Kronberg (kb) – Als die Kronberger Künstlerin Kerstin Stechl im Februar 2024 das kleine Häuschen an der Hainstraße 1a anmietete, konnte sie nicht ahnen, was passieren würde. „Der Kunst Kiosk Kronberg war erst einmal ein Experiment“, sagt sie heute mit einem Schmunzeln. Mit ihrer Malerei hat sie sich vor langer Zeit schon den Themen Landschaft – Klima – Natur verschrieben, die sie großformatig, mit meist expressivem Pinselstrich umsetzt.
„Bisher habe ich nur überregional ausgestellt, hier war ich nur wenigen bekannt“, so Stechl. Mit dem Kiosk habe sich das schnell geändert. Alle zwei bis drei Wochen stellt sie hier ein neues Werk aus, meist abstrakte Landschaften, die mit dem Klimawandel zu tun haben.
Damit wird sie auch dem Anspruch ihres Lehrmeisters gerecht: Professor Markus Lüpertz predige seinen Meisterschülern bis heute, dass Kunst nicht dazu diene, „Räume zu verschönern oder eine ästhetische Atmosphäre zu erschaffen. Er hat uns immer dazu angehalten, die Leute mit Kunst herauszufordern, sie zum Nachdenken anzuregen“, so Stechl. Während der Kronberg Academy-Festivals zeigt die Künstlerin – zum Thema passend – auch Celli oder Geigen, die figürlich angedeutet im Raum zu schweben scheinen.
Zum Jubiläum des „Kunst Kiosk Kronberg“ ist aktuell eine ganz besondere Landschaft zu sehen: „Alkin – Der Altkönig“, der Titel soll an die ursprüngliche Bezeichnung aus dem Keltischen erinnern. „Eine Hommage an meine Heimatstadt“, so Stechl. Die „double wave“, wie sie das Motiv mit einem Augenzwinkern nennt, ist nichts anderes als die Silhouette des Altkönigs, dargestellt mit malerischen und graphischen Elementen. „Jeder, der von Süden kommt, hat diese doppelte Welle vor Augen, sie ist das Erste, was man schon von Weitem wahrnimmt!“ Dieser Anblick habe sie schon immer fasziniert, die Linie wirke wie am Zeichentisch entworfen. „Kleine Welle, große Welle! Perfekt! Der Anblick löst bei mir ein wohliges Gefühl aus, hier ist mein Zuhause, da gehöre ich hin.“
Neben der Nutzung des Schaufensters als „Kunst Kiosk Kronberg“ und der damit einhergehenden optischen Aufwertung hat der Kiosk für die Malerin noch eine ganz andere Funktion. „Physisch ist der Kunst Kiosk Kronberg einfach ein Raum in guter Lage, plus Schaufenster. Die Leute schauen vom Auto aus hinein oder lesen als Fußgänger auch mal einen der begleitenden Texte“, freut sie sich.
Präsentation: online und offline
Womit sie nicht gerechnet hatte: Die überregionale Sichtbarkeit und das internationale Feedback. „Meine Instagram-Posts werden von ganz unterschiedlichen Menschen gesehen, vom Naturschützer über den Bergliebhaber bis hin zum Extremkletterer im Himalaya“, so Stechl. Denn ihre Bilder kreisen thematisch immer wieder um die gefährdete Natur, vom schmelzenden Gletscher im Himalaya bis hin zur klirrenden Kälte der Antarktis. Für jedes neu gehängte Bild schreibt sie einen Text, auf Deutsch für das Schaufenster, auf Englisch für das Internet. Und diese glückliche Verquickung aus physischer und virtueller Präsentation beschere ihr einen regen Dialog. Zum einen mit Menschen hier aus der Region, die – ermutigt von den Begleittexten im Schaufenster – Kontakt aufnehmen. Oder mit Instagram-Nutzern von sehr weit her, wie Kanada oder Indien, die auf ihre Landschafts-Posts reagieren und Antworten schreiben. „Das ist mein Fenster in die ganze Welt“, lacht sie.
Aus Sicht der Künstlerin ist das „Kiosk“-Experiment also vorerst gelungen. Nicht zuletzt aufgrund ihres Interesses an Medien und der digitalen Kommunikation, was angesichts ihrer beruflichen Vergangenheit als Journalistin auch nicht verwundern dürfte. So geht das Experiment „Kunst Kiosk Kronberg“ also nun ins zweite Jahr.
Weitere Infos unter www.kerstinstechl.de.