Der Fantasie der Ladies waren keine Grenzen gesetzt

Kronberg (mw) – Wenn die Ladies des Kappen Klub Kronberg feiern, dann ist die ausgelassene Stimmung fast schon ein Garant. Die Damen von jung bis zu den älteren Semestern verstehen einfach, ausgelassen zu feiern. Die meisten von ihnen kommen in Gruppen und haben bereits im Vorfeld der Veranstaltung viel Spaß gehabt. Oftmals sind die Kostüme eigens für die Veranstaltung gemeinsam ausgedacht, zusammengestellt und manchmal sogar selbst angefertigt geworden. Vor der großen Nacht der Nächte treffen sich die Damen schon einige Stunden früher, um „vorzuglühen“ und sich in Ruhe zu verkleiden. Bis zum letzten Glitzertupfen wird hier nichts dem Zufall überlassen, und wer am Ende der Ladies Night bei der Prämierung der besten drei Einzel- und Gruppenkostüme noch einen der gespendeten Gutscheine gewinnt, hat einen weiteren Grund, an der Sektbar nach der Show ausgelassen bis drei Uhr morgens weiterzufeiern. Unter den Gewinnern wurden dieses Jahr Außerirdische und Wahrsagerinnen, putzige Schäfchen und sogar ein Einhorn gesehen. Dass dieses Jahr ausgesprochen unterschiedliche, aber allesamt äußerst fantasievolle Kostüme in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadthalle zu bestaunen waren, lag an dem mit „Fantasy“ recht frei gewählten Motto der Kappen Klub-Ladies. Deren drei Moderatorinnen, Saskia Zubrod, Christina Ritschel und Nadine Löhr ,begrüßten ihr Publikum als üppige Meeresnixen-Kunstwerke und hätten dafür ebenfalls einen Preis verdient. Stattdessen führten sie jedoch galant und anheizend zugleich durch das Programm, das vor Männerballetts nur so wimmelte, und vergaben gemeinsam mit der ersten Vorsitzenden, Henni Held gleich zwei Faschingsorden für besondere Verdienste.

Faschingsorden

Cornelia Görner erhielt das „Goldene Vlies“, den „Narr von Europa in Bronze“ für ihr jahrelanges Mitwirken bei den „Erdbeertörtchen“, ihren Einsatz in punkto Haarfrisuren, für ihre Vorträge und Sketche und vieles mehr. Görner tanzt auch bei der mittelalterlichen Tanzgruppe des KKK. Carena Seidental erhielt nach dem „Narr von Europa in Bronze“ nun noch den in Silber dazu. Sie hält den Ladies des KKK seit 40 Jahren die Treue. Sie hat fast in allen Gruppen getanzt, hat die Ladies Night moderiert, Training gegeben, ist seit 2014 Schriftführerin im Vorstand der KKK-Ladies und in der Rittergarde aktiv. „Es gibt eigentlich nichts, was sie noch nicht organisiert hat“, erklärte die erste Vorsitzende bei der Ordensverleihung.

Garde große Klasse

Ganz große Bühne boten die KKK-eigenen Frauentanzgruppen. Die Kappen können stolz auf ihre große Tanzgruppe mit vielen jungen Gesichtern sein, ob Cronengarde, Solisten oder Gikkelnde Hinkel; letztere zeigten mit „Uniscorns versus Red Bull Tanz“ eine aufwendig inszenierte Show. Die Gardentänzerinnen glänzten Dank Stiftungsgeldern mit neuen Kostümen und boten eine äußerst gelungene, spritzige Choreografie und die „Ahlen Hinkel“ führten gleich zu Beginn des Abends als vorwitzige, hübsche Kobolde einen ulkigen Tanz auf, der Lust auf mehr solcher Darbietungen machte. Und die Damen werden sich in dieser Nacht der Nächte über möglicherweise fehlende ausgelassene und mit Hingabe vollführte Tänze nicht beklagt haben: Sexy und sportlich ging es bei den jungen Ladies, den „Frankfurt universe Cheerleaders“ zu, die zum wiederholten Male der Einladung der Kronberger Frauen in die Stadthalle gefolgt waren.

