Zwei Davoser Liegen sind in Falkenstein wieder zu Hause

Falkenstein – Vor über einhundert Jahren entwickelte der Lungenfacharzt Dr. Peter Dettweiler einen Liegestuhl, auf dem seine Patienten möglichst lange und bequem verweilen konnten. Später kam die Liege in die Schweiz und wurde dort als Davoser Liegestuhl bekannt. In einer Gemeinschaftsaktion ist es gelungen, zwei Liegestühle wieder nach Falkenstein zu bringen, wo sie ab dieser Woche im Park des Falkenstein Grand Kempinski aufgestellt werden.

Als Frankfurter Ärzte 1875 die Heilanstalt Falkenstein im Taunus eröffneten, konnten sie nicht ahnen, dass Dr. Peter Dettweiler die Klinik nur wenige Jahre später zu einem herausragenden internationalen Ruf führen sollte. Der Lungenfacharzt befasste sich mit der Behandlung von Tuberkulose und hatte eine Therapie entwickelt, die er konsequent anwandte. Sie beruhte auf einer reichhaltigen und fettreichen Ernährung. Anzahl der Mahlzeiten, Essensmenge und Uhrzeiten waren deshalb exakt vorgeschrieben und sorgten für eine strenge Disziplin in der Falkensteiner Klinik. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung war eine ausgedehnte Liegekur.

Bei Wind und Wetter und zu jeder Jahreszeit verbrachten die Gäste sechs bis zehn Stunden täglich auf den offenen Balkonen und Terrassen des Sanatoriums.

Damit die Patienten bequem und vor allem lange draußen verweilen konnten, entwickelte Dettweiler einen komfortablen Liegestuhl. Selbst eisige Wintertage verbrachten die Gäste darauf, auch weil die aufgelegte Matratze sich optimal dem Körper anpasste und Fellsack, Wolldecke und Bettflaschen die Genesenden wärmten.

Der Liegestuhl war so perfekt, dass Dr. Karl Turban, der bei Dettweiler in Falkenstein hospitierte, ihn mit in die Schweiz nahm. Bald wurde die Liege bekannt und viele Schweizer Sanatorien nutzen sie. So wurde aus der eigentlichen „Falkensteiner Liege“ der „Davoser Liegestuhl“.

Zwei Liegestühle sind mittlerweile wieder an ihren Ursprungsort zurückgekehrt. In einer Gemeinschaftsaktion von Bürgern, Vereinen und der Stadt Königstein ist es gelungen, zwei Repliken zu erwerben, die jetzt im Park des Falkenstein Grand Kempinski – passend zur Sommerzeit – wieder aufgestellt werden.

Der „Davoser Liegestuhl“ müsste eigentlich „Falkensteiner Liege“ heißen. Dieser Satz von Lokal-Historiker Hermann Groß ließ aufhorchen. Wenn es einen Liegestuhl gab, der in Falkenstein entstanden war, müsste doch zumindest einer davon wieder zurückkehren können. Schnell im Internet nachgeschaut und siehe da: Heini Dalcher, ein engagierter Architekt aus Sissach in der Schweiz, hatte 2011 die Liege in einer Korbflechterei in Vietnam neu auflegen lassen. Das ist ein Anruf wert! Einige Telefonate und E-Mails später stand fest: ja, es können sogar zwei Liegen in Falkenstein aufgestellt werden.

„Das ist eine tolle Idee, ich übernehme die zwei Liegen“. Thomas Giese, sehr mit seiner Heimat verbunden, ließ sich von dem Gedanken, gemeinsam für Falkenstein aktiv zu werden, anstecken. Der Wunsch des Heimatvereins Falkenstein noch zwei weitere Liegen zu erwerben, ist zwar aufgrund eines Lieferengpasses noch unerfüllt, jedoch weiterhin vorgesehen.

Wie aber sollen die Davoser Liegen nach Falkenstein kommen, wenn sie ziemlich umständlich einzupacken und die Transportkosten sehr hoch sind? Deshalb machte sich Jürgen Kluck von der Königsteiner Kulturgesellschaft e.V. auf den Weg in die Schweiz und holte das besondere Frachtgut ab.



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