„Teufel, Tod und Telekom“ – Kirchenkabarettist Ingmar Maybach

Dr. Christian Lauer (links) dankte seinem Gast Ingmar Maybach Foto: Scholl

Schneidhain (gs) – Mit dem sich dem Ende neigenden Jahr endete auch die diesjährige Vortragsreihe des Offenen Treffs für Jedermann (OTJ). Einmal mehr war es dem engagierten Team um Dr. Christian Lauer mit dem Thema: „Kirchen im Umbruch – Wie sieht die Zukunft der Volkskirchen aus?“ gelungen, eine interessante Diskussionsgrundlage für interessante Vortragsabende zu schaffen. Einige hochkarätige und interessante Redner hatten den Weg zum Treff gefunden, um sich gemeinsam mit interessierten Bürgern Gedanken über den Stellenwert der christlichen Kirchen in der modernen Welt zu machen. Es wurden Gedanken ausgetauscht, neue Horizonte eröffnet und so manches Mal auch kontrovers diskutiert. Ernsthafte Gedanken folgten herzerfrischenden Anekdoten, was die Gäste erheiterte, aber manches Mal auch ratlos zurückließ, denn auch die besten Diskussionsrunden können „nur“ Denkansätze liefern, die Lösung der Fragestellung muss jeder Teilnehmer für sich selbst finden.

Kirchenkabarett zum Schluss

Eine ganz besondere Form der humoristischen Auseinandersetzung mit einem doch ernsten Thema lernten die Besucher zum Abschluss der Vortragsreihe kennen. Auf dem Programm stand das Kirchenkabarett: „Die Wort-zum-Sonntag-Show“, initiiert und vorgetragen von Ingmar Maybach aus dem schönen Ort Rimbach. Er hat Soziologie und Religionswissenschaft studiert, ist Vorsitzender der Initiative „Helfendes Ritual e.V.“, aktiver Kirchenkabarettist und seit 1999 als Ingmar von Maybach-Mengede, so sein vollständiger bürgerlicher Name, auf den Kleinkunstbühnen der Republik unterwegs. Dr. Christian Lauer freute sich sichtlich über den prominenten Besuch und versprach einen humoristischen Abend, fern der ernsthaften und sachlichen Vorträge, die das Vortragsjahr prägten. Lauer hatte nicht zu viel versprochen, denn Maybach begeisterte sein Publikum von Beginn an. Als „Don Camillo vom Odenwald“ musste er sich in seiner Pfarrzeit von 2007 bis 2011 mehr als pragmatisch mit dem kommunistischen Bürgermeister seiner Pfarrgemeinde auseinandersetzen, was an sich schon zutiefst humoristisch anmutete. Er betrachtete den Alltag vorrangig mit dem lachenden Auge, wobei der Ernst hinter seinen Aussagen – typisch Kabarett – nicht verloren ging. So merkte er begeistert an, dass die Bildzeitung mit ihrer Schlagzeile zur Wahl Kardinal Ratzingers zum Papst titelte „Wir sind Papst!“ Hierin stecke, so Maybach, ein zutiefst volkskirchlicher Gedanke, was in seinem Ausruf „Was Luther begann, hat Springer beendet!“ mündete und das Publikum herzlich lachen ließ. Das Programm bestand aus einer kurzweiligen Mischung von kabarettistischem Vortrag und selbstgetextetem Liedgut, das manchmal durchaus nachdenklich stimmte. Als Anhänger der CSU (Christlich Satirische Unterhaltung) ließ er sich aus über Teufel, Tod und Telekom, was manchen Zuhörer eher verwundert dreinblicken ließ. So erfuhren die Gäste, dass es dem Teufel nicht schlecht gehe, denn in der modernen Welt gäbe es ein breites Betätigungsfeld für ihn. Musikalisch zeigte Maybach auf, dass der Teufel sich sowohl als Chef im Rüstungsmanagement wiederfinde, das Kapital sein bevorzugter Aufenthaltsort sei, und im Detail stecke er sowieso. Kritisch hinterfragte er, ob der Teufel eigentlich für Stillstand stehe oder ob er vielleicht alles neu mache? – Oder stiftet er nur Verwirrung?

