Ein Familienfest rund um ein Jubiläum und den Wein – seit fünfzig Jahren hält das Band der Städtefreundschaft

v.l.n.r. Horst Neugebauer, einer der Väter der Städtefreundschaft mit Guldental, Ortsbürgermeisterin Elke Demele und Bürgermeister Christoph König, die Kronberger Ritter dürfen bei keinem Festakt fehlen. Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Seit fünfzig Jahren wird das Band der Städtefreundschaft zwischen der Weinbaugemeinde Guldental an der Nahe und Kronberg gepflegt, getragen von vielen persönlichen Freundschaften. Eine Verbindung, von der Horst Neugebauer, einer der „Väter“ der Gründung, sagt, „es ist eine von Herz zu Herz“. Mit einem großen Familienfest rund um das Rathaus wurde dieses Jubiläum mit den fünfzig aus Guldental angereisten Gästen gefeiert. Außer der Vorfreude auf ein Wiedersehen hatten sie natürlich auch erlesene Weine im Gepäck. Die Taunusstadt, inzwischen selbst im Besitz eines Weinbergs, der im Jahr 2000 zusammen mit Guldentaler Winzern und dem Aktionskreis Lebenswerte Altstadt (Altstadtkreis) im Rathausgarten angelegt worden ist, zog gleich. Zum ersten Mal wurde der aktuelle „Rote Regent“ offiziell verkostet und ausgeschenkt. Bislang war er ein städtisches Präsent bei besonderen Anlässen.

Die Idee dazu stammte von den Mitgliedern des Arbeitskreises, die das Fest organisiert haben: Matthias Greilach, Jochen Schmidt-Laux, Kerstin Palamides, Jörg Mehlhorn, Horst Neugebauer und Hans Willi Schmidt. Bei dem straffen und abwechslungsreichen Programm, das den Gästen während ihres Aufenthalts geboten werden sollte, musste aufgrund der Witterungsverhältnisse improvisiert werden. Eigentlich typisch für ein Familienfest, und das sollte es schließlich sein. So ließ sich keiner die Laune verdrießen – im Gegenteil: Der Wein schmeckte, und für das leibliche Wohl haben die vier Kronberger Partnerschaftsvereine sowie die Freunde der Waldsiedlung bestens gesorgt. Der KV 02, der Verein Aktives Kronberg und natürlich die Mitglieder der Rittergarde, die bei keinem städtischen Fest fehlen dürfen, gestalteten das Rahmenprogramm zusammen mit der Jazz-Gruppe „Take Four“, deren künstlerisches Angebot von „Creative Sounds Kronberg“ unterstützt wurde. Sie spielte im Rathaussaal und war für Spaß zu haben. Mit einem „Tusch“, den Bürgermeister Christoph König „mit dem schönsten, den er bisher gehört hat“ kommentierte, verschafften sich die Aktiven beim Publikum Gehör. Das war bei der Weitläufigkeit des Geländes nicht so einfach, und so manches offiziell gesprochene Wort ging bei den lebhaften Gesprächen an den Tischen unter.

Stadtführung

Den Anfang des Besuchs der Freundinnen und Freunde aus Guldental machte eine kleine Stadtrundfahrt, und nach dem Mittagessen im „Posthaus“ schloss sich eine Stadtführung mit Horst Neugebauer an, der die historischen Kleinode „seiner“ Stadt zeigte und erklärte. Der ehemalige und langjährige Leiter des Kronberger Verkehrs- und Kulturamtes hat zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Rudolf Möller die Idee, das traditionsreiche Erbe der beiden Orte, nämlich Wein und bildende Kunst, genussvoll zu vereinen, mit in die Tat umgesetzt. An die Guldentaler Initiative erinnerte Ortsbürgermeisterin Elke Demele: „All unsere schönen Erlebnisse hätten wir nicht genießen können, wenn Bürgermeister Karl-Ernst Lücht damals nicht Nägel mit Köpfen gemacht hätte und unser unvergessener Günther Buchholz sich nicht mit viel Herzblut für diese Freundschaft eingesetzt hätte.“

Horst Neugebauers Apell „macht die Herzen weit für unsere Guldis“, wie er sie nennt, hat noch eine weitere emotionale Botschaft und dahinter seine Frage, wie es wohl künftig mit dieser Städtefreundschaft weitergeht. Elke Demele, eine Garantin für diese herzliche Verbindung, wird nicht erneut für ihr Amt kandidieren, und so war ihre Rede zugleich auch ein Abschied. Sie erinnerte an die zahlreichen gegenseitigen Besuche, „wechselseitig waren es immer freundschaftliche und weinselige Begegnungen.“ Es waren die vielen Weinfeste, Senioren- und Vereinsfahrten, die Teilnahme an den Märkten, so auch wieder am 3. und 4. August beim Kunst- und Weinmarkt, die das Band festzogen.

Abschied

Der Altstadtkreis trägt seit Jahrzehnten zum Erhalt dieser Städtefreundschaft bei, und der Ehrenvorsitzende, Hans Willi Schmidt, überreichte Elke Demel daher zum Abschied eine Flasche „Roter Regent“ sowie das Jubiläumsbuch des Vereins zum 25-jährigen Bestehen. Sie wurde von den Ehrenbürgern Heinrich Stephan und Gerhard Schwanke begleitet und ebenso vom ehemaligen Ortsbürgermeister Alfons Lorsbach, der zusammen mit dem damaligen Kronberger Bürgermeister Wilhelm Kreß im Jahr 2008 eine Gedenktafel in der Hainstraße, Eingang Victoria-Park, zum bis dahin 35-jährigen Bestehen der Freundschaft enthüllte. Zum 50-Jährigen nun wurde in der Hainstraße ein Schild aufgestellt, das den dort beginnenden Fußweg als „Guldentaler Weg“ ausweist.

Solche Gedenkschilder sind durchaus ein Teil der Erinnerungskultur, und jetzt kommt es auf die Vereine an, ob diese lebendige Städtefreundschaft künftig erhalten wird und nicht zu einer Erinnerung wird. Genauso wenig wie diejenigen, die aus einem kuriosen Zufall eine ein halbes Jahrhundert währende stabile Verbindung machten.

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