Schandfleck unter den Vitrinen nach Pflanzaktion verschwunden

Blick auf eines der hübsch und nachhaltig bepflanzten neuen Beete. Statt Brennnesseln und vertrocknete Büsche schmücken nunmehr Ginster, Gartenkräuter, Lavendel, Gräser und mehr Foto: Puck

Königstein (pu) – Herumliegender Abfall, wuchernde Brennnesseln und verdorrte Büsche sorgten jahrelang sowohl für ein suboptimales Erscheinungsbild des Geländestreifens unter den Vitrinen zwischen der nördlichen Seite der Hauptstraße und dem großen Parkplatz als auch für wiederkehrenden Gesprächsstoff. Von Zeit zu Zeit gab es von verschiedenen Seiten Vorstöße, diesem unerfreulichen Anblick ein Ende zu bereiten, jedoch ohne sichtbaren Erfolg.

Dies änderte sich drei Tage vor Pfingsten, nachdem in einer kurzfristig anberaumten morgendlichen finalen Aktion einige Mitglieder des Vereins Business Innovation Districts (BID) Innenstadt Königstein im Taunus in Kooperation mit Mitarbeitern des städtischen Betriebshofs zuvor errichtete niedrige Hochbeete unter anderem mit Lavendel, Johanniskraut, Thymian, Rosmarin, Schleierkraut und Gräsern bepflanzten.

Wohlwissend um die veränderten Klimaverhältnisse wurden ausschließlich Gewächse gewählt, die mit Trockenheit und dem teils sonnigen und schattigen Standort kompatibel sind. Die Freude über das floral gekrönte Ende eines der zahlreichen Dauerthemen in der Burgenstadt stand den Mitgliedern des BID ins Gesicht geschrieben. „Es musste dringend etwas geschehen“, brachte es mit Winfried Gann der Vorsitzende des im Februar 2018 gegründeten Vereins, der bisher den wenigsten bekannt sein dürfte, auf den Punkt.

Wie alle Städte kämpft Königstein um die Bewahrung einer lebendigen Innenstadt. Vor diesem Hintergrund griffen die Stadtverwaltung und eine Gruppe Königsteiner Hauseigentümer 2016 die Möglichkeiten eines Gesetzes der Hessischen Landesregierung zur Stärkung von „innerstädtischen Geschäftsquartieren“ (INGE) auf, mit der Einrichtung eines sogenannten Business Innovation Districts (BID) Innenstadt deren Attraktivität zu steigern. Die Idee kommt ursprünglich aus Amerika, daher die englischsprachige Bezeichnung.

„Der Charme des INGE-Gesetzes liegt darin, dass alle Eigentümer im Bereich zu einem Beitrag verpflichtet werden, dass aber auch alle gleichermaßen profitieren“, umschrieb Vereinsschriftführer Dr. Gerhard Adler die ursprüngliche Idee. Die Komplikation an der Sache: Es dürfen dem nicht mehr als 25 Prozent der Eigentümer widersprechen. „Letzteres ist im letzten Jahr in Königstein geschehen, sodass diese vorwärts gerichtete INGE/BID-Initiative leider gescheitert ist“, blickt er mit Bedauern zurück.

Nach Beobachtung und Überzeugung der Hauseigentümer als ursprüngliche Initiatoren bleiben die Probleme der Innenstadt Königsteins jedoch bestehen, und seien es nur Unansehnlichkeiten an manchen Ecken. Daher überwanden sie ihre Verärgerung und fassten im September letzten Jahres den Entschluss, den Verein „BID Innenstadt Königstein im Taunus“, der in Vorbereitung der Umsetzung des INGE/BID-Gesetzes gegründet worden war, weiterzuführen und offen zu sein für alle interessierten Hauseigentümer und Gewerbetreibenden in der Innenstadt.

