„Weißes Rössl“ der besonderen Art mit Quast und Fischmann

Einen Schuhplattler der besonderen Art tanzten Sabine Fischmann und Michael Quast zu den Klängen von Markus Neumeyer, der ganz österreichisch gewandet am Flügel saß.

Foto: Boss Henrichsen

Kronberg (pf) – Mit einer grandiosen, temporeichen und umwerfend komischen Aufführung der Operette „Im Weißen Rössl à trois“ begeisterten Sabine Fischmann, Michael Quast und Markus Neumeyer im Festsaal des Altkönigstifts ihr Publikum. Dass zwei Vollblutkomödianten wie der Schauspieler, Regisseur und Chef der „Fliegenden Volksbühne“ Michael Quast und die Chansonsängerin und Musikerin mit ausgeprägtem Sinn fürs Humorvoll-Groteske Sabine Fischmann, am Flügel unterstützt vom souverän begleitenden Pianisten Markus Neumeyer, der manchmal sogar mitsingen durfte, ein ganzes Operettenensemble ersetzen können, ohne dass eine Facette der turbulenten Handlung oder der schwungvollen Musik verloren geht, das haben die drei bereits bei verschiedenen Opern- und Operetten-Adaptionen bewiesen. Und das konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer auch Samstagabend wieder erleben.

Mit wenigen Requisiten wie einem rot-weiß-karierten Tischtuch, Bierflasche und -humpen, Kuhglocken, Zitter und Hackbrett, feschem Dirndl, Lederhosen, Loferlstrümpfen und Sepplhut entführten die Akteure ihr Publikum nach Österreich an den Wolfgangsee. Und da es bekanntlich im Salzkammergut häufig regnet, durfte natürlich auch der Regenschirm nicht fehlen.

Alpenromantik und österreichisches Flair, Busse mit Touristen, die die Hotelterrasse erstürmen, ein am Hotelsteg anlegender Dampfer, dessen Horn Michael Quast wunderbar authentisch ertönen ließ, ein Tannenwald mit dem Wegweiser zur nächsten Alm, das alles erschien bei den Regieanweisungen, die die beiden abwechselnd vortrugen, vor dem inneren Auge der Besucherinnen und Besucher. Und um die Atmosphäre noch dichter zu machen, tanzten Sabine Fischmann und Michael Quast hinter dem Tisch sitzend mit Armen und Händen einen Walzer und vor dem Tisch mit vollem Körpereinsatz einen Schuhplattler, bei dem sie sich gegenseitig auf den Allerwertesten klatschten.

Ihr ganzes Herz aber legten sie beim Singen in die wohlbekannten Melodien aus der Operette wie „Im weißen Rössl am Wolfgangssee“, „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“, „Im Salzkammergut kann man gut lustig sein“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ und „Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“, die sie mit Inbrunst vortrugen. Bei „Die ganze Welt ist himmelblau, wenn ich in deine Augen schau“ rutschte Michael Quast auf dem Bauch liegend fast über die Bühnenrampe und himmelte eine Besucherin in der ersten Reihe an, der er übrigens bis zum Schluss mit Augenzwinkern und freundlichem Zuwinken treu blieb.

Das Publikum hatte im Laufe des Abends immer wieder nicht nur Grund zum Lachen und Schmunzeln, sondern auch zum Staunen. Etwa wenn Michael Quast mitten in einem Satz vom Berlinischen ins Sächsische wechselte. Oder wenn Sabine Fischmann Geistesgegenwart und blitzschnelles Agieren bewies, indem sie sang und sich gleichzeitig auf der Melodica begleitete.

Am Schluss der turbulenten Operette gab es drei glückliche Liebespaare, die resolute Wirtin Josepha mit ihrem Oberkellner Leopold, die Tochter Ottilie des Berliner Trikotagen-Fabrikanten Giesecke und den eigentlich gegen ihren Vater prozessierenden Rechtsanwalt Dr. Siedler, das lispelnde Klärchen, Tochter des reisebegeisterten Professor Hinzelmann aus Sachsen und den schönen Sigismund Sülzheimer, Sohn des gegen Giesecke klagenden Konkurrenten aus Sangerhausen.

Vor dem Happy-End aber tauchte als strubbelköpfige Handpuppe aus dem Koffer noch der greise Kaiser Franz-Joseph auf und riet der feschen Josepha weise, doch lieber mit dem Möglichen zufrieden zu sein als nach Unerreichbarem zu streben: „’s ist einmal im Leben so, allen geht es ebenso, was man möcht’ so gern, ist so fern.“

Mit langanhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum bei den drei Akteuren für einen unterhaltsamen Operettenabend der ganz besonderen Art, während Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner ihnen als Dankeschön Blumenstrauß und Weinflaschen überreichte.



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