Gott hat auf die Menschen gebaut – 66. St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt

Kurt Ulfig, Herr Leimeister, Waltraut Ulfig, Albrecht Kauschat, Klaus Paetz, Pfr. Krystian Burczek, WB Dr. Gerhard Pieschl, Bürgermeister Leonhard Helm, Thomas Ehl, Adrian Möller, Patricia Ehl Fotos: Privat

Königstein (kw) – Bei strahlendem Sonnenschein kamen gut 300 Pilger zur 66. St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt in die Kollegskirche. Am Eingang der Kirche gab es, neben der Bronzebüste von Maximilian Kaller, eine Neuerung zu entdecken: eine Vitrine mit dem Bischofsstab und der Kette von Bischof Dr. Adolf Kindermann. Nach der Sanierung der Kollegskirche und deren Einweihung im Mai 2021 hatte em. WB Dr. Gerhard Pieschl den Bischofsstab und die Kette zurückgegeben, damit diese an die Wirkungsstätte und den Platz, an dem alles begann, zurückkehren können.

Beseelt von dem Anblick hörten die Wallfahrer das Rosenkranzgebet, welches sie auf den besonderen Tag einstimmte und in die geschmückte Kirche leitete, um in das Lied „St. Anna voll der Gnade…“ einzustimmen.

Eigens aus dem Bistum Görlitz reiste Domkapitular Krystian Burczek an, der als Hauptzelebrant dem Festgottesdienst vorstand.

Begrüßt wurden die Gläubigen von Bürgermeister Leonhard Helm, der dabei zum Ausdruck brachte, wie bedeutungsvoll diese Wallfahrt für die Schlesier sei, werden dadurch doch die Traditionen und das Gedenken an die Heimat gepflegt und aufrechterhalten.

Wallfahrtsleiterin Patricia Ehl teilte mit, dass Konsistorialrat Wolfgang Blau aus Seligenstadt wegen gesundheitlicher Probleme nicht kommen könne. Ebenfalls wegen Urlaubs entschuldigt waren Landrat Ulrich Krebs und Jens Henninger (Schulleiter der BNS), die Grüße übermitteln ließen.

Etwas wehmütig verkündete Patricia Ehl, dass am 26. Juli, dem Tag der Hl. Anna und des Hl. Joachim, der langjährige Organisator dieser Wallfahrt und Vorsitzende der Eichendorffgilde Frankfurt, Michael Riedel, überraschend gestorben sei und dieser Gottesdienst ganz im Gedenken an Michael Riedel stehe.

„Gott hat auf die Menschen gebaut“

In seiner Predigt ging Pfarrer Krystian Burczek auf das Evangelium des Tages, in dem Petrus mit seinem Mut zum Bekenntnis für Christus zum Fels wird, ein.

Mit demselben Vertrauen baue Gott noch heute auf die Menschen, die mit dem Mut zur Bekenntnis zu ihrer Heimat und zum St. Annaberg, mit Gebeten und voller Hingabe an Christus glauben und damit zum Fels werden.

Am Schluss galt noch ein Dank an alle Wallfahrer, die Messdiener, der Organistin Christa Stenzel, den Geiger Harald Schieferer, die Sängerin Silvia Möller, den Küster Wolfgang Ehl sowie Annemarie Glinka, die den Rosenkranz gebetet hatte.

Besonderer Dank galt dem Hauptzelebranten Domkapitular Krystian Burzcek und dem Konzelebranten Weihbischof Gerhard Pieschl, dem es eine Herzensangelegenheit war, an diesem Gottesdienst teilzunehmen. Pieschl dankte Patricia Ehl für ihr Engagement, diese Wallfahrt jährlich durchzuführen, damit das Bekenntnis zur Heimat nicht verlorengehe.

Schlesierkreuz-Verleihung

Bereits bei den Grußworten erwähnte Bürgermeister Leonhard Helm, dass er nicht mehr als Kandidat bei der nächsten Bürgermeisterwahl zur Verfügung stehen werde.

Dies inspirierte die Verantwortlichen der St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt, Bürgermeister Helm eine besondere Ehrung zukommen zu lassen.

Der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Hessen, Herr Albrecht Kauschat und Patricia Ehl, Vorsitzende des BdV Ortsgruppe Königstein, verliehen Bürgermeister Leonhard Helm im Namen der Schlesier das Schlesierkreuz für seine Verdienste, die er sich während seiner Amtszeit in Bezug auf die Wallfahrten erworben hat. Dazu zählen die Unterstützung für schlesische Kulturpflege genauso wie die Möglichkeit, die jährlich stattfindende St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt auch weiterhin in Königstein zu erhalten. Während der Bau- und Renovierungsphase der Kollegskirche hatte er das Haus der Begegnung für die Wallfahrer bereitgestellt. Auch in Bezug auf den Erhalt des St. Anna Altars und der „Mutter der Vertriebenen“ hatte sich der scheidende Bürgermeister eingebracht. Die jährliche Begrüßung der Wallfahrer wie auch deren ideelle Unterstützung als Kommunionhelfer, seine Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen und sein Engagement als Brückenbauer zu den Mitchristen erfuhren eine Würdigung. Für sein selbstloses Engagement zu den schlesischen Katholiken, deren Wallfahrt und Traditionen wurde Leonhard Helm nun die zweithöchste Auszeichnung des Verbandes erteilt.

Heimatstunde

Mit einem außerordentlichen Vortrag sprach Domkapitular Krystian Burczek – in seiner Eigenschaft als Referent der Heimatstunde – über die grenzüber­schreitende Funktion des Bistums Görlitz auf dem Weg in ein gemeinsames Europa. Dabei spielten die sieben Brücken über die Neiße eine wichtige Rolle. Der Görlitzer Gemeinde gehören ca. 40 Prozent polnische Christen an, weshalb Friedensgebete gemeinsam organisiert werden. Jährlich verleiht die Europastadt Görlitz/Zgorzelec darüber hinaus den internationalen Brückenpreis. Es werden zahlreiche Verbindungen nach Polen aufgebaut und die grenznahe Lage zu Schlesien (heute Polen) genutzt, um vielfältige Kontakte ins Nachbarland zu knüpfen. Pfarrer Burczek betonte, dass das katholische Bistum am Aufbau dieses Netzwerkes maßgeblich beteiligt sei. So finde seit 2016 ein stetiger Austausch zwischen den Domkapiteln von Breslau und Görlitz statt. Den Fokus möchte man auf ein gemeinsames Verständnis des „wir“ legen und das „wir und die Anderen“ überwinden. Ein weiterer Schritt sei, dass gegenseitige Einladungen – sei es zu Gottesdiensten oder anderen Terminen – immer zweisprachig erfolgten. Mit Dankbarkeit erfüllte es den Referenten, dass es mittlerweile möglich sei, mit dem Boot über die Neiße zu fahren – früher sei dies undenkbar gewesen.

Zum Abschluss des Tages betete Pfarrer Burczek in der Marienandacht vor der Schutzmantelmadonna zu dem Lied „Maria breit den Mantel aus“, bevor die Wallfahrer nach der Aussetzung den sakramentalen Segen erhielten.

Patricia Ehl konnte am Ende der Wallfahrt die freudige Nachricht verkünden, dass auch im kommenden Jahr, am 25. August 2024, eine St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt in der Kollegskirche stattfinden werde.

Am Schluss konnte sich jeder eine der zahlreichen Sonnenblumen mitnehmen und den Heimweg mit dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ antreten.



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