Was das Herz begehrt

Bei über den Abend verteilten sechs Männertanzgruppen kamen die Damen im Publikum – und die Moderatorinnen, die ihnen auf der Bühne ganz nah waren – ganz schön ins Schwitzen. „Hier dürfte für jede von uns wohl einer dabei sein“, verkündeten Letztere denn auch, und die ausgelassenen Eisköniginnen, Prinzessinnen, Teufelinnen und viele andere Fantasywesen mehr feuerten die Tänzer Runde um Runde mehr an. Große Freude hatten sie schon beim Tanz der KKK-Daalbachnixen, die in Apfelweinbembeln und blaugeblümten Kittelschürzen zu dem Lied „Erbarme, die Hesse komme“ urkomisch anzusehen waren. Aber wer hätte gedacht, dass man sie als unzählige pinke „Miss Worlds“ von der Bühne entlassen würde? Den Männern stand die Freude am Tanzen, Kräfte messen, Frauen verblüffen und sich in sportlichen Herausforderungen messen zusammen mit dem Schweiß ins Gesicht geschrieben.

Die „Dalles Dreamboys“ aus Oberhöchstadt entflohen dem Alltag nach Malle in den Bierkönig, während die Germania Dreamboys aus Weilbach den Zuschauerinnen mit Stock, Stuhl, entsprechendem Charme und tänzerischem Geschick ein Männerballettensemble vor 100 Jahren präsentierten. Als bei ihrem Tanz schließlich die Schlips gelockert und die weißen Hemden geöffnet wurden, gab es bei den Ladies im Saal kein Halten mehr. Damit das so blieb, hatten die KKK-Damen vor der Pause den singenden Kellner Pierre (Rick Mayfield) organisiert, der zu schmissigen Schlagern und Hits wie „Volare“ zum Tanzen und zur Polonaise kreuz und quer durch den Saal animierte. Lustig war auch der „Neander Dancer Tanz“ der Weißkirchener Bachstelzen, und beliebt wie eh und je waren die Kronberger Schobbe-Dancer mit ihrem Tanzmedley, aber dem „Kerbeburschen Tanz“ der Sixpack Wernborn konnten sie nicht die Schau stehlen. Diese jungen Herren überboten die anderen mit einer schnellen und punktgenauen Choreografie, bei jedem von ihnen saßen die Schritte und die Damen staunten nicht schlecht, wie gut diese Kerbeburschen tanzen können ...

Natürlich gab es auch Vorträge, und auch bei diesen war der Fantasie keine Grenzen gesetzt... zumindest was die Themen Frauen, Männer und Sex betraf. Paartherapeutin Antje van der Bütts (Marc C. Theis) Befürchtungen, dass sie zu früh am Abend auf der Bühne stand, „sie hatten noch gar keine Zeit, sich auf mein Niveau runterzusaufen“, traten jedenfalls nicht ein. Die Ladies gickelten über die Männer- und Frauenkennerin, die liebevoll von ihrem Staubsaugerroboter berichtete, den Frauen allgemein deutlich besser behandelten als ihren Ehemann, und die den Unterschied zwischen E.T. und einem Mann kannte – „E-T. hat zuhause angerufen.“ Ein Witz jagte den anderen, urkomisch auch ihr Vortrag, wie eine Horde losgelassener Kegeldamen einen Zug lahmlegt. „Frauen in Gruppen sind gefährlich, wenn Alkohol im Spiel ist“, befand Marc Theis in seiner Rolle als Paartherapeutin.

Ähnlich gestaltete das „Duo Gnadenlos“ seinen Auftritt. Die beiden Freundinnen aus Königstein, die gekommen waren, um möglichst viele VIPs auf dem roten Teppich zu bestaunen, nutzten die Wartezeit auf diese zur eigenen Nabelschau: „Ich bin ja nicht blöd, ich hab‘ nur Pech beim Denken“, war noch einer der harmloseren Sprüche, die sie im Gepäck hatten. Aber auch Irmgard (Bettenbühl) & Martina (Hölzle-Endres) mussten sich beim Denken ziemlich konzentrieren, es sei denn, es ging um Männerwitze, da waren sie außerordentlich schlagfertig: „Der Spruch, einen Mann findest Du an jeder Ecke, war für mich die Erklärung, warum die Erde rund ist“, erläuterten sie den johlenden Mädels. Da hatten es die zwei Männer Mike (Arndt) & Björn (Weber) gar nicht so einfach auf der Bühne – und das, wo sie sich als Fleisch essende und rauchende Minderheit sowie so schon gedemütigt und in die Ecke gedrängt fühlten: „Stell Dir vor, meinen Nachbar haben sie verhaftet, weil sie zwei Päckchen Malboro gefunden haben“, trauten sie sich nur im Flüsterton zu erzählen. Bis zum Schluss wurden die Lachmuskeln trainiert und nach einem fulminanten Finale mit allen Teilnehmern auf der Bühne war klar – auch diese Nacht, in der Fantasien keine Grenzen gesetzt wurden, war noch lange nicht zu Ende.



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