Kronberg (mw) – Sieben Jahre ist es her, dass sich die Kronberger Landwirte und Jäger zusammengeschlossen haben, um die Kronberger Bürger für ihre Arbeit auf den Äckern, Wiesen und im Wald zu sensibilisieren. „Was für sie Naherholung bedeutet, sind für uns in erster Linie Arbeitsflächen, auf denen wir unser Geld verdienen“, erklärt Anette Hildmann. Gemeinsam mit ihrem Mann Thomas und ihren beiden Kindern Steffen und Laura hat sie dieses Jahr das große Event, den „Lebendigen Bauernhof“ auf ihrem Hofgelände mitten in Oberhöchstadt ausgerichtet. Die fünf Landwirte Hildmann, Meyer, Heynen, Holler und Krieger laden mit den Jägern wechselseitig ein, einmal im Jahr vorbeizuschauen und sich bei einem vielseitigen Erlebnisangebot in ungezwungenem Rahmen über die landwirtschaftliche Arbeit schlau zu machen. Bei Hildmanns lag der Schwerpunkt dieses Jahr ganz klar auf Tierhaltung. Die hofeigenen Rinder, Schweine, Enten und Zwergmangus konnten in Ruhe beobachtet und gestreichelt werden. Dafür, dass die Bullen mit ihren starken Köpfen die Kleinsten unter den Besuchern nicht verletzten, sorgte Sohn Steffen, der den ganzen Tag über geduldig in der Nähe der Rinder blieb und den Besuchern bereitwillig alle Fragen zum Hof beantwortete. Der 17-Jährige will in die Fußstapfen seiner Eltern treten und macht eine Ausbildung zum Landwirt. Bei Hildmanns gibt es im hofeigenen Laden Rinder- und Schweinefleisch, Suppenhühner und vor allem täglich frische Eier zu kaufen. Auf ihren landwirtschaftlichen Flächen rund um Oberhöchstadt bauen sie Weizen, Raps und Zuckerrüben sowie Gerste und Erbsen als Futter für die Tiere an. „Arbeit gibt es bei uns eigentlich immer“, weiß Steffen, der es gewohnt ist, rund um die Uhr mitanzupacken. „Wenn wir im Sommer die Weide für die Kühe machen, während meine Freunde im Schwimmbad liegen, wäre ich allerdings schon lieber im Schwimmbad“, gesteht er. Aber heute spielt sich das Leben von Jung und Alt sowieso mitten auf dem Bauernhof ab: Während sich die Älteren bei Kaffee und selbst gebackenen Kuchen im Hof niedergelassen haben, springen die Kleinsten ausgelassen auf den eigens zu diesem Zweck aufgeschichteten Heuballen herum, klettern auf die Trecker oder erkunden die Waldlandschaft mit Tieren, die die Jäger in der Scheune aufgebaut haben. Dort hat auch der katholische Kindergarten St. Vitus einen kleinen Stand eingerichtet und bietet Waffeln und Kinderschminken an. „Sie kommen auch sonst oftmals nach einem kurzen Anruf mit einer der Kindergartengruppen zu einem kleinen Rundgang zu uns rüber“, erzählt Hildmann. Es ist eine lebendige Nachbarschaft und eigentlich, genau wie heute, die beste Möglichkeit, der Entfremdung von Menschen und Natur, entgegenzuwirken. Auch die Jäger wissen, dass es immer wichtiger wird, die Menschen über das richtige Verhalten in Wald und Flur aufzuklären. „Die meisten sind sich gar nicht bewusst, dass sie etwas falsch machen, wenn sie beispielsweise jenseits der ausgewiesenen
Wege über Trampelfade durch die Streuobstwiesen laufen.“ Von März bis Juni, der Setzzeit der Wildtiere, sei das ein absolutes „No Go“. Es ist die Zeit, in der Fasane, Hasen, Rebhühner, ihren Nachwuchs in Wiesen und in Feldrändern ablegen, aber auch das Schwarz- und Rotwild seine Jungen bekommt. Wer in dieser Zeit seinen Hund nicht an die Leine nimmt, der hat vom Tierschutz nichts verstanden. Drei Rehe wurden allein in den letzten drei Wochen im Bereich Lindenstruth und Nähe der Altkönigschule gerissen, während sich im Viktoriapark alle Welt über die putzigen vertrauensseligen Nutrias freut und für sie sogar seinen Hund anleint. Anette Hildmann und der Oberhöchstädter Jagdaufseher Matthias Richter klären gemeinsam auf, wie wichtig es ist, auf den Wegen zu bleiben, nicht nur wegen der Jungtiere. „Unser Gras ist das Futter für unsere Tiere“, so Hildmann. Da hätten Hunde nichts zu suchen, denn ihre Hinterlassenschaften machen das Vieh krank, was gerade bei neugeborenen Kälbern schnell tödlich endet. Verständlicherweise hätten Hunde auch nichts auf frisch angelegten Zuckerrüben-Äckern zu suchen. „Wenn sie im Herbst und Winter durch die Stoppelfelder toben, ist das weniger schlimm.“
Große Aufmerksamkeit erzeugten die über 200 Hühner der Familien Hildmann, denen sie mit ihrem Hühnermobil großzügigen Auslauf auf der Wiese ermöglicht. Während die einen ihnen einfach gerne eine Weile beim Picken zuschauten, testeten andere lieber gleich ein Eierbrot aus dem Hofladen oder kauften beim Stand des Tierschutzvereins Eierlikör von „glücklichen Hühnern“. Denn längst hat sich herumgesprochen, dass diese Hühner glückliche Hühner sein müssen und ihre Eier deshalb besonders lecker sind. Die Hähne sind für das soziale Gefüge wichtig und warnen die Hühner vor dem Habicht, klärt Hildmann auf. Übrigens, wer hätte das gedacht: die Hühner fressen gern frisches Gras und Löwenzahn und das Moos aus der Wiese. „Sie eignen sich wunderbar als Vertikutierer“, meint sie lachend. Wer sich einließ auf Tier und Natur an diesem Tag, der konnte das Stroh und die anderen Stallgerüche wohlduftend erleben, auf Tuchfühlung mit den Tieren gehen und sogar ein Huhn auf den Arm nehmen. Warum sind die Schweine nur so herrlich rosa. Wurden sie zur Feier des Tages geduscht?“, fragte eine Besucherin. Anette Hildmann weiß es besser: „Schweine sind von Natur aus sehr reinliche Tiere. Wenn sie genügend Platz haben, machen sie alle in dieselbe Ecke.“ Im Schlamm suhlen würden sie sich einzig und alleine bei zu viel Sonne zur Kühlung, sie besitzen nämlich keine Schweißdrüsen und regulieren auf diese Weise ihre Körpertemperatur.
Zur Stärkung gab es Apfelsaft und Apfelwein aus den Streuobstwiesen und Wildschweinbratwurst in großen Mengen.
Ein gelungener Frühlingsauftakt für die Landwirte und die Gäste, die das vielseitige Angebot auf dem Gelände ausgiebig und gut gelaunt nutzten.