Kronberg (pu) – Seitdem Anfang August 2009 dem damaligen Pächter des Traditions-Gasthauses Adler aufgrund diverser Missstände die Konzession entzogen und daraus resultierend der Betrieb geschlossen werden musste, verfolgen die Kronberger mit großem Interesse und Verbundenheit die Zukunft des nach dem großen Stadtbrand von Februar 1780 entstandenen historischen Gebäudes. Bald nach der Schließung der Gastronomie wurde das Haus verkauft, diesem Besitzerwechsel folgte angesichts letztendlich unüberwindlicher Herausforderungen ein zweiter. Im Mai 2011 erwarben die jetzigen Eigentümer, die beiden befreundeten Ehepaare Victoria und Sven Schulte-Hillen sowie Martina und Peter Röder, das Objekt und verwirklichen seit der erteilten Baugenehmigung im September 2012 mit viel Herzblut, Mut und Beharrlichkeit weitreichende Sanierungs-, Renovierungs- und Umbaumaßnahmen. „Hinter uns liegt reichlich Überzeugungsarbeit“, schmunzeln Sven Schulte-Hillen und Peter Röder im Verlauf eines Baustellen-Rundgangs, der einen Einblick in die Fortschritte der Arbeiten gewährt. Eine gesunde Portion Unbeirrtheit und Hartnäckigkeit seien durchaus zwingend erforderlich gewesen, um die eigenen Ideen und die feste Überzeugung von deren realistischer Umsetzbarkeit gegen anfängliche Skepsis von Experten durchzusetzen. Schritt für Schritt kommt das hehre Vorhaben voran, Moderne und Tradition sinnvoll verknüpfend, im Herzen Kronbergs einem in die Jahre gekommenen Schmuckstück neues Leben einzuhauchen.
Vermietungsstart für Wohnungen und Ladengeschäft
Durch den zusätzlichen Erwerb des Nebengebäudes mit dem ehemaligen Optikergeschäft eröffneten sich durch Umbauarbeiten neue Möglichkeiten. Mittlerweile stehen im Gesamtkomplex fünf lichtdurchflutete, unter anderem mit Fußbodenheizung und Parkett ausgestattete Wohnungen unterschiedlicher Größen kurz vor der Fertigstellung. Hier und da sind noch abrundende Feinheiten notwendig, wie das Anbringen von Sockelleisten oder die Unterfütterung von Treppen mit großen Schubladen als Stauraum. Jedes der einzelnen Appartments besticht durch einen ganz besonderen Charme in Zuschnitt, freigelegten Holzbalken und einem traumhaften Ausblick.
Das Schmankerl ist zweifellos die einzige Wohnung mit Dachterrasse. Ein typisches Beispiel erfolgreich verlaufener Umsetzung trotz anfänglicher Skepsis. „Bei Inspizierungen unseres damals neu erworbenen Hauses hatten wir auf den Knien unter den Holzbalken rutschend spontan die Vision einer Dachterrasse, mussten die mit in die Planungen eingebundenen Behörden und Experten allerdings erst von der Machbarkeit überzeugen“, berichten Schulte-Hillen und Röder mit strahlenden Augen. Trotz der von Schwierigkeiten geprägten langen Bauphase ist den beiden nie der Optimismus abhanden gekommen. „Nach wie vor kämpfen wir mit Verzögerungen und Überraschungen, umso motivierender sind sichtbare Fortschritte wie die kürzliche Rückkehr des Wappentiers, des in Dresden aufwändig restaurierten Adlers, an seinem angestammten Platz über der Eingangstür zur Gaststube oder die nun anlaufende Vermietung der Wohnungen und des ebenfalls soweit fertigestellten kleinen Ladengeschäfts im Erdgeschoss, das sich beispielsweise als kleines Eiscafé eignen würde.“
Kultureller Treffpunkt für alle
Langsam aber stetig geht es auch in der Gaststätte voran. Neu geschaffen wurden unter anderem Personal- und Sozialräume, Sanitäranlagen, ebenerdiger Personal- und Lieferanteneingangsbereich, Aufzüge, Kühlräume und ein mit Aufzug und Kühlung ausgestatteter Müllraum. Beeindruckende, am Rande notierte Zahlen: Allein 1.400 Kubikmeter Fels mussten herausgeschlagen und entfernt werden, im Zuge der technischen Modernisierung erfolgte bisher die Verlegung von 17 Kilometern Kabel im historischen Bau.
Im Gastraum wurden unter Verwendung von Schilf, Lehm und Lehmziegel und der dazugehörenden Technik Wände wieder hergestellt. In Erinnerung an frühere Zeiten, als man mit der Kutsche durch die Hofreite ins Haus gelangte, soll es einen einladenden Eingangsbereich geben, der in die jeweiligen, voneinander abgrenzbaren, aber dennoch transparent wirkenden Bereiche wie etwa einem kleinen Stammtisch-Eck führt. Dazu kommen Küche und Bar. „Wir wollen das Gasthaus Adler wieder zu einem kulturellen Treffpunkt für alle mit einer gutbürgerlichen deutschen Küche machen“, unterstreichen die Hauseigentümer. Ihren Wunschvorstellungen zufolge sollen künftig kleinere Gerichte wie Handkäs‘ mit Musik ebenso auf der Speisekarte stehen wie das beliebte Schnitzel.
Im Gewölbekeller laufen zurzeit Verfugungsarbeiten an der Decke – in zeitaufwändiger Handarbeit. Die naturgemäß bei alten Gemäuern wie diesen durch Regenfälle durchdrückende Feuchtigkeit wird in einer sogenannten weißen Wanne aufgefangen und mittels einer Hebeanlage zur weiteren Verwendung gepumpt. Ferner ist eine ausgeklügelte Lüftungsanlage installiert für einen Luftaustausch von 3.000 Kubikmetern pro Stunde. Eine Veranstaltungsstätte, ideal für Familien- und Firmenfeierlichkeiten aller Art. Neben den von Schulte-Hillen und Röder erwähnten Weinproben würden sich beispielsweise auch Events mit wechselnden Mottos, etwa schweizerischer, österreichericher, italienischer oder französischer Abend, geradezu anbieten. Eine Idee, die in jüngster Vergangenheit von dem einen oder anderen als durchaus überlegenswerte Variante ins Gespräch gebracht wurde. Bekanntlich fiebern die Kronberger voller Ungeduld auf die Wiedereröffnung des Traditions-Gasthauses hin, verknüpfen damit die Hoffnung auf deutliche Belebung der Friedrich-Ebert-Straße.
Pächtersuche
Auf einen fixen Eröffnungszeitpunkt wollen sich Schulte-Hillen und Röder allerdings nicht mehr festlegen. Zu oft mussten in der Vergangenheit avisierte Termine aufgrund von Verzögerungen wieder verworfen werden. „Wir werden in Ruhe alle noch zu erledigenden Arbeiten vorantreiben, einen Pächter suchen und zum gegebenen Zeitpunkt Weiteres bekanntgeben“, so die abschließende Aussage.