Buchtipp

Das flüssige Land, Roman von Raphaela Edelbauer, Klett-Cotta 2019; 22 Euro

Auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis findet sich ein wenig beachteter, aber durchaus beachtenswerter Debütroman: „Das flüssige Land“ von Raphaela Edelbauer. Ruth, eine junge Physikerin, hat überraschend ihre Eltern verloren. Sie hatten nicht viel Kontakt, aber Ruth weiß, dass die Eltern in ihrem Heimatort Groß-Einland beerdigt werden wollten. Ein Ort, der auf keiner Karte zu finden ist und in keinem Register erwähnt wird. Nach einer kleinen Odyssee findet Ruth diesen Ort, in dem Zeit keine Rolle spielt. Es gibt nahezu keine Kontakte zur Außenwelt, Geld wird geliehen und die Schuld kann als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Der ganze Ort gehört einer Gräfin, die somit auch über schier unbegrenzte Macht verfügt. Und Groß-Einland droht in der Erde zu versinken. Über Generationen wurde der Untergrund ausgehöhlt, es gibt alte Geschichten, Mythen, Sagen, vielleicht aber auch Wahrheiten, die mit dem Ort in dem großen Loch verloren zu gehen scheinen. Häuser brechen in der Mitte auseinander, der Marktplatz ist nur noch am Rand begehbar. Ruth beginnt, für die Gräfin zu arbeiten. Aber als sie anfängt, die Zeit des Nationalsozialismus zu hinterfragen, nehmen die Widerstände zu. Es ist ein irritierender Roman, der ein bisschen an den magischen Realismus der Südamerikaner erinnert.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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