Kein Pferdefleisch in der Lasagne – AKS-Schüler forschen im X-LAB

Kronberger AKS-Schüler im X-LAB in Göttingen Fotos: privat

Kronberg/ Göttingen (kb) – Wie in jedem Jahr fuhren auch in diesem alle naturwissenschaftlichen Leistungskurse der Altkönigschule – drei Biologiekurse, ein Chemie- und ein Physikkurs – im Februar nach Göttingen, um sich im Experimentierlabor „X-LAB“ die Themen, die sonst im Unterricht vor allem theoretisch besprochen werden, ganz praktisch zu erarbeiten. Begleitet von ihren Lehrkräften Angelika Weller, Petra Duwe, Kerstin Hass, Rita Eichmann und Marco Kursawe lernten die Kronberger Schülerinnen und Schüler, was man für naturwissenschaftliches Arbeiten benötigt: Fingerspitzengefühl beim Pipettieren zum Beispiel, Exaktheit, Neugier, Geduld und eine gehörige Menge an Frustrationspotenzial. „Wenn man bei der Überprüfung feststellt, dass man einen der Stoffe vergessen hat, kann man den Ansatz wegschütten und fängt eben von vorne an“, fasst Julia ganz richtig zusammen.

Für die Biologen stand die Gentechnik auf dem Programm: Polymerasekettenreaktion, Gelelektrophorese und DNA-Analyse. Theoretisch waren die Schüler gut vorbereitet, nun stellten sie ihr praktisches Geschick unter Beweis. Zum einen begaben sie sich auf die Suche nach dem genetischen Defekt bei der Sichelzell-Anämie, zum anderen überprüften sie unterschiedliche Fleischproben, die alle in Göttinger Supermärkten gekauft worden waren. Ist in der Lasagne auch wirklich nur Rind- und Schweinefleisch enthalten, wie auf der Verpackung angegeben? Und was enthält die Lammbratwurst? Das Verfahren, das bei der Fleisch-Analyse benutzt wurde, entspricht in etwa dem Verfahren bei einem Vaterschaftstest. Es wird aber nur ein Fragment eines einzigen Gens untersucht, das sich in der Anzahl der Basenpaare bei Pferd, Schwein, Lamm, Rind, Huhn und Ziege spezifisch unterscheidet. Die Kronberger Schüler fanden keine skandalösen Zustände: Keine der Proben enthielt Pferdefleisch. Die Chemiker arbeiteten vor allem im Bereich der Farbstoffe: Sie stellten selbst welche her, sogar solche, die im UV-Licht leuchten. Außerdem begaben sie sich auf Entdeckungsreise, um einer unbekannten organischen Substanz auf die Schliche zu kommen. Etwas härter traf es die Physiker: Für sie liegt die Exkursion nach Göttingen eigentlich zu „früh“ im Schuljahr: Die Themen, die hier praktisch bearbeitet werden können, stehen erst im nächsten oder gar übernächsten Halbjahr auf dem Stundenplan. Deshalb wurde die Theorie in Göttingen kurzerhand mitgemacht. Ob Mikrowellen, Röntgenspektroskopie oder Radioaktivität – es ging tief in die Materie: Beugung am Doppelspalt, Michelson-Interferometer, Bragg-Reflexion an Kristallen, Bremsstrahlung, Halbwertszeit und Nebelkammer. Dass manch einem am Ende des Tages sicherlich der Kopf brummte, konnte Kurslehrerin Weller durchaus nachvollziehen. Sie war aber voll des Lobes für ihre Schüler: „Wie konzentriert sich die Schüler auf die hochkomplexen Themen eingelassen haben und sich in wenigen Stunden die Theorie so ‚rangeschafft’ haben, dass sie wirklich schon praktisch arbeiten konnten, war sensationell!“

Abgerundet wurde die Exkursion nach Göttingen durch einen Besuch im Deutschen Primatenzentrum, das im Dienst der Forschung unterschiedlichste Primaten züchtet.

Die teilnehmenden Lehrer empfinden die Fahrt nach Göttingen als große Bereicherung des Unterrichts: „Wer in einem Labor zwei Tage richtig gearbeitet hat, wird sich viel bewusster für oder gegen ein naturwissenschaftliches Studium oder eine Ausbildung in diesem Bereich entscheiden können“, fasst Kerstin Hass zusammen. „weil man recht schnell merkt, ob es einem liegt, Proben in Geltaschen zu pipettieren – oder eher nicht!“ Petra Duwe ergänzt, dass die Fahrt ein Baustein unter vielen sei, mit denen die Altkönigschule das naturwissenschaftliche Interesse der Schülerinnen und Schüler wecken oder ausbauen möchte. Mit viel Engagement arbeitet sie mit Kolleginnen und Kollegen daran, die Altkönigschule zu einer MINT-Schule zu machen, die sich die besondere Förderung in den Fächern Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften auf die Fahnen schreibt. Mit großem Erfolg werden beispielsweise schon seit drei Jahren Grundschüler an die Altkönigschule eingeladen, damit ihnen dort ältere Schüler naturwissenschaftliche Experimente vorführen und erklären können.



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