Kronberg. – Am 16. Juni hat der Gemeinderat der Stadt Heidelberg den amtierenden hauptamtlichen Ersten Stadtrat der Stadt Kronberg, Jürgen Odszuck, mit über 88 Prozent zum neuen Bürgermeister gewählt. Damit steht der Wechsel des 45-Jährigen vom Taunus an den Neckar fest.
Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen, der Odszuck zu seiner Wahl gratulierte, steht dessen Veränderung mit gemischten Gefühlen gegenüber: „Einerseits freut es mich für Jürgen Odszuck persönlich, dass er diese große Chance erhält, Baubürgermeister und erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters von Heidelberg zu werden, und sich gegen namhafte und starke Mitbewerber durchgesetzt hat. Dies dokumentiert seine hohe fachliche Qualität. Andererseits bedauere ich seinen Wechsel aber auch außerordentlich, wird er Kronberg im Taunus mit seiner Persönlichkeit und seinem großen Fachwissen doch künftig fehlen.“ So habe Odszuck in den zurückliegenden über sechs Jahren seiner Tätigkeit als Baudezernent doch ganz maßgeblich die Entwicklung der Stadt Kronberg im Taunus vorangetrieben.
Beispiele für Odszucks „hervorragende Arbeit“ sei die Entwicklung des Quartiers am Bahnhof und des Baugebiets Henker in Oberhöchstadt. Temmen: „Unter seiner Ägide wurde vieles erreicht. Das Großprojekt Errichtung eines Kammermusiksaals und eines Studien- und Verwaltungszentrums für die Kronberg Academy sowie der Bau eines Business-Hotels am Bahnhof sind auf den Weg gebracht worden“.
„Gerne“, so der Bürgermeister weiter, hätte er es gesehen, wenn Odszuck die Entwicklung in Kronberg auch weiterhin in der Funktion des hauptamtlichen Ersten Stadtrats und bis zum Ende seiner Wahlzeit 2021 fortgeführt hätte. „Seine Entscheidung, sich in Heidelberg einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen, ist zu akzeptieren und zu respektieren und ich wünsche ihm an seiner neuen Wirkungsstätte allen erdenklichen Erfolg. Die Stadt Heidelberg bekommt einen absoluten Fachmann als neuen Bürgermeister.“
Unterdessen haben sich Temmen und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner in einem Gespräch auf den Zeitpunkt des Wechsels Odszucks verständigt. Offiziell war die Stelle in Heidelberg mit Beginn 1. August ausgeschrieben. Da es aber an alter und neuer Wirkungsstätte für Jürgen Odszuck noch einiges zu regeln gilt, haben sich Temmen und Würzner darauf verständigt, dass Odszuck seine Amtsgeschäfte in Kronberg noch bis zum 30. September weiterführt. Temmen: „Nur dann ist eine geordnete Übergabe der Geschäfte gewährleistet.“
Aufgrund von Urlaubszeiten wird Odszuck seinen letzten Arbeitstag bei der Stadt Kronberg jedoch schon am 31. August haben. Im September erwartet Odszuck indes zum zweiten Mal Nachwuchs. „Darauf freue ich mich ganz besonders und ich möchte meiner Familie gerne in dieser Zeit vollumfänglich zur Verfügung stehen, ehe ich mich dann ganz auf meine neue Funktion in Heidelberg konzentrieren kann“, erklärt Odszuck.
In Heidelberg wird Odszuck vermutlich am 30. September offiziell in sein Amt eingeführt, um seine neue Aufgabe am 1. Oktober zu beginnen.
Die Stelle des hauptamtlichen Ersten Stadtrats in Kronberg soll, so wünscht es sich Bürgermeister Klaus Temmen, neu ausgeschrieben und wieder besetzt werden. „Vor uns liegen wichtige Aufgaben, die auch weiterhin eines hauptamtlichen Dezernenten und ausgewiesenen Stadtplanungsexperten im Magistrat bedürfen“, betont Temmen. Signale aus der Politik, dass man dies nicht anders sieht und die Stelle neu ausgeschrieben werden soll, gebe es bereits reichlich. Temmen weiter: „Ich gehe daher davon aus, dass die Politik bis zur nächsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 14. Juli einen Dringlichkeitsantrag stellt, der vorsieht einen Wahlausschuss zu bilden, der damit beauftragt wird, die Stellenausschreibung vorzubereiten.“ Sollte wider Erwarten kein Dringlichkeitsantrag (ob interfraktionell oder von einer Fraktion) in Sachen Stadtratswahl vorliegen, werde er diesen Antrag selbst stellen, kündigte Temmen an.
