Maria-Anna und Paul Beuth feiern Eiserne Hochzeit

Das von Sohn Jörg fotografierte Jubelpaar. Foto: privat

Schneidhain (pu) – Bisher 67,5 Jahre miteinander durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen sind Maria-Anna „Marianne“ und Paul Beuth, die am heutigen 4. Februar Eiserne Hochzeit feiern. Bedauerlicherweise aufgrund der aktuellen strikten Kontakt- und Abstandsbeschränkungen nicht in dem Rahmen, der für ein solch seltenes Ereignis angemessen wäre. „Zur Diamantenen Hochzeit hat uns der Chor mit 15 Personen ein Ständchen im Wohnzimmer gebracht, das war sehr schön“, erinnerte sich der Jubelbräutigam vor einigen Tagen in einem Telefonat mit der Redaktion der Königsteiner Woche etwas wehmütig zurück. Noch im gleichen Atemzug gewann jedoch der Pragmatismus Oberhand: „Momentan sind die Zeiten wie sie sind, Hauptsache, wir überstehen sie!“

Durchhaltevermögen benötigte Anfang der 1950er Jahre auch seine Liebste, die „ihrem“ Paul zwar im zarten Alter von 17 Jahren zum ersten Mal auf der Schneidhainer Kerb begegnete, doch „wir winkten uns zu, und er tanzte später kurz mit mir, aber dann war er auch schon wieder bei einem anderen Mädchen“. Bis aus den beiden ein Paar wurde, sollte es noch ganze vier Jahre dauern. „Marianne“ – so lautet ihr Rufname – blickt schmunzelnd zurück: Zahlreiche Hindernisse wie ihr jugendliches Alter (damals war man erst mit 21 Jahren volljährig), die Mutter, die mit der Wahl ihrer Tochter nicht einverstanden gewesen sei, Arbeitskollegen von Seeger & Orbis, die ihr prophezeiten: „Den kriegst Du nie“ und auch Paul, der damals eigentlich ein Auge auf ein anderes Mädchen geworfen hatte, hätten erst überwunden werden müssen.

Kurioserweise galt es sogar noch auf dem Weg zur Kirche, wo am 4. Februar 1956 die durch Professor Albert Bitterlich von der Ostpriesterhilfe durchgeführte Trauung stattfand, letzte Hürden zu überwinden, als das Auto wegen Motorschaden liegenblieb. Die einzige Option war, den Weg bergauf zur Kirche im tiefen Schnee zu Fuß zurückzulegen. Da die Braut jedoch Leinenschuhe zum geliehenen Kleid trug, waren eiskalte und nasse Füße und eine während der Eheschließung fürchterlich frierende Hochzeiterin das Ergebnis. Nichtsdestotrotz denkt sie mit wunderschönen Erinnerungen an diesen Tag zurück, als Bruder „Kalu“, der frühere Schneidhainer Ortsvorsteher Karl-Ludwig Pfeil, als Messdiener die Ringe halten durfte und der Schneidhainer Gesangsverein die Hochzeit musikalisch umrahmte.

Das kam nicht von ungefähr. Der eng mit seiner Heimatgemeinde verwurzelte Jubilar entdeckte schon früh seine Liebe zum Singen. 1947 setzte er seine Unterschrift unter den Mitgliedsvertrag und erhielt das nötige Rüstzeug, um auch als Solist bei vielen Hochzeiten und Feierlichkeiten aufzutreten. Selbst im Limburger Dom ließ er als Solist seine Tenorstimme erklingen. Seine Angetraute unterstützt ihn nicht nur in seinem geliebten Hobby, sondern war ebenfalls zur Stelle, als ihr Mann mit viel Eigenleistung ein Haus für die Familie baute, die durch die Geburten von Sohn Jörg und Tochter Beate zu einem „Beuth-Quartett“ gedieh.

Langweilig wurde es im Familiennest nie. An Werten gaben die Eltern ihren Kindern jedoch ganz offenbar unter anderem Heimatverbundenheit und Einsatzfreude mit, denn beide blieben im Ort. Jörg Beuth, stellvertretender Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Schneidhain und hauptberuflich Hausmeister der Liegenschaften der Stadt Königstein in Schneidhain, wohnt im Elternhaus, das er gemeinsam mit seinem Vater eigenhändig ausbaute, um genügend Platz zu schaffen. Tochter Beate (Born) war Jahre aus dem Schneidhainer Fassenachtsgeschehen gar nicht mehr wegzudenken, leider starb sie viel zu früh am Rosenmontag 2018.
Nach wie vor fehlt die geliebte Tochter, Ehefrau und Mutter, doch die Beuths verkrafteten diesen Schicksalsschlag und halten fest zusammen. Fünf Enkelkinder und ein Urenkelchen bereichern ihr Leben und erfüllen alle mit Stolz.

Neben seiner Familie steht für den zu den sogenannten „Schneidhainer Urgesteinen“ zählenden „eisernen“ Bräutigam die Treue zur Musik an erster Stelle, denn das Singen und Musizieren zog ihn schon immer in den Bann. Mit 60 Jahren erlernte er das Orgelspielen und so manche Privat- und Vereinsfeier begleitete er musikalisch auf seinem Keyboard. Ab und zu und hier besonders in der Weihnachtszeit lässt er die Trompete erklingen. Selbstredend fehlt ihm aktuell das Treffen mit Gleichgesinnten zu Probestunden und Konzerten des gemischten Chors. Als Aktivposten übernahm er darüber hinaus 1972 Verantwortung als erster Vorsitzender und bekleidete dieses Amt 26 Jahre. Unter seiner Federführung feierte der Verein das 85-jährige, das 90-jährige und das 100-jährige Bestehen. Sechs Großkonzerte trugen seine Handschrift.

Dieses vorbildliche ehrenamtliche Engagement sprach sich logischerweise herum: Zum 25-jährigen Bestehen wurde ihm als Vorsitzendem des Gesangvereins im April 1997 der Ehrenbrief des Deutschen Sängerbundes verliehen. 1992 folgte der Ehrenbrief des Landes Hessen und 2014 die Ehrennadel der Stadt Königstein. 2017 ehrte ihn der Deutsche Sängerbund für 70 Jahre aktives Singen. Ferner würdigte sein geliebter Stammverein sein Wirken ebenfalls mit zahlreichen Auszeichnungen. Bis zum heutigen Tag ist er als Zweiter Vorsitzender in die Vorstandsarbeit eingebunden.



X