Königstein (nd) – Am vergangenen Sonntag lud die Initiative „Rettet den Baum am Ölmühlweg“ zu einer Mahnwache für den durch ein Bauvorhaben bedrohten Mammutbaum. Bei Kaffee und Kuchen standen Christoph von Eisenhart Rothe, Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Hessen e. V., Dr. Claudia von Eisenhart Rothe, Vorstandsmitglied der Klimaliste Hessen e. V., und Stefan Krasz, Sprecher der Bürgerinitiative, Rede und Antwort zu allen Fragen die Veranstaltung betreffend. Der Mammutbaum und seine geplante Fällung erregen schon seit Längerem die Gemüter der Naturschützer und Bewohner Königsteins. Der Urzeitriese, der für ein Bauvorhaben der GSW (Gemeinnützige Siedlungswerk GmbH) weichen soll, ist augenscheinlich gesund und bereits ca. 130 Jahre alt.
Das Mammutbaum-Projekt
Die Stadt Königstein hat einen Gutachter beauftragt, um festzustellen, ob der Mammutbaum gerettet werden kann oder ob die Baumaßnahmen die Wurzeln so sehr schädigen würden, dass der Baum in letzter Konsequenz abstirbt. Dem Gutachten nach sei man von Seiten der Stadt zu dem Schluss gekommen, dass man für das große Zypressengewächs nichts mehr tun könne und der Baum gefällt werden müsse. Da das entsprechende Gutachten jedoch nicht zur Einsicht freigegeben wurde, haben die Initiatoren der Bürgerinitiative eigens einen unabhängigen Gutachter beauftragt – dieser komme jedoch zu einem ganz anderen Schluss. Das Gutachten, erstellt vom renommierten Baumgutachter Philipp Funck, besagt, dass der Waldriese durchaus und trotz der geplanten Baumaßnahmen erhalten werden könne. Bei einem Mammutbaum handle es sich um keinen Flachwurzler, sondern um einen Herzwurzler, und somit würden die Wurzeln bei Durchführung des Bauvorhabens keinesfalls großflächig verletzt.
Bäume auf Nachbargrundstück ebenfalls betroffen
Darüber hinaus sei der Kronenaufbau so gleichmäßig, dass, selbst wenn kleinere Eingriffe in das Wurzelwerk vorgenommen würden, die Windlast über die Krone abgebaut werde. Weiterhin sei zu erwähnen, dass das betroffene Grundstück in direkter Nachbarschaft zur Migräne-Klinik liegt, auf deren Grundstück ebenfalls Bäume stehen, die durch den Schattenwurf des Mammutbaumes geschützt werden und deren Äste bereits ungefragt für das Bauvorhaben beschnitten worden seien. Für die Patienten der Migräne-Klinik sei der Blick ins „Grüne“ eine wichtige Komponente der Genesung, noch dazu spende das Nadelbaumgewächs Schatten und würde einen effektiven Lärmschutz über die Bauzeit hinweg bieten. Die Bauzeit, so Christoph von Eisenhart Rothe, werde ohnehin einen wirtschaftlichen Schaden für die Klinik mit sich bringen.
Luxus finanziert Gemeinnützigkeit?
Die GSW ihrerseits plant auf dem Grundstück elf Luxuswohnungen, um mit den Einnahmen gemeinnützige Wohnprojekte zu unterstützen. Man werbe mit einer Wohnlage im „grünen Königstein“ – dass nun genau dieses „Grün“ für die Wohnungen weichen soll, erschließt sich den Mitgliedern der Bürgerinitiative nicht. Die Gemeinnützigkeit, so wurde angeführt, werde untergraben, denn gerade in Zeiten des Klimawandels sei es unverantwortlich, einen so großen Kohlenstoffdioxid-Sammler zu fällen, betonte Christoph von Eisenhart Rothe nachdrücklich. Die GSW gehöre zum Bistum Limburg, auf dessen Internetseite für eine ganzheitliche Ökologie geworben werde, so Dr. Claudia von Eisenhart Rothe. Die Zeit für den schönen und kräftigen Baum werde knapp, denn am 1. Oktober endet die Brut- und Setzzeit, und von diesem Zeitpunkt an dürfen Bäume wieder gefällt werden. Man hoffe auf die Gesprächsbereitschaft der GSW und der Stadt Königstein, denn es gäbe sicher eine Lösungsmöglichkeit, mit der alle leben könnten. Schon allein aufgrund des Standortes direkt neben der Migräne-Klinik sei der Baum besonders schützenswert.
Baum mit Geschichte
Frau Jung, Vorsitzende des Vereins für Denkmalpflege Königstein e.V., hatte indes herausgefunden, wer den Baum gepflanzt habe. Auf dem Grundstück stand einst die Villa der Familie Wienacker, und es war die Ehefrau des Erbauers, die im hauseigenen Park um 1900 den Nadelbaum pflanzte. Eine Petition zur Rettung des Riesenmammutbaums wurde ebenfalls ins Leben gerufen – bisher gibt es über 800 Unterzeichner, und auf www.petitionen.com/rettung_eines_gesunden_mammutbaums_im_olmuhlweg_31a?utm_source=whatsapp kann weiterhin unterschrieben werden.
Laut Gutachter Philipp Funck könne der Baumriese noch Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte, weiterleben, denn die Lebenserwartung der Art „Sequoiadendron giganteum“ beträgt mehrere tausend Jahre – so er denn nicht gefällt wird.