Bahnhofsareal: „Bereitstehender Zug kann an Fahrt aufnehmen“

Kronberg (pu) – Das Signal steht auf „Grün“, in der letzten Sitzung vor der Sommerpause machten die Stadtverordneten mit 20 „Ja“-Stimmen bei vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen den Weg frei für die Offenlegung des Entwurfs des Bebauungsplans „Bahnhofsquartier Baufeld II, Gemarkung Kronberg, Teile der Flur 8“ samt Entwurf des städtebaulichen Vertrags und den Verträgen zum Grundstücksverkauf. „Der bereitstehende Zug kann an Fahrt aufnehmen“, zeichnete der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt, Max-Werner Kahl (CDU), in seinem Redebeitrag ein anschauliches Bild für den richtungsweisenden Schritt in Sachen Businesshotel-Errichtung sowie den Bau eines Kammermusiksaals und eines Studien- und Verwaltungszentrums.

Lange Zeit hatte man um die Zukunft des Bahnhofgebietes gerungen. Kahl verglich diese Phase gar mit dem indischen Spiel Paschisi, auch Teufelsrad oder „Mensch ärgere dich nicht“ genannt und ließ anschließend ob des bevorstehenden Meilensteins seiner Euphorie freien Lauf: „Seit der Kaiserin Friedrich hat sich in der Stadt nichts Weltbewegendes für die Zukunft mehr entwickelt, nun haben wir die Chance, uns weltweit zu etablieren.“ Der Christdemokrat spielte dabei auf den Kammermusiksaal an, der künftig als weiterer Höhepunkt neben Burg und Schlosshotel, Kronberg und die Bürger bereichere. Es sei die Zeit angebrochen, da die Burgstadt den Diskussionen Taten folgen lasse, sein Dank gelte den Bauherren, „die nun sicher ruhiger schlafen können“.

Kahls Parteikollege Prof. Dr. Helfried Moosbrugger ergriff die Gelegenheit, auf die von der Kronberg Academy Stiftung vorgelegten Unterlagen zur Wirtschaftlichkeit der geplanten beiden Bauprojekte näher einzugehen. „In wohlmeinender Fürsorge“ sei ausgesprochen vorsichtig kalkuliert worden. Dennoch habe die Plausibilitätsprüfung durch den Magistrat „so gut wie keine Kritikpunkte ergeben“. Lediglich die angesetzten Unterhaltskosten seien hinterfragt worden. „Dabei darf man nicht vergessen, die Bemessungsgrößen für die Stadt sind höchstwahrscheinlich andere, als die der Stiftung.“ Es bestehe daher kein Grund zur Sorge. „Geben Sie sich einen Ruck, stimmen Sie diesem nachhaltigen Projekt zu“, so Moosbruggers abschließender Appell.

Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmann (CDU) zeigte sich davon allerdings unbeeindruckt. Sie begründete ihre anschließende Enthaltung mit den Worten: „Mir reichen die von der Kronberg Academy Stiftung veröffentlichten Informationen für einen nachhaltigen Betrieb des Kammermusiksaals nicht aus.“

Auch die KfB-Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur ließ sich nicht von der Euphorie anstecken. Einmal mehr kritisierte sie den „mangelhaften B-Plan“ und stellte mehrere, letztendlich abgeschmetterte, Änderungsanträge. So ist ihr der Wunsch des Magistrats, ihn zu ermächtigen, den städtebaulichen Vertrag, endzuverhandeln ebenso ein Dorn im Auge wie die Park- und Stellplatzsituation oder die geplante Umsiedlung der Park-und-Ride-Plätze nach Kronberg-Süd. Fragezeichen stünden außerdem noch hinter der „Kosten-Nutzen Rechnung für dieses sehr ambitionierte Vorhaben“.

Esen-Baur lenkte unter anderem den Blick auf die künftige Situation der Stadthalle, wenn nicht nur die auf zirka 35.000 Euro bezifferten Einnahmen der Academy wegfielen, sondern möglicherweise sogar weitere Konkurrenzveranstaltungen wie Lesungen, Vorträge und Ähnliches am Bahnhof drohten. „Es gibt wohl kaum einen Bürger in dieser Stadt, der der Academy nicht wohlgesonnen ist und für die von der Academy erbrachte Leistung in den letzten 20 Jahren nicht dankbar ist. Aber bevor wir ein solches Projekt anschieben, müssen wir uns darüber im Klaren sein, welche finanziellen Auswirkungen das auf die Stadt hat“, gab die KfB-Fraktionsvorsitzende zu bedenken.

Grünen-Vorstand Udo Keil fand die Vorlage an sich dagegen „fundiert und informativ“, logischerweise nicht anfreunden könne sich seine Fraktion mit dem „Verzicht auf Ausgleichsmaßnahmen“ bei diesem „Bebaungsplan mit Innenstadtentwicklung“. Sein Änderungsantrag „Ausgleichsmaßnahmen im sonst üblichen Umfang“ scheiterte.

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Haas verwies wiederum auf die positiven Aspekte durch die anstehenden Baumaßnahmen. „Man muss den Blick mal auf das große Ganze richten, auf die momentane unwürdige Rumpelkammer im Eingangsbereich unserer Stadt. Es ist an der Zeit, nach dem Lokschuppen, die Ankerprojekte zwei und drei am Bahnhof zu realiseren.“ Ins gleiche Horn stieß Oliver Schneider, der UBG-Fraktionsvorsitzende: „Wir haben vollstes Vertrauen, lasst uns vorangehen, um etwas Schönes und Großes für Kronberg errichten zu können!“



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