Tun statt Reden und Zerreden

An die Öffentlichkeit wollten die BID-Aktiven allerdings erst treten, sobald greifbare Resultate vorzuweisen sind – gemäß der Prämisse „Tun statt Reden und Zerreden“. Das ist nunmehr mit der realisierten Verschönerung des Vitrinenumfelds erstmals der Fall.

Die Vorbereitungen dazu waren mehr oder weniger unbemerkt von der Bevölkerung vorangetrieben worden. Koordiniert von Jörg Hormann, verantwortlich für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung bei der Stadtverwaltung, hatten sich das Bauamt, der städtische Betriebshof und der Verein BID auf der Suche nach einer nachhaltigen Lösung zusammengetan. „So leicht war das nicht; der Boden unter und neben den Schaukästen war so verfestigt, dass kein Kräutlein dort mehr ‚florieren‘ wollte. Nur ein Aufschütten mit frischer Pflanzenerde schien naheliegend, doch diese wäre Gefahr gelaufen, nach und nach auf den Gehweg abzurutschen“, gewährte Dr. Adler Einblick in die ersten Überlegungen. In seiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Dezernent für Gewerbe und Wirtschaftsförderung im Magistrat und als Vertreter des Hauseigentümers Stadt im Verein versteht er sich als Brückenbauer zwischen der Stadt – allen voran Wirtschaftsförderer Jörg Hormann sowie der Baubereich – auf der einen Seite und den Vereinen Handwerk und Gewerbe in Königstein, mit dem man in engem Kontakt steht und Aktionen untereinander abstimmt, und BID Innenstadt auf der anderen Seite.

Lösung und Finanzierung

Im Endeffekt nahm sich der Betriebshof eine andernorts erprobte Lösung als Beispiel: neue, höhere Umrandungen aus Metall, in die er dann frische Erde einfüllte. Für die notwendige Finanzierung waren auf letztjährigen Antrag der CDU-Fraktion und parlamentarischer Mehrheit 5.000 Euro im Haushaltsplan eingestellt worden. Dieses Geld reichte für die Infrastruktur, sprich Metallumrandung, Bewässerung und Erdauffüllung.

Die ins Auge gefassten Pflanzen spendete der Verein BID Innenstadt Königstein. Nach Angaben von Dr. Gerhard Adler lag am Pflanztag noch keine Endrechnung vor, kalkuliert wurde mit 500 bis 800 Euro.

Nach dem Arbeitseinsatz, der von allen Beteiligten bestens gelaunt, mit grünen Signalwesten bekleidet und mit viel Spaß gemeistert wurde, „drücken wir natürlich alle unsere grünen Daumen, dass die Blumen, Gräser und Sträuchlein auch was werden“, so Vereinsvorsitzender Winfried Gann abschließend. Damit die jungen Pflänzlein nicht gleich wieder zertrampelt werden, hat der Betriebshof zwei plattenbelegte Übergänge zwischen Parkplatz und Gehweg geschaffen. Noch zu befüllen und zu verschönern sind die Restflächen unmittelbar bei den Vitrinen.

Darüber hinaus will sich der Verein auch der „wunderschönen“, mit Graffiti verzierten, Schaltkästen der Versorgungsunternehmen und der überquellenden und Zigarettenstummel verstreuenden Abfallbehälter annehmen. Dies war laut Vereins-Vorstandsriege schon für dieses Frühjahr geplant, aber Corona bremste diese Vorhaben aus. „Reden wir darüber, wenn es etwas vorzuweisen gilt“, gibt BID-Vereinsvorstandsmitglied Heinrich Alter die Richtung vor.

Wer sich für die Arbeit des Vereins BID Innenstadt Königstein im Taunus näher interessiert oder eine Mitgliedschaft erwägt, kann sich an Dr. Gerhard Adler unter der Telefonnummer 06173-5909 oder per E-Mail an Gerhard.Adler[at]gmx[dot]net wenden.

Weitere Artikelbilder



X