Bis zum Zeitpunkt des Amtsantritts eines neuen hauptamtlichen Ersten Stadtrats übernimmt der Bürgermeister neben dem ihm unterstellten Dezernat I auch die Geschäfte des Dezernats II.
Jürgen Odszuck hat Spuren hinterlassen
„Es war zu befürchten, dass Jürgen Odszuck seine Zelte in Kronberg abbrechen wird“. Mit diesen Worten kommentierte die SPD-Fraktionsspitze die einstimmige Wahl von Jürgen Odszuck zum neuen Baubürgermeister der Stadt Heidelberg. Mit einem lachenden Auge deshalb, weil, so Fraktions-Vize Wolfgang Haas, Kronberg stolz darauf sein darf, dass solch ein profunder Fachmann fast acht Jahre als Erster Stadtrat und Baudezernent in Kronberg gewirkt hat. „Jürgen Odszuck hat Spuren hinterlassen und mit seinem kleinen Team entscheidend dafür gesorgt, dass Stadtplanung in Kronberg eine völlig andere Qualität bekam“. Stadtentwicklung als vorausschauende und gestaltende Aufgabe zu betrachten – hier habe Odszuck Entscheidendes dazu beigetragen und auch in der Politik für ein neues Verständnis gesorgt“. „Und genau deshalb sind wir der Auffassung, dass die herausragende und herausfordernde Aufgabe der Stadtentwicklung auch zukünftig politisch im Rahmen einer hauptamtlichen Dezernentenstelle im Magistrat verankert sein muss“, ergänzt Fraktionschef Christoph König, zumal bei dem in Kronberg besonders im Fokus stehenden Thema Stadtentwicklung politische Angriffe nicht auszuschließen seien. Allein schon die „Fürsorgepflicht“ gebiete es, diese Rolle nicht dem Leiter eines Planungsamtes zuzumuten. „Gleichzeitig freut sich die SPD für Odszuck und seine Familie und wünscht ihm ein gutes Ankommen in Heidelberg, betonten die Sozialdemokraten, die gerade erwägen, den von Temmen gewünschten Dringlichkeitsantrag noch für die kommende Sitzungsrunde einzureichen, um das Ausschreibungs- und Wiederbesetzungsverfahren zeitnah in die Wege zu leiten und die Vakanz im Amt auf ein Minimum zu beschränken.
KfB begrüßt Odszucks Wechsel nach Heidelberg
Von der KfB wird die Wahl von Jürgen Odszuck zum Baubürgermeister von Heidelberg und damit sein Weggang begrüßt. Odzsuck habe beim Anstoßen der genannten Projekte „die nötige Sensibilität vermissen lassen, was dazu führt, dass dieser Prozess zu einer Urbanisierung führt, die nicht zu Kronberg passt“. Vom zuständigen Fachbereich erwartet die KfB „zukünftig Arbeit, die sich dadurch auszeichnet, dass sie auf die Kronberger Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale eingeht. Wichtig ist zudem, dass sich die Fachabteilung unpolitisch und fachlich leiten lässt.“ Die Co-Fraktionsvorsitzende der KfB, Alexa Börner dazu: „Wir freuen uns, dass auch die CDU in Zukunft keinen politisch agierenden Fachmann wünscht. Wir wehren uns gegen die Unterstellung, die KfB sei der Auffassung, dass den Job ein Laie nebenher machen sollte. Das ist die übliche Polemik der SPD, die leider nicht zur Versachlichung beiträgt.“
Die KFB wolle vielmehr eine Diskussion über die Notwendigkeit, den Ersten Stadtrat wieder mit einem Hauptamtlichen zu besetzten. Selbstverständlich müssten die fachlichen Aufgaben, die der Erste Stadtrat bisher betreut habe, von einem entsprechenden Fachmann in der Verwaltung übernommen werden. Es sei jetzt zu prüfen, welche Aufgaben – insbesondere im Bereich der Stadtentwicklung – anstehen. Sollten die Kapazitäten in der Stadtverwaltung nicht ausreichen, wäre ohne Weiteres eine entsprechende Nachlagerung weiterer Themen möglich. (mw)