Filmemacher von „Labyrinth des Schweigens“ stehen Rede und Antwort

V.l.n.r.: Sabine Lamby (Produzentin), Elisabeth Bartel (Drehbuchautorin), Giulio Ricciarelli (Regie) von „Im Labyrinth des Schweigens“ zu Gast im Kronberger Kino. Foto: Lenz

Kronberg. – Neben dem Weihnachtsmarkt gab es noch eine weitere attraktive Veranstaltung am vergangenen Wochenende in Kronberg: Den Interessenten für Film, Kultur und Geschichte wurde die Möglichkeit geboten, im Kronberger Kino einem erfolgreichen Regisseur einmal auf den Zahn zu fühlen und ihm im persönlichen Gespräch, die eine oder andere Frage zu stellen. Giulio Ricciarelli, der Regisseur des Films „Im Labyrinth des Schweigens“, sowie die Drehbuchautorin Elisabeth Bartel und die Produzentin Sabine Lamby standen dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Um welch einen eindrucksvollen Film es sich handelte, das zeigten die vorangehenden zwei Stunden. Mit viel Feingefühl wurde der Finger auf den emotionalen Puls des Nachkriegsdeutschlands gelegt und durch gefühlsgeladene Bilder und die Erzählung einer glaubhaften Geschichte gekonnt interpretiert. Ein längst überfälliger Film über die Aufarbeitung der verdrängten und verschwiegenen Verbrechen im Konzentrationslager Auschwitz. Nicht allein getragen von Gerd Voss, als Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, sondern ebenso durch die talentierten jüngeren Schauspieler, unter anderen Alexander Fehling, als Johann Radmann, gewinnt diese Geschichte an erstaunlicher Intensität. Die anschließende Diskussion im Kino gab Einblicke in den Entstehungsprozess des Films und in die Gedankengänge der Filmemacher. Es wurde über die Motivation der Autoren gesprochen, wie sie sich das Thema aneigneten und wie sich die Skripte durch die Zusagen internationaler Filmverleihe noch einmal änderten. Der US Verleih Sony Pictures Classics forderte zum Beispiel die Figur Hermann Langbeins, dem Mitbegründer des internationalen Auschwitz Komitees, in den Film zu integrieren. Zudem sei man bei der Suche nach geeigneten Förderern für das Filmprojekt auf einige Blockaden gestoßen, sobald das Stichwort Auschwitz fiel, erfuhr das interessierte Publikum. Genau diese kritische Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg werde im Film selten aufgegriffen, stellte auch das Publikum fest. Klargestellt wurde zudem, was im Film nicht eindeutig zu erkennen war. Initiator der Ermittlungen, sei, so auch historisch belegt, Fritz Bauer, nicht die fiktive Person, Protagonist Johann Radmann. Zuletzt kam die Frage auf, inwiefern bei den Dreharbeiten eine eigene Reflexion der Vergangenheit aufgetreten sei, eine Phase wie sie auch der Protagonist durchmachen musste. Haben die beteiligten Schauspieler nun auch ihre familiäre Vergangenheit genauer betrachtet? Als Antwort entgegnete Ricciarelli, dass ein Darsteller, welcher Shakespeares Hamlet spiele nicht zwangsläufig seinen eigenen Stiefvater erdolchen müsse. Ein Schauspieler versetze sich in die Rolle seines Charakters, eigne sich jedoch nicht dessen Konflikte an. Vielmehr sei bei den Dreharbeiten ein positives Klima entstanden und trotz der Sensibilität des Themas der Spaß auch nicht ausgeschlossen worden. Das Schlusswort sprach der Regisseur mit einem Dank an das Kino und damit die Möglichkeit dieser sehr persönlichen Ebene, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Das sei eine anregende Erfahrung, für die Macher des Films als auch für die Zuschauer. Und anregend, das war die Veranstaltung durchaus.
Carsten Lenz



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