Aktuelle Bezüge zum Teufel

Aktuelle Bezüge zu lebenden Personen, in denen der Teufel eventuell ein Heim gefunden habe, stellte Maybach einige her. Spaltet er in Gestalt eines Boris Johnson (Brexit) oder lügt er in Gestalt eines Präsidenten (Donald Trump)? Die herangezogenen Beispiele waren erheiternd, aber sie waren auch beschämend für diejenigen, die es traf. Ein Ausflug in die Philosophie hatte ebenfalls seinen Platz im Programm. Um sich die Lehre des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz zu verinnerlichen, durfte jeder Gast einen Keks gleichen Namens naschen, bevor er sich der Frage widmete, was wohl passieren würde, wenn wir das (für uns) Schlimmste ungeschehen machen könnten. Wäre die Welt ein besserer Ort? Würde es uns selbst besser gehen? Hier waren tiefe Gedanken gefragt, wobei jeder zu seiner eigenen Antwort finden musste. Aber nach so viel Kopfarbeit war im Anschluss Spaß angesagt. Im Rahmen seiner Gedanken, wie die Kirche fit für die Zukunft zu machen sei, war Maybachs Idee zu einem „Zielgruppengottesdienst“ für Vielflieger ein wirklicher Angriff auf die Lachmuskeln. Die Ansage des Gottesdienstablaufs im Stil der Flugbegleiter-Ansagen waren einfach herrlich. Es folgten Erzählungen aus seinen Begegnungen mit dem „Weißkopfgeschwader“ seiner Gemeinde (gemeint war die Seniorengruppe), die er musikalisch humorvoll in dem Song „Aber bitte mit Pastor“ verarbeitet hatte. Darüber hinaus erfuhren die Zuhörer von den Nöten eines Pastors im Rahmen einer Hochzeitsplanung. Die Planung des schönsten Tages einer Braut (der Bräutigam sei hier grundsätzlich außen vor) sei für diese vielleicht ein tolles Erlebnis, den Pastor stelle es jedoch vor nie dagewesene Probleme. Die Braut (Kreuzung aus Heidi Klum auf Speed und dem Duracellhäschen) möchte grundsätzlich eine Feierlichkeit, ähnlich der der besten Freundin, aber natürlich besser (Kreuzung aus Royal Wedding und Hollywood). Der gewünschte Trauspruch ist zu 80 Prozent der „mit der Liebe“, denn den hatten alle (steht bei Google auch an erster Stelle). Herrlich, als Maybach über die Wahl des Brautkleides dozierte und die Annahme traf, dass der Pastor eigentlich nur wegen des optischen Kontrastes (schwarz) zum Kleid (weiß) so beliebt sei. Final würden dann mehrere „Ortstermine“ in der Kirche anberaumt, bei denen man zum Schluss feststelle, dass das Kleid zu breit für den Kirchengang sei und in einer anderen Kirche geheiratet wird. Hier blieb kaum ein Auge trocken, jeder erkannte wohl aus eigener Erfahrung, dass die Wahrheit hier nicht ganz fern war.

Lied vom Tod

Kabarettistisch kann man alles aufarbeiten – sogar den Tod. Dass die Beerdigung die Königsdisziplin der Pastoren ist und zum Leben des Verstorbenen passen muss – dies war der finale Angriff auf die Lachmuskeln der Gäste. Maybach nahm „den Tod auf die Schippe, dem aber niemand von der Schippe springen kann“. Auch cineastische Einflüsse waren nicht zu leugnen, als er mit Gitarre und Mundharmonika das „Lied vom Tod“ spielte. Letztendlich bescherte er seinen Gästen einen genauso charmanten wie lustigen Abend. Sein Kirchenkabarett war etwas ganz Besonderes, das in dieser Form nur selten geboten wird. Sein humoristischer Blick auf eigentlich sehr ernste Themen erheiterte das Publikum, ließ es aber an mancher Stelle auch nachdenklich zurück. Mancher mag Politik, Kirche und Wirtschaft nun auch mal aus einem anderen Winkel betrachten – ganz so, wie das gute politische oder kirchliche Kabarett es gerne erreichen möchte.



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