Eingeschränkt, aber entspannt: Der Badebetrieb im Waldschwimmbad

Wer die Ruhe liebt – im Kronberger Waldschwimmbad findet man sie. Und es ist noch genügend Platz im Wasser und auf der Wiese vorhanden. Selbst in ausgebuchten Zeitfenstern. Dass 2.000 bis 3.000 Besucher das Freibad be- beziehungsweise übervölkern, ist zu Corona-Zeiten undenkbar geworden. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – 20° Celsius Lufttemperatur, die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor, es weht ein schwacher Wind, kühl ist es trotzdem nicht. Nach einem sommerlich heißen Wochenende herrschen noch immer gute Bedingungen für einen ausgedehnten Badespaß. Trotzdem ist irgendwie alles ruhiger, gedämpfter, leiser im Kronberger Waldschwimmbad. Woran das liegen mag? Richtig, es fehlt das Kinderlachen auf der Riesenrutsche, das emsige Treiben der Kleinsten im Babybecken und – auch die eleganten Drei-Meter-Brett-Sprünge ebenso wie die eindeutig lauteren „Arschbomben“ sind unter den verschiedenen Wassergeräuschen nicht auszumachen. Schwimmbadfreuden – mit 50-Meter-Bahn und Erlebnisbecken, gibt es in diesem Sommer trotzdem, doch die Atmosphäre ist gedämpfter. In diesem Sommer fühlt sich alles anders an und ist anders, so wie es sich keiner jemals ausgemalt hätte. Das findet Schwimmmeister Stephan Horz auch, der seit 33 Jahren im Waldschwimmbad über den Badebetrieb und die – dank modernster Technik – heute noch bessere Wasserqualität wacht. Rote Flatterbänder definieren abgesperrte Bereiche, zu denen eben auch die Rutsche, Abschnitte der Wiese und das 3-Meter-Brett gehören. In der dritten Woche nun schon hat das städtische Waldschwimmbad mit Gaststätte nach Corona-Regeln geöffnet. Für die Schwimmbadcrew, zu der neben Stephan Horz seine Stellvertreterin Verena Methfessel sowie je nach Besucherandrang, weitere Rettungsschwimmer und die Reinigungkräfte zählen, gehören neben den allseits bekannten Baderegeln aktuell ganz andere Regeln zum Schwimmbadalltag. Bei denen geht es in erster Linie um das Abstandhalten und den Mund- und Nasenschutz bei der Kommunikation untereinander. Ins Wasser springen, rutschen, miteinander rangeln, das ist in Corona-Zeiten ein No-Go. Schwierig sei es für die Crew nicht, auf die Umsetzung der Regeln zu achten. „Die meisten Besucher verhalten sich sehr rücksichtsvoll und diszipliniert“, hat Stephan Horz festgestellt. „Und wenn die Regeln mal vergessen werden, lassen sich unsere Gäste gerne daran erinnern.“ Dennoch wollen die Kinder im Wasser natürlich eigentlich nach Lust und Laune planschen und spielen. So hofft der Schwimmmeister, dass der Magistrat vielleicht doch noch das Babybecken für den Badebetrieb freigeben kann, damit gerade auch für die jüngsten Besucher die Badefreuden nicht völlig ausbleiben.

Mit der Hygiene wird es in Schwimmbädern seit eh und je äußerst genau genommen. So testet das Gesundheitsamt einmal monatlich unangemeldet den laufenden Badebetrieb, sprich die Hygiene in den Umkleiden und Toiletten bis zur Wasserqualität. Die Gäste können zwischen vier definierten Zeitfenstern (Frühschwimmer von 6.30 bis 8 Uhr sowie drei folgenden Zeitfenstern von jeweils drei Stunden 8.45, 12.30 und 16.15 Uhr, wählen. Auf dieses Weise bleiben dazwischen 45 Minuten für die Desinfektion aller Geländer, des Drehkreuzes, der Schließfächer und der sanitären Anlagen. So bakterienarm dürfte es also bei aller Sauberkeit auch im Kronberger Waldschwimmbad zuvor noch nie gewesen sein. Und ruhig ist es, zumindest heute an einem Ferienmontag. „Tatsächlich haben wir jetzt in den publikumsärmeren Zeiten mehr Betrieb“, erzählt Horz. „Wer einmal online sein Ticket gebucht hat, kommt auch, selbst wenn es regnet.“ Insgesamt aber hat sich die Anzahl der Schwimmbadbesucher fast halbiert, da sich pro Zeitfenster auf Basis des Pandemie-Plans der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) maximal 236 Badegäste zeitgleich im Waldschwimmbad aufhalten. Die Bezugsgröße ist die zur Verfügung stehende Wasserfläche sowie als Grundlage die Aussage der DGfdB, ein Becken in Pandemiezeiten nur mit ca. 75 Prozent der Kapazität auszulasten, erklärt der Erste Stadtrat Robert Siedler dazu. Natürlich wäre es immer noch bedenklich eng, würden alle Badegäste gleichzeitig im Wasser schwimmen wollen. „Aber das ist ja nicht der Fall“, so Siedler, der selbst schon das gute Wetter mit seiner Familie für einen Schwimmbadbesuch im Waldschwimmbad genutzt hat. Und Horz fügt hinzu: „Gestern waren zwei Zeitfenster ausgebucht und trotzdem hatten wir genügend Platz für alle Badegäste, man hat sich im Wasser eben abgewechselt. Keiner schwimmt ja drei Stunden durchgehend.“

Allerdings kreisen die Gesprächsthemen oftmals um das Coronavirus. Es beschäftigt die Menschen, viele fragen sich, wird es überhaupt mal wieder eine Zeit „nach Corona“ geben? Man ist froh, aus der Isolation wieder ein Stück weit nach draußen zu gelangen. „Wir haben auch viele Besucher, die weiterhin sehr auf den Abstand achten und in der derzeitigen Situation noch keinen Urlaub planen.“

Für alle Daheimgebliebenen ist das Waldschwimmbad eine willkommene Abwechslung und Abkühlung im Corona-Alltag. Und etwas Gutes hat die Beschränkung der Besucherzahl auf jeden Fall: Der Badebetrieb ist wieder viel gemütlicher und familiärer geworden – fast so, wie man es noch aus früheren Zeiten kennt. Aufgrund der auf drei Stunden begrenzten Besucherzeit bleiben die Badegäste aus dem Großraum Frankfurt, die an Hitzetagen das Schwimmbad ebenfalls als Ausflugsziel bevölkerten, für mehr Einnahmen aber auch für mehr Trubel sorgten, aus. Wer also Ruhe und Entspannung sucht, kann sie direkt vor der Haustür im Kronberger Waldschwimmbad für reduzierte 4 Euro (2 Euro ermäßigt) buchen. Aber bitte daran denken: Aufgrund der Vorgabe des kontakt- und bargeldlosen Kartenerwerbs können die Tickets ausschließlich über das neue Kassensystem und den damit verbundenen Web-Shop der Stadt Kronberg auf www.kronberg.de erworben werden. Wer Hilfe bei der Online-Buchung braucht, erhält sie im Bürgerbüro.

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