Michaela Maass Stadtälteste – Keine Parlamentssitzungen im Netz

Im Rahmen der letzten Sitzung des Stadtparlaments in diesem Jahr wurde die Ausländerbeiratsvorsitzende Michaela Maass zur Stadtältesten ernannt. Bürgermeister Klaus Temmen (links) und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (rechts) nahmen die Ehrung vor und gratulierten mit Blumen. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Die Bürger Kronbergs müssen sich auch in Zukunft Donnerstagabends zu den Stadtverordnetenversammlungen selbst auf den Weg machen, wenn sie die politischen Reden und Entscheidungsprozesse der ehrenamtlichen Kommunalpolitiker verfolgen wollen. Die Koalition aus CDU, SPD und UBG lehnte den Antrag der KfB, künftig die Sitzungen des Stadtparlaments per Livestream ins Internet zu übertragen, ab. KfB-Stadtverordneter Rainer Schmidt warb für die Chance, durch die Live-Übertragung die Transparenz zu erhöhen und mehr Menschen, vor allem auch jüngere, für die Kommunalpolitik zu interessieren. Mit der Online-Übertragung wäre auch die Möglichkeit gegeben, die Stadtparlamentssitzung zeitversetzt oder nur in Teilen zu verfolgen, je nach Interessenslage. Unterstützung für den Antrag der KfB, die die Stadt Kronberg im Jahr weniger als 1.500 Euro kosten sollte – eine Kamera mit Totalperspektive und Tonübertragung sollte genügen, – erhielt die KfB von der FDP und der Grünen. Wenigstens eine Probephase wünschten sie sich, um sich ein Bild darüber zu machen, wie viele Bürger von dieser Möglichkeit, das politische Geschehen zu verfolgen, Gebrauch machen. Grünen- Stadtverordnete Mechthild Schwetje betonte, dass ein solches zeitgemäßes Angebot eine Chance darstelle, die nicht ungenutzt bleiben sollte, um Bürger für die Kommunalpolitik zu interessieren. Auch der FDP-Stadtverordnete und Ortsverbands-Vorsitzende Holger Grupe warb für eine Probephase. „Ich fände es super, wenn andere Leute das hier, was wir mit Herzblut und Engagement ehrenamtlich machen, sehen.“ CDU-Stadtverordneter Mike Ambrosius dagegen fand, es habe nichts mit „Intransparenz“ zu tun, wenn man nicht im Internet vertreten sei. Wer Interesse habe, sei herzlich eingeladen, bei den Sitzungen vorbeizuschauen und die Presse berichte schließlich auch ausführlich über diese. Das kommunalpolitische Interesse der Bürger beschränke sich nun einmal erfahrungsgemäß auf einzelne wenige Themen. Es belassen wie es ist: „Also frei zu reden, ohne aufgezeichnet zu werden“, dafür warb auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph König, der sich als Ehrenamtler vorstellen kann, dass es „befangen mache“, plötzlich nicht für die anwesenden Bürger und Stadtverordneten zu sprechen, die man vor sich sieht, sondern von Menschen gesehen und gehört zu werden, die im „Off“ sitzen. „Die Rede ist etwas Flüchtiges, Aufzeichnungen sind es nicht“, sagte er.

So werden sich auch in Zukunft die Bürger Kronbergs bei allen Themen, auch den oftmals kontrovers diskutieren Bauthemen, auf den Weg ins Rathaus machen müssen, wenn sie live miterleben wollen, wie Kronberger Stadtverordneten Politik machen. Diese stimmten – allerdings auf der Tagesordnung 2, also ohne Diskussion – an diesem Abend unter anderem auch über das Baugebiet „Altkönigblick“ ab (wir berichteten ausführlich nach dem ASU). Die Stadtverordnetenversammlung hat den Magistrat beauftragt, für das künftige Baugebiet „Altkönigblick“, das Sportgelände der SGO, die an der Altkönigschule einen neuen Kunstrasenplatz nebst Vereinsheim erhält, einen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben, um vielfältige Ideen und Realisierungsvorschläge zu Gestaltung, Architektur und Erschließung zu erhalten. „Die bestehenden Baustrukturen entlang der Altkönigstraße und der Feldbergstraße sollen hierbei aufgegriffen werden, um einen optisch-architektonisch gestaffelten Übergang „von den bestehenden Hochbauten der Straße ,Am Sportfeld‘ zum neuen Baugebiet und der sich daran anschließenden Einfamilienhaus-Bebauung herzustellen“, heißt es in dem Antrag, dem in der Ausschussfassung einstimmig entsprochen wurde.

Blumen und eine Urkunde gab es in dieser letzten Stadtparlamentssitzung vor dem Jahreswechsel schließlich auch noch. Und zwar für eine, die den städtischen Gremien bereits seit 20 Jahren die Treue hält und sich in diesen um die Ehrenbezeichnung „Stadtälteste“ mit verdient gemacht hat: Die Rede ist von Michaela Maass, der Vorsitzenden des Ausländerbeirates. Maass ist seit 1995 ununterbrochen im Amt. Seit 1995 als Mitglied im Ausländerbeirat, war sie eine Zeit lang auch im Ortsbeirat Schönberg und von 2001 bis 2006 als Stadtverordnete tätig. Seit dem Jahr 2000 schon ist sie Vorsitzende des Ausländerbeirates. Wojciech Blaszczak, Mitglied im Ausländerbeirat, dankte ihr im Namen der anderen Mitglieder für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Hilfe, den Landesfremden in Kronberg bei der Integration zu helfen. „Es sind manchmal ganz triviale Dinge, die Arbeit an der Basis“, die zu leisten sei. Und genau dabei helfe Maass „mit ihrer positiv pragmatischen Arbeitsweise“ und als „große Netzwerkerin“. Maass betonte, dass es ihr die „tolle Gruppe“ im Ausländerbeirat einfach schwer mache, womöglich doch einmal aufzuhören. Was ihr die ehrenamtliche Arbeit, die sie seit Jahren für die ausländischen Mitbürger leistet, bedeutet, und warum sie immer wieder gerne hilft, brachte die Österreicherin mit einem Satz auf den Punkt: „Ich bin jetzt keine Gastarbeiterin mehr, sondern ich habe eine Heimat gefunden!“

Nach der feierlichen Urkundenüberreichung durch Bürgermeister Klaus Temmen und den Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche gab es im Nachbarraum nach Tradition für jeden Mandatsträger noch ein frischgezapftes Jahresabschlussbier.



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