Junge Geigentalente gewinnen die Herzen

Die Preisträger strahlten gemeinsam mit Raimund Trenkler (links), Landgraf Donatus von Hessen (Vierter von links) und Dr. Jürgen Frei von der Bad Sodener Musikstiftung.

Foto: Patricia Truchsess

Kronberg (aks) – Eine intensive und arbeitsreiche Woche liegt hinter den auserwählten Studierenden der Geigen Meisterkurse der Kronberg Academy. Neun junge Geiger hatten die Ehre, ihr Talent und ihr Können dem zahlreich erschienenen Publikum in der Stadthalle zu präsentieren. Die jüngste Schülerin aus dem Meisterkurs von Ana Chumachenco, die 13-jährige Yesong Sophie Lee aus USA stand als erste auf der Bühne. Mit Beethoven hatte sie keine leichte Wahl getroffen, doch ihr Debüt in Kronberg begeisterte die Zuhörer ebenso wie die 16-jährige Mahiru Moriyama aus Japan, die von der Geigenmeisterin Mihaela Martin unter die Fittiche genommen worden war. Sie spielte Prokofievs Sonate für Violine und Klavier sehr temperamentvoll. Mittendrin verliert sie beim Moderato den Bogen, aber nicht die Nerven. Die Sonate, die eigentlich eine Flötensonate war, wurde 1944 von Oistrach uraufgeführt, der Prokofiev geholfen hatte, sie für die Geige maßzuschneidern. Die junge Künstlerin drückt das faunenhaft Tänzerische hoch konzentriert aus und so erntet sie ein spontanes „Wow“ des Publikums. Die zwei Klavierrepetitorinnen sind elegante Erscheinungen: Yumiko Urabe und Megumi Hashiba, in Schwarz gekleidet, sind Meisterinnen ihres Instruments. Ihnen fiel, gemeinsam mit Evgeny Sinaiski, in dieser Woche die facettenreiche Aufgabe zu, die Schülerinnen und Schüler der Meisterkurse mit immer neuen Kompositionen und unendlicher Geduld am Klavier zu begleiten und ihnen im musikalischen Dialog, Sicherheit und Freude am Spiel zu vermitteln. Ryosuke Suho interpretiert Gabriel Fauré ebenso meisterhaft und einfühlsam wie die junge Saki Tozawa, beide aus Japan, das bekannte Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy. Vor der Pause begeistert die temperamentvolle 14-jährige Spanierin Maria Duenas Fernandez, aus dem Meisterkurs Boris Kuschnir, mit Camille Saint Saens „Introduction et rondo capriccioso“ die Zuhörer. Die hübsche junge Dame im roten Paillettenrock hat große Bühnenpräsenz, wirkt selbstsicher und spielt sich nuancenreich und mit jugendlichem Elan in die Herzen der Kronberger. Der Pianist Evgeny Sinaiski folgt ihrem Tempo mit Leichtigkeit. Der Applaus ist tosend.

Nach der Pause ist es Zeit für die Begrüßung durch Raimund Trenkler, Gründer und Präsident der Kronberg Academy. Nach einer erfüllten Woche mit 180 internationalen Geigen-Schülern, die nach Kronberg gereist waren, um den Meistern zuzuhören und von ihnen zu lernen, seufzt er: „Schade, dass es schon vorbei ist!“. Er stellt die vier „wunderbaren Dozenten“ vor: Miriam Fried, Boris Kuschnir, Mihaela Martin und vermisst Ana Chumachenco, die bereits abreisen musste. Er lobt die Pianistinnen und den Pianisten, die tagsüber mit Proben hinreichend beschäftigt waren und abends Konzerte geben mussten. Sein besonderer Dank galt den Sponsoren und Stiftungsförderen, die der Kronberg Academy schon lange die Treue halten sowie dem Team, das Tag und Nacht im Hintergrund arbeite. Die wichtigste Lektion für alle jungen Studierenden sei, sich bewusst zu werden, was man tue und sich frei genug fühle, dies auch auszudrücken. In den Meisterkursen ginge es „um mehr“: „You should never play by habit!“ Das Experiment „Musik am Rande“, das die jungen Geiger an Treffpunkten mitten in Kronberg spielen ließ, nannte Trenkler ein „mutiges Experiment des Improvisierens“.

Dann kamen die sechs Preisträger auf die Bühne, die an diesem Abend allerdings nicht alle zu hören waren. Mit dem mit 10.000 Euro dotierten Manfred Grommek-Preis werden Tatjana Roos, 20 Jahre, aus London und Niek Baar aus Holland (Geigen Meisterkurs Mihaela Martin) gefördert. Der Preis wird seit 2009 von der Bad Sodener Musikstiftung Dr. Jürgen Frei vergeben, der persönlich mit Hans Jürgen Jentsch von der Jury auf der Bühne anwesend war. Den Prinz von Hessen-Preis von 2.500 Euro teilen sich die blutjunge Maria Duenas Fernandez, die bereits vorher auf der Bühne ihr Können gezeigt hatte, sowie Dmytro Udovychenko aus der Ukraine, der an der Folkwang Schule der Künste in Essen studiert. Der Preis wurde von Landgraf Donatus von Hessen überreicht. Lara Boschkor aus Deutschland, die 2015 den Prinz von Hessen-Preis erhalten hatte, und die im Precollege der Kronberg Academy in Kooperatioin mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt studiert, teilt sich den Ana Chumachenco Förderpreis mit Carla Ines Marrero Martinez, beide Schülerinnen wurden während der Geigen Meisterkurse von Ana Chumachenco unterrichtet.

Nach der Pause ging es weiter mit der anmutigen Katherine Arndt aus USA weiter, die den Geigenpart in Mozarts Violinkonzert sehr gelassen und souverän spielte, sie wurde von Yumiko Urabe am Klavier begleitet und von Ana Chumachenco unterrichtet. Ein tolles Violinsolo von Hindemith präsentierte Preisträgerin Tatjana Roos, die sich frontal dem Publikum zuwandte und ohne Noten und allein auf der Bühne schon wie ein Star wirkte, mit einer immensen Freude an ihrem Spiel. Es schien, als atme sie die Musik. Ein wunderschönes Stück im Anschluss von Richard Strauss: die Sonate für Violine und Klavier Es-Dur, sehr einfühlsam gespielt von Julen Zelaia Zia, dem 22-jährigen Spanier aus dem Meisterkurs Miriam Fried. Das war ein wahres Eintauchen in die poetische Musik des berühmten Komponisten.

Als Finale des Abschlusskonzerts, dessen Künstler alle dank ihres jugendlich energischen und technisch einwandfreien Spiels viel Applaus und viele Sympathien ernteten und das mit variantenreichen Kompositionen aus zwei Jahrhunderten einen glanzvollen Bogen spannte, gab der 14-jährige Tassilo Probst, Meisterschüler von Boris Kuschnir, der mit einem entschlossenen Ruck startete und die Polonaise von Wieniawski mit Verve vortrug.

Alle diese jungen Talente, die sich ihre Lehrstunden und Konzertauftritte mit viel Fleiß und Disziplin erarbeitet hatten, beeindruckten die Zuschauer und mit ihrer natürlichen Fröhlichkeit und ihrer ungekünstelten Hingabe an die Musik gewannen sie die Herzen aller.

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