Seit Samstag im Dienst: Die neue Drehleiter ist ein „Quantensprung“

Künftig dürfte die Freude nicht mehr so ungeteilt sein, wenn die neue Drehleiter nachts vor dem Haus steht... Mit einer kleinen, aber eindrucksvollen Ton- und Lichtinszenierung präsentierte die Feuerwehr ihr Schmuckstück auf dem Gelände der KVB-Klinik der Öffentlichkeit. Neben der rundumlaufenden Beleuchtung gehört das Gelenk-Stück zwischen Leiter und Korb zu den kleinen Änderungen, die so viel bewirken. Fotos: Friedel

Königstein
(hhf) – Der Termin hörte sich schon ein wenig merkwürdig an: Für 18 Uhr hatte der Stadtbrandinspektor in die KVB-Klinik eingeladen, um die Übergabe der neuen Drehleiter zu feiern. Gut, die Klinik ist ein großes Gebäude, da kann man zeigen, wie hoch die Leiter kommt, aber was nutzt das, wenn es dunkel ist? Na, die Jungs wissen schon, was sie machen, stellen bestimmt Strahler auf, also Kamera eingepackt und hin.

Lichtspiele

Und „die Jungs“ wussten sehr genau was sie taten! Zunächst bedankte sich Stadtbrandinspektor Heiko Martens sehr herzlich bei der KVB, die ihn freudig eingeladen hatte, als er auf der Suche nach der passenden Lokalität war – und das, obwohl man im Haus gerade die eigene Weihnachtsfeier beging: „Wir haben eben ein sehr gutes Verhältnis.“

Dann wurde die Gesellschaft nach draußen gebeten und erlebte etwas, das sich mit einigen „Lightshows“ namhafter Künstler messen konnte. Hauptdarsteller: Die neue „DLA (K) 23/12 (mit dem L32A-XS 3.0). Eine der Verbesserungen gegenüber älteren Modellen ist eine rundum laufende Beleuchtung, die bei Einsätzen in der Dunkelheit vieles sicherer und schneller macht.

Himmelfahrt

Hatte da gerade jemand so etwas wie „Christbaum“ gemurmelt? Von wegen, eher „Star Wars“! Zu wohl abgestimmter Musik schwebte der Korb am Ende der langen Leiter aus luftiger Höhe ein, um Bürgermeister, Ersten Stadtrat und Stadtverordnetenvorsteher aufzunehmen, die dann in Richtung Himmel stiegen, ein kleiner Punkt unter vielen. Bald kamen sie aber wieder wohlbehalten auf der Erde an, leicht angefroren und mit einer Frisur, die wohl zuvor nicht genug Drei-Wetter-Taff abbekommen hatte. Da oben schneite es in den Windböen noch recht heftig...

Nicht nur die beeindruckende Technik wurde an diesem Abend präsentiert, sondern auch der Beweis erbracht, dass die hiesigen Feuerwehrmänner sich ausreichend in die Handhabung des neuen Gerätes eingearbeitet hatten, um ab sofort damit offiziell als „einsatzbereit“ zu gelten.

Trainingseifer

Den Elan, mit dem sich die Kameraden und Kameradinnen in die Schulungs- und Übungseinheiten gestürzt hatten, bewunderte auch Innenminister Peter Beuth (CDU), der eigens zum Übergabetermin in die Kurstadt gekommen war, obwohl so etwas so kurz vor Weihnachten eher selten sei.

Er freute sich, dass sein Konzept, die Feuerwehrleute zu motivieren, offensichtlich aufgegangen sei, denn sie und ihre Förderer – darunter auch die Arbeitgeber – seien der wahre „Schatz“ des Bundeslandes, das daher darauf bedacht sei, „in Menschen zu investieren: Das alles ist noch wichtiger als Drehleitern zu übergeben!“

Das neue Fahrzeug hat dennoch seinen namhaften Stellenwert, zumal es auch in den Nachbargemeinden zum Einsatz kommen wird.

„Wie lange dauert es, zum Beispiel bei einem Waldbrand im Hochtaunuskreis, 1.000 Feuerwehrleute zusammenzutrommeln?“, fragte der Minister in den Saal voller Kamerad*innen. Die Zurufe schwankten zwischen ein und zwei Stunden – jedenfalls deutlich schneller als bei den großen Katastrophen im Ausland, wo erst nach einigen Tagen genug Brandbekämpfer vor Ort sind. „Solche Brände wie in Kalifornien breiten sich bei uns gar nicht erst aus“, freute sich Peter Beuth, wohlwissend: 70.000 ehrenamtliche Feuerwehrleute im Land Hessen sind „unser Schatz“.

Investition

Zum Beispiel durch die Unterhaltung einer Landesfeuerwehrschule unterstützt Hessen den Katastrophenschutz, „das ist teuer“, aber fördert zum Beispiel die Einhaltung der ehrgeizigen „Hilfeleistungsfrist“ von 10 Minuten – „aber wer weiß, was auch nur eine Minute bedeutet, wenn es drauf ankommt ...“

Dennoch ist das Land Hessen mit einem Zuschuss von 170.000 Euro recht günstig davongekommen, da es Königstein nicht als sonderlich arme Kommune einschätzt. Dafür legte der Innenminister noch mal einen Scheck von 500 Euro für die notwendigen Feierlichkeiten drauf.

Satte drei Nullen mehr sind an der Stadt Königstein hängen geblieben, rechnete Bürgermeister Leonhard Helm gegen, der während seines Studiums lange einer „Aushilfstätigkeit in der KVB-Klinik“ nachgegangen war. Etwa zu dieser Zeit war unter Bürgermeister Bertram Huke zum letzten Mal eine neue Drehleiter angeschafft worden, vor knapp 27 Jahren. Sie hatte in D-Mark weniger gekostet als nun das Nachfolgemodell in Euro, doch waren sich alle einig, dass die Stadt diese halbe Million gut angelegt hat, der Rathauschef sprach nach mehr als einem Vierteljahrhundert von einem „Quantensprung“, den die Technik vollzogen habe.

„Das Fahrzeug ist kein Spielzeug für die Feuerwehr, sondern gehört den Königsteiner Bürgern“, unterstrich auch Stadtbrandinspektor Heiko Martens. Sein Dank galt vor allem auch den Kommunalpolitikern, die mit ihren Entscheidungen diese Anschaffung möglich gemacht haben und natürlich der Unterstützung durch das Land Hessen.

Schulungen

Aber auch den Spieltrieb seiner Feuerwehrtruppe wusste er zu loben, denn die war mit größter Begeisterung ans Werk gegangen und hatte sich seit dem 23. Oktober – dem Tag, als die Drehleiter in Königstein eintraf – in unzähligen Stunden mit dem neuen Rettungsgerät vertraut gemacht, was wahrhaftig kein Kinderspiel mehr ist. Es gehört vielmehr eine gehörige Portion Schule und Theorie dazu, bis sich zum Beispiel Leiter und Korb zügig dorthin bewegen, wo sie gebraucht werden, plus stundenlanges Training.

Der Leitersatz „L32A-XS 3.0“ beinhaltet immerhin vollautomatisch ausfahrbare 32 Meter Leiterhöhe – das reicht etwa bis in die 7. Etage – zerlegt in fünf Abschnitte, „extra small“, damit das Fahrzeug nicht zu lang wird und wendig bleibt. Die „DLA (K) 23/12“ kommt immerhin mit 10,3 Metern Gesamtlänge aus, 300 PS genügen, um die 14,5 Tonnen zügig zu bewegen. Bedient wird das Gerät von einem Fahrer und zwei Maschinisten.

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