Kronberg (kb) – „Wenn Du nicht mehr weiterweißt, bildest du einen Arbeitskreis.“ Ein oft genutzter Spruch in Politik und Wirtschaft mit dem Ergebnis, dass danach nicht mehr viel geschieht. Das Gegenteil war dieses Jahr beim Musikverein zu bestaunen. Unter der Federführung von Silke Dietz und Katharina Kern wurde ein Konzert organisiert, welches das Publikum zu langanhaltenden Applaus animierte. Und das sogar an zwei Darbietungen am vergangenen Sonntag. Das erste Konzert begann um 16 Uhr in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Johanniskirche und im Anschluss folgte ein zweiter Termin um 18.30 Uhr.
„Wir sind der Meinung, dass man es in der heutigen Zeit sehr schätzen muss, gute Freunde zu haben“, leiteten die charmanten jungen Moderatorinnen Christina Ritschel und Silke Dietz ein. Bürgermeister König und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche hörten die nächsten Worte wohlwollend: „Wir haben das Glück, dass wir uns nicht nur menschlich, sondern auch auf eine ganz besondere Arte begegnen. Denn wir teilen eine universelle Leidenschaft – die Musik.“ Was die Stadtoberen erfreute war die Tatsache, den interkulturellen Austausch auch bei der jüngeren Generation verankert zu wissen. Kronberg pflegt bekanntlich einen regen Austausch mit seinen Partnerstädten. Bestes Beispiel ist der Kontakt zu dem jungen Waliser Gwi Jones. Den lernten die Musiker beim diesjährigen Jubiläum in Le Lavandou kennen. Schnell wurden Kontakte geknüpft und spontan noch in Frankreich ein Auftritt für das Adventskonzert vereinbart. Der 24-jährige Gast aus Aberythwith begeisterte mit seiner Stimmgewalt bei drei Titeln Publikum und Musiker. Bei dem walisischen Weihnachtslied „Nadolig, Pwy a wyr“ wurde es andächtig und manch unterdrücktes Schniefen war in der stillen Kirche zu vernehmen.
Auch die städtepartnerschaftlichen Freunde aus Porto Recanati wurden mit dem in Italien populären Stück „Tu scendi dalle Stelle“ bedacht. Übersetzt bedeutet es sinngemäß „Du steigst von den Sternen herab“. Nicht hinab, sondern bergauf zu den Gipfeln ging bei dem epochalen Werk „Pilatus“. Am Schluss des Stückes werden der eigentlich zu besiegende Drachen und die Menschen Freunde und alle leben seitdem friedlich zusammen.
Was wäre der Verweis auf die europäische Freundschaft, ohne die „Ode an die Freude“. Sie endet mit dem Appell der Sehnsucht, der Verbrüderung nach Freude und Jubel sowie der Utopie vom Weltfrieden. Diese Europahymne hatte Dirigent Alfred Herr geschickt am Anfang des Konzertes eingeplant, direkt nach einer „Weihnachtlichen Eröffnungsmusik“. So spannte er gekonnt einen Bogen zu dem Motto des Konzertes „Weihnachten mit Freunden“. Überhaupt hatte Alfred Herr sein Orchester wieder mit viel Arbeit und trotzdem auch viel Freude zu Höchstleistungen angespornt. Sehr zum Vergnügen des Publikums wurde am Schluss auch „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ gespielt, was dem Flötenregister einiges erfolgreich abverlangte. Übrigens wird allein dieses Jahr der Weihnachtsklassiker 16x im Fernsehen wiederholt. Das Stück ist schon ein halbes Jahrhundert alt und rief bei Teilen des Publikums Gefühle einer glücklichen Kindheit hervor. Die souveränen Moderatorinnen stellten zwischendurch die neuen Mitglieder des Orchesters vor. Neu dabei ist auch der erst dreizehnjährige Tom Vohwinkel. Er hat unter Anleitung seiner Ausbilderin Kerstin Stöhr den Sprung zu den Aktiven geschafft und das ist ein echtes Zeichen erfolgreicher Jugendarbeit im Verein. Apropos Jugendarbeit: Bei der zweiten Vorstellung überraschte der Vorstand des Lions Club die Aktiven und Verantwortlichen mit einer Scheckübergabe. Die Summe stammt aus den Erlösen des Benefizkonzertes mit dem Landespolizeiorchester und ist ausschließlich für die Jugendarbeit bestimmt.
Das Spendenergebnis ist vor allem durch die großzügige Bereitschaft der Unternehmen in Kronberg und Umgebung zustande gekommen, die zahlreich Annoncen im Programmheft schalteten. Der Erste Vorsitzende Thomas Kämpfer bedankte sich am Schluss bei allen Mitwirkenden und wünschte dem gesamten Publikum ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2024.