Heiko Wolf folgt Erstem Stadtrat Siedler im AmtAbwahl war überraschend deutlich

v.l.n.r. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche, Heiko Wolf und Bürgermeister Christoph König Foto: privat

Kronberg (hmz) – Die Abwahl des Ersten Stadtrats Robert Siedler hat sich angekündigt, die mehrheitliche Kritik in den Fraktionen an seiner Amtsführung war nicht mehr zu überhören. Der Wahlausgang war demnach keine Überraschung, die Deutlichkeit dann aber schon. Von den 33 in anonymer Einzelabstimmung abgegebenen Stimmen konnte er nur acht auf sich vereinen, ebenso viele wie seine Gegenkandidatin Doris Salmon, die Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Kelkheimer Wählerinitiative (UKW). Die Entscheidung fiel bereits im ersten Wahlgang. Mit 17 Stimmen wurde Heiko Wolf zum neuen Ersten Stadtrat gewählt, wann er allerdings sein Amt antritt, ist noch offen. Er hoffe „auf eine kurzfristige Klärung durch die Hauptämter der beiden Kommunen“, so Heiko Wolf auf Nachfrage. Der noch amtierende Leiter des Bauamts der Stadt Dieburg hat seine Kandidatur „mit Rücksicht auf sein Team erst spät bekannt gegeben“, das treffe auch auf seinen Verwaltungschef, Bürgermeister Frank Haus, zu, der die Wahl im Kronberger Stadtparlament mitverfolgte. Genauso wie Mitarbeitende aus dem Kronberger Rathaus, die den politischen Denkzettel für den Ersten Stadtrat Siedler „nicht nachvollziehen“ konnten. Er selbst hatte immer wieder die gute Zusammenarbeit zwischen sich und seinem Team betont und in seiner knappen Rede vor der Wahl bedankte er sich dann auch für die letzten sechs Jahre der Zusammenarbeit. „Das war ein großer Grund für den Wunsch weiterzumachen und ebenso, die begonnen Projekte fortzuführen“, und davon gibt es einige sehr komplexe. In Richtung Politik entschuldigte er sich mit den Worten: „Sollte ich jemandem auf die Füße getreten sein, entschuldige ich mich.“ Erster Stadtrat Siedler wird aus gesundheitlichen Gründen sein Amt zunächst ruhen lassen, Bürgermeister Christoph König wird in der Zeit das Baudezernat mit vertreten.

Der Verwaltungschef und Stadtverordneten-Vorsteher Andreas Knoche gratulierten Heiko Wolf nach dessen Wahl, der sich der schwierigen Aufgabe, die auf ihn zukommen wird, durchaus bewusst ist. In seinen Vorstellungsrunden bei den Fraktionen dürfte er bei mindestens drei von ihnen konkret über die wesentlichen Kritikpunkte informiert worden sein: Die unbefriedigende Kommunikation zwischen Politik und Verwaltung, die langwierige Umsetzung beschlossener Anträge und Siedlers „impulsive Art, die häufig undiplomatisch war“, so etwa Meinungen aus der CDU-Fraktion. Das sind alles Punkte, die Heiko Wolf ändern will. „Es lohnt sich immer, miteinander zu sprechen und mit der Politik zu kooperieren“, betonte er in einem Gespräch. „Ich werde alles daran setzen, dass es einen anderen Umgang untereinander geben wird. Es muss sich viel verbessern und wir müssen Lösungen finden, weil wir zum Erfolg gezwungen sind.“ Heiko Wolf weiß um die zahlreichen Baustellen, will jedoch „neue Anträge und Anfragen deutlich priorisieren.“ Damit setzt er ein deutliches Signal an die Politik, hatte doch erst kürzlich die CDU-Fraktion dazu aufgerufen, die Antragsflut einzudämmen, damit die Verwaltung Zeit für deren Abarbeitung bekäme.

Viele Baustellen

Genau wie Kronberg sei auch die Stadt Dieburg bürgerlich geprägt und sein jetziger Bauamts-Bereich habe einen ähnlichen und vergleichbaren Zuschnitt wie die Taunusstadt. „Die Kronberger Politik kann nicht nur immer am Amtsinhaber liegen“, so Heiko Wolf und bei den vielen Baustellen müsse es ein ausgewogenes Miteinander geben.

Heiko Wolf ist 49 Jahre alt und Vater von zwei Kindern. Er hat an der Technischen Universität Darmstadt studiert und ist ein ausgebildeter Bauingenieur in der klassischen Bauleitung. Nach seinem Studium war er zwölf Jahre bei „STRABAG“ später „Züblin“ beschäftigt. Nach einem Einarbeitungsprogramm wurde er schnell auf Großbaustellen eingesetzt, so zwei Jahre lang in München als Planungskoordinator und zuletzt als Projektleiter. „Ich war einer der ersten, der als Mann in dieser Branche ein Jahr Elternzeit genommen hat“, erzählt er. Auch wenn das innerhalb des Betriebes nicht so gut angekommen sei, „es ging um meine Familie“. Nach den zwölf Jahren in der Bauwirtschaft wechselte er im Jahr 2012 zur Stadt Dieburg und übernahm dort das Bauamt. Zumindest zu Beginn seiner neuen Tätigkeit wird es eine Schonfrist für ihn geben. Es ist kein Geheimnis im politischen Geschäft, dass Landtagswahlen immer auch eine Auswirkung auf die Kommunalpolitik haben, in Hessen wird am 8. Oktober gewählt. Das heißt, politische Profile dürften auch auf der kommunalen Ebene wieder geschärft werden.



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