BUND fordert besseren Schutz der Kronberger Habitatbäume

325-jährige Edelkastanie Foto: privat

Kronberg. – Der BUND Kronberg bedauert die Entfernung der Grünanlage und der weiteren Bäume am Bahnhof. „Neben dem Verlust an Lebensraum für viele Vögel, wie den geschützten Distelfink, aber auch weitere Tiere, wurden auch vier vom Naturschutzrecht geschützte Habitatbäume gefällt, die den sieben verschiedenen zu schützenden Fledermausarten nun als Ruhe- und Rückzugsraum fehlen werden“, erklärt der Vorsitzende des BUND Kronberg, Jochen Kramer. Hinzu komme der Verlust des landschaftsprägenden Mammutbaumes, dem nun in der Frankfurter Straße 19 ein weiterer folge. „Dabei hofft der BUND, dass von dem Mammutbaum in der Frankfurter Straße noch ein Teil des Stammes als Habitatraum für die Kronberger Tierwelt erhalten werden kann“, so Kramer.

Nach Fällung von rund 100 Bäumen, erinnert der BUND Kronberg nochmals daran, dass Bäume in der Stadt vielfältige Funktionen erfüllen: Durch Sauerstoffproduktion, Staubfilterung und Schattenbildung verbessern sie das Stadtklima. Sie können als gliedernde Elemente in Verkehrsräumen eingesetzt werden und wirken schallmindernd. Grünflächen mit Bäumen bieten die Möglichkeit der Naturerfahrung und steigern damit das Wohlbefinden der Bevölkerung.

Einige Bäume bieten darüber hinaus besondere Lebensräume (Habitate) für andere Pflanzen und Tiere. Die Habitate können Höhlen, Astabbrüche oder auch Stammrisse sein. Häufig bilden sich diese dabei in alten, zum Teil auch absterbenden oder bereits toten Bäume. Aber auch Bäume mit besonderen Wuchsformen können solche Strukturen ausbilden. Die Habitate werden durch eine Vielzahl von Arten besiedelt. Zu den prominentesten Bewohnern zählen verschiedene Fledermausarten aber auch Höhlenbrüter wie Kohl- und Blaumeise, Kleiber oder Gartenrotschwanz. Sieben- und Gartenschläfer besiedeln Höhlen als Schlafplätze oder Winterquartiere. Besondere Baumarten, wie die Eiche, können zudem durch holzbewohnende Käferarten bewohnt werden. Fehlen diese sogenannten Habitatbäume oder werden im Zuge von Baumaßnahmen gefällt, gehen mit ihnen wertvolle Lebensräume verloren. Durch das Anbringen von Nistkästen für Vögel und Fledermäuse können nur einige der genannten Strukturen wieder zum Teil hergestellt werden. Doch ein Baum bietet über seine lange Lebensdauer ganz unterschiedlichen Arten Lebensraum. So kann ein Habitatbaum neben Höhlenbewohner natürlich auch Freibrüter, wie Amseln, Buchfink oder Zaunkönig beherbergen, die ihre Nester frei auf Ästen oder im Gebüsch anlegen.

Wie wertvoll solche Strukturen sind, zeigt die Rote Liste der Vögel in Hessen. Selbst Arten, wie Haus- oder Feldsperling, die früher häufig in Dörfern und Städten vertreten waren, stehen heute auf der Vorwarnliste. Beide Arten brüten in Höhlen. „Daher ist es wichtig, Grünbestände und insbesondere Habitatbäume in der Stadt zu erhalten“, betont Kramer. (mw)



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