Kommentar

Miriam Westenberger

Neue Marschrichtung ohne Stumm

Die neue „Truppe“, die sich bei den Liberalen formiert hat, hat der FDP Tatendrang, Vitalität und neue Ideengeber gebracht. Doch plötzlich sieht sich ein „Altgedienter“, wie Volker Stumm, mit seinem Streben nach „Harmoniesucht“ alleingelassen. Er kann sich mit dem „Konfrontationskurs der neuen Fraktion nicht identifizieren“. So hat er es jedenfalls selbst formuliert. Das frisch gebackene Team im Stadtparlament neben Walther Kiep mit Kristina Fröhlich, Holger Grupe und Dietrich Kube (der saß zuvor mit Stumm alleine im Stadtparlament) scheint sich über seine Marschrichtung jedoch einig zu sein. Da passte Volker Stumm, der im Stadtparlament lieber schwieg, außer zu besonderen Anlässen, wenn er seine politisch-unterhaltsamen Gedichte zu Gehör brachte, vielleicht nicht so gut hinein. In der Tat macht es auch Sinn, dass ein Fraktionsvorsitzender, gerade auf der Oppositionsbank, ab und zu den Mund aufmacht. Aber im Hintergrund war Stumm ein leidenschaftlicher Mitstreiter für liberale freiheitliche Werte.

Anpacken, mitdenken und streiten in der Politik, mit eigenen durchdachten in Anträgen formulierten Ideen zum Stadtgeschehen punkten, das ist auch weiterhin gefragt.

Von mir aus auch lauthals und streitlustig argumentieren, wenn es denn um wirklich wichtige Inhalte geht. Da allerdings können die Liberalen, die Volker Stumm, sei es aufgrund des gestiegenen Arbeitspensums, sei es durch ihren Stil, zum Rücktritt bewogen haben, noch an sich arbeiten. Denn mitunter war der Posaunenton lauter, als der Inhalt der Pressemitteilungen, und die Attacke im Stadtparlament schärfer als vielleicht nötig. Zumindest, wenn man im nächsten Zug mit guten Ideen auch über Parteigrenzen hinweg Mitstreiter für kommunale Themen finden will. Wie ist die Partei jedoch intern mit der Erkenntnis umgegangen, dass Volker Stumms Kurs ein anderer war. Hat man sich wirklich um Konsens bemüht oder sich gedacht, was soll‘s, wo gehobelt wird da fallen eben Späne und damit einen verdienten liberalen Mitstreiter womöglich vor den Kopf gestoßen? Das wäre kein feiner Stil. Das Ganze hat jedenfalls eine Eigendynamik entwickelt und dabei ist einer, der die Spielregeln nicht mitspielen konnte oder wollte, ausgestiegen.

Ja, und die „Neuen“, neben dem FDP-Fraktionsvorsitzenden auch Kristina Fröhlich, nehmen kein Blatt vor den Mund, sind keine Leisetreter. Müssen sie ja auch nicht. Sie wollen eine starke Opposition sein und verschaffen sich Gehör. Und sie spielen im Team, zugegebenermaßen in einem mit veränderten Spielregeln.



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