„Antrittsbesuch“ in neuer englischer Partnerstadt

Auf dem „Folly-Tower“, einem bekannten historischen Aussichtsturm in Faringdon, von dem man sieben Grafschaften überblicken kann: Von links: Erster Stadtrat Jörg Pöschl, Faringdons Bürgermeisterin Kiera Bentley, Bethia Thomas (Town-, District- und County Councillor für Faringdon, das White Horse Vale und die Grafschaft Oxfordshire) sowie Bürgermeister Leonhard Helm Foto: privat

Farington/Königstein (kw) – Zu einem mehrtägigen „Antrittsbesuch“ weilten dieser Tage Bürgermeister Leonhard Helm und Erster Stadtrat Jörg Pöschl in Königsteins neuer

Partnerstadt Faringdon in Oxfordshire. Beide nutzten die Einladung zum 30-jährigen Partnerschaftsjubiläum zwischen Faringdon und Falkensteins französischer Partnergemeinde Le Mêle sur Sarthe, um am Rande dieser Feierlichkeiten auch erstmals mit den dortigen Verantwortlichen zusammenzutreffen.

Bereits am 12. Januar hatte das Town Council in Faringdon dem Ansinnen der Stadt Königstein nach einer Städtepartnerschaft Rechnung getragen und ein klares „Go“ für die Einleitung einer solchen ausgesprochen. Nachdem am 7. April das Königsteiner Stadtparlament einstimmig „nachgezogen“ hatte, hat sich auf Königsteiner Seite bereits am 18. Mai ein „Förderverein der deutsch-englischen Partnerschaft Königstein im Taunus – Faringdon“ mit einem fünfköpfigen Vorstand und einem elfköpfigen Beirat gebildet. Erfreulich, dass dieser Förderverein laut Pöschl bereits wenige Tage nach seiner Gründung fast 50 eingetragene Mitglieder verzeichnen kann, Tendenz weiter deutlich steigend!

„Das Treffen in Faringdon war getragen von einer immens großen Herzlichkeit, die uns entgegengebracht wurde. Obwohl wir ja eigentlich nur Gäste bei der franco-anglikanischen Jubiläumsfeier waren und uns dementsprechend dezent im Hintergrund hielten, fühlten wir uns von unseren englischen Gastgebern behandelt wie alte Freunde“, so Bürgermeister Leonhard Helm.

„Viele der an diesem langen Wochenende anwesenden Meloiser kannten beziehungsweise kennen wir ja schon seit vielen Jahren, und der eine oder andere unserer englischen Gastgeber war auch schon zu Besuch in Königstein. In der Mehrzahl haben wir jedoch auf englischer Seite viele neue Erstkontakte knüpfen können, und alle zeigten sich überaus interessiert über uns und unsere Region“, so Erster Stadtrat Jörg Pöschl ergänzend. „Egal, mit wem wir sprachen, alle wussten Bescheid über unsere neue Partnerschaft und waren voll des Lobes über diesen Schritt.“

Bürgermeister Helm ergänzte auch nochmals im Gespräch mit der Königsteiner Woche, dass sich die Grafschaft Oxfordshire und Faringdon im Speziellen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil für einen Verbleib in der EU ausgesprochen hatten. „Genau diese Haltung zog sich quer durch alle Gespräche, die wir dort mit Bürgern und Mandatsträgern führen konnten.“ Mit Überraschung reagierte man jedoch schon auf die „German Gründlichkeit“, dass man hierzulande schon binnen kürzester Zeit einen Partnerschaftsverein „aus der Taufe“ gehoben habe. „An diesem Partnerschaftsverein arbeiten wir noch in Faringdon, unser Vereinswesen ist hier nicht ganz so ausgeprägt und strukturiert wie bei Euch in Deutschland“, so Kiera Bentley, die Bürgermeisterin Faringdons lachend.

Wie geht es nun weiter? Am 20. Juni trifft sich erstmals der frisch gewählte fünfköpfige Vorstand des hiesigen Partnerschaftsvereins, um banale Formalitäten wie Kontoeröffnungen, Eintragung ins Vereinsregister und Ähnliches „auf den Weg zu bringen“. Gleichzeitig will man sich auf eine Grundausrichtung der künftigen Partnerschaftsarbeit verständigen, die man dann in einer separaten Sitzung im Juli dem elfköpfigen Vereinsbeirat vorstellen will, so der neue Vorsitzende Christoph Scharr.

