindern, einsamen Alten, Behinderten oder Flüchtlingen und ähnlichen sozialen Aufgaben zu wirken, sind es einige tausend Menschen. Das ist ein sehr hoher Anteil der Königsteiner!

Viele Initiativen sind beispielhaft. Jeder Flüchtling in Königstein wird von Freiwilligen persönlich betreut, die ihm oder ihr helfen, die Sprache zu lernen, mit deutschen Behörden zu kommunizieren, eine Wohnung anzumieten und auszustatten und sich in die deutsche Kultur zu integrieren. Vollkommen anonym wirken im Ehrenamt Königsteiner in der Begleitung von Kindern, bei denen die Eltern dies nicht leisten können. Sie organisieren Geschenke, Nachhilfeunterricht, Ferienfreizeiten und das Kinderbett, das die Familien sich sonst nicht leisten könnten.

Mehrere Organisationen in Königstein kümmern sich um die Förderung von tausenden Kindern in ihren Herkunftsländern, um Armut und Fluchtgründe zu bekämpfen. Sie organisieren Schulbildung und berufliche Qualifizierung, reduzieren damit Armutsmigration und ermöglichen diesen jungen Menschen so ein selbstbestimmtes Leben in Würde.

Das staatliche Gymnasium integriert Kinder aus mehr als 50 Ländern – darunter viele mit familiären Herausforderungen. Die Stunden, die Eltern und Lehrer ehrenamtlich einsetzen, um individuelle Förderung, Begleitung und schulischen Erfolg unabhängig vom Elternhaus zu ermöglichen, stehen in keinem Schulreport. Im Bericht des Fördervereins sind die notwendigen finanziellen Zuschüsse hierfür beachtlich.

Wer mit den Kirchengemeinden in Kontakt ist, der weiß darum, wie viele Menschen aus den Gemeinden sich im Verborgenen um Einsame kümmern, Familien in Notfällen beistehen, Kranken Hilfe bringen oder einfach da sind, wenn jemand gebraucht wird. Sternsinger und der kleine i-Punkt in der Stadt sind nach außen hin sichtbare, sympathische Symbole dieses ehrenamtlichen Engagements.

Aber auch andere Initiativen sind uns Lions wichtig. Nicht nur, aber eben auch in Königstein wird der Verfolgten des Naziregimes mit Stolpersteinen ein Gedenken gesetzt. Die Heimatvereine leben von dem freiwilligen Einsatz von hunderten Mitgliedern. Hunderte Mütter und Väter leisten Stunden in den Schulen und Sportvereinen, nicht nur für die eigenen Kinder. Lesen Sie mehr über viele solche Initiativen in diesem Heft (und denen der Vorjahre).

Wir Lions sehen es als unsere Aufgabe an, diesen Initiativen eine Plattform zu geben. Wir möchten die Menschen, die sich engagieren, ermutigen und in ihrem Einsatz bestätigen. Wir wollen dazu beitragen, dass ihr Einsatz wertgeschätzt wird und sie sich untereinander vernetzen. Wir freuen uns, wenn durch die guten Beispiele andere Menschen beflügelt werden, sich anzuschließen und mitzuwirken oder ihre eigene Initiative zu starten. Deswegen fördern wir mit unseren Activities jährlich mehrere lokale Initiativen bei ihrem vorbildhaften Engagement – und berichten über viele weitere, die sonst wenig Zugang zur Öffentlichkeit finden.

Zitate und Portäts

„Mit meinem Ehrenamt setze ich mich dafür ein, dass sich Familien in Königstein informieren und austauschen können. Aus diesem Grund unterstütze ich den i-Punkt als Treffpunkt für kleine und große, junge und alte Königsteiner.“

Iris Teleki, Koordinatorin i-Punkt für Familien

„Als Lehrerin und Mutter möchte ich, dass alle Kinder ihre Stärken erkennen und ihre Talente entwickeln. In Asien – zuletzt beim Besuch in unsere Patenschule - erlebte ich, dass viele diese Chance immer noch nicht haben. Gerne engagiere ich mich deswegen für gute Bildung der Kinder in Amguri – und freue mich, dass unsere Schüler mitmachen und gleichzeitig Einblicke in andere Lebenswelten bekommen.“

Christine Bosch, Lehrerin Taunusgymnasium Königstein

„Kaum zu glauben aber wahr: In Königstein gibt es 400 Haushalte, die im täglichen Leben um das Notwendigste kämpfen. Unser Verein hilft diesen Menschen mit finanziellem Engagement, persönlicher Ansprache und dem, was gebraucht wird. All dies erfordert das ehrenamtliche Engagement von vielen Königsteiner Bürgern.“

Angelika Rupf, Vorsitzende Bürger helfen Bürgern e.V.

Wussten Sie schon

Hessen ist das Flächenland mit der höchsten Dichte an Stiftungen. In Königstein kommt eine gemeinnützige Stiftung auf weniger als 1.000 Einwohner, etwa das Vierfache des Bundesdurchschnitts.



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