Bürgermeister Leonhard Helm und Erster Stadtrat Jörg Pöschl, zugleich zusammen mit Gabriela Terhorst „Vize-Vorsitzender“ des neuen Vereins, haben die Gelegenheit und den überaus warmen Empfang auf der Insel dazu genutzt, um eine formale Gegeneinladung nach Königstein auszusprechen, um das gegenseitige Kennenlernen fortzusetzen und zu intensivieren. Dieses soll nach Möglichkeit im September stattfinden, und wie man bereits wenige Tage nach Helms und Pöschls Abreise aus England vernommen hat, ist die Zahl der Interessierten an einem Mehrtagesbesuch im Taunus beachtlich. Auch das ein Thema, dem sich der neue Partnerschaftsverein mit Verve annehmen will. Eine offizielle Verschwisterungsfeier soll dann im Jahr 2023 stattfinden, wenn auch in Faringdon ein Partnerschaftsverein gegründet wurde, um die bilateralen Planungen hierfür aufzunehmen. Den fünfköpfigen Vorstand des hiesigen Partnerschaftsvereins komplettieren übrigens Patricia Peveling als Kassiererin und Graham Burtoft als Schriftführer.

Helm und Pöschl waren in Faringdon übrigens jeweils privat untergebracht. So war der Bürgermeister beispielsweise bei Sally Thurston, der Verwaltungsleiterin des Faringdoner Rathauses, beherbergt und was lag näher, als in abendlichen Gesprächen (oder bei der Tea Time?) unter anderem auch die sehr unterschiedlichen Strukturen der Rathausverwaltung näher zu beleuchten? Daraus resultierend wird Mrs. Thurston denn auch – eventuell noch in diesem Jahr – zu einem ein- oder zweiwöchigen„Arbeitsaustausch“ nach Königstein kommen, um die Strukturen der hiesigen Stadtverwaltung auf leitender Ebene kennenzulernen.

„Die landschaftlich ungemein reizvolle Gegend um Faringdon mit dem berühmten White Horse Hill, dem idyllischen Themsetal und den vielen kleinen Dörfchen im ‚Rosamunde-Pilcher-Stil‘ sowie historische Städte wie Cirencester haben uns in unseren Bann gezogen, zumal wir auch riesiges Glück mit tollem Wetter hatten“, meinte Leonhard Helm.

„Es waren so viele schöne Begegnungen und Momente dort, die uns gezeigt haben, dass wir hier eine offenherzige und zu uns passende neue Partnerstadt gefunden haben. So kam bei der Verabschiedung eine junge Familie auf uns zu, die uns ihren 12-jährigen Sohn vorstellte, der seit einem Jahr Deutsch lernen würde und so gerne mal für eine Woche erstmals überhaupt Deutschland besuchen wolle, um hier während der Ferien mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen“, so Jörg Pöschl. „Wir haben die Kontaktdaten getauscht und in Aussicht gestellt, dass wir hier in Verbindung mit dem neuen Partnerschaftsverein vielleicht noch in diesem Sommer eine Austauschfamilie in Königstein finden würden.“

„Wir sind mehr oder weniger als Fremde gekommen und haben in diesen vier Tagen viele neue Freunde gewonnen, die sich rührend um uns gekümmert haben. Gerade gegenüber unseren langjährigen französischen Freunden war es uns ein Herzensanliegen, dass wir immer wieder betont haben, dass wir die Partnerschaft mit Faringdon nicht als Konkurrenz zu den bereits bestehenden Partnerschaften Königsteins mit Le Mêle sur Sarthe, Le Cannet-Rocheville, Kornik oder Königstein/Sachsen sehen, sondern als gegenseitige Chance zur Belebung und zum gemeinsamen internationalen Austausch“, so Leonhard Helm. „Es war wohltuend, dass gerade von Meloiser Seite hier keinerlei Ängste oder Bedenken in diese Richtung vorhanden waren“.

So sprach Christophe Jehannin als Vorsitzender des Meloiser Fußballvereins „US Le Mêle sur Sarthe“ eine Einladung für 2023 an die Jugendmannschaften aus Faringdon, Le Mêles tschechischer Partnergemeinde Libcany und an den hiesigen 1. FC-TSG Königstein zu einem „Turnier der europäischen Partnergemeinden“ aus Anlass des nächstjährigen 90-jährigen Vereinsjubiläums der USM aus. Auch dies wäre eine willkommene Fortsetzung der gerade erst wieder neu belebten Kontakte zwischen den Fußballern des 1. FC-TSG und den Fußballern aus Le Cannet-Rocheville und ganz im Sinne des gemeinsamen europäischen Gedankens.



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