Kronberg (mw) – „Wir wollen, dass das Stadtmarketingprojekt Erfolg hat. Wir wollen es auf den Weg bringen“, so die Worte des SPD-Stadtverordneten und unabhängigen Bürgermeisterkandidaten Christoph König bei der Diskussion um den weiteren Umgang mit dem vorliegenden Integrierten Stadtmarketingkonzept (ISM). Das Integrierte Stadtmarketingkonzept von Dr. Karl Eggers sei umfangreich, manchen vielleicht an einigen Stellen zu detailliert, biete der Stadt jedoch in jedem Fall zahlreiche Ideen und Vorschläge an. Das Besondere sei, dass hier die wichtigen Bereiche wie Tourismus, Kultur und Wirtschaft miteinander verbunden werden sollen. Das Konzept zeige auf, dass die Stadt viele Möglichkeiten habe, wenn es ihr gelingt, Verbindungen zwischen den Bereichen zu ziehen und die Synergien zu nutzen. „Womit genau wir beginnen, das müssen wir entscheiden“, merkte König an, der dafür warb, sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in kleinteilige Diskussionen um Inhalte zu verstricken. „Zum Ziel führen kann uns nur, diesen Prozess zu beginnen“, warb König dafür, nun den Sperrvermerk auf die Einrichtung der Stadtmarketing-Stelle aufzuheben, um möglichst schnell in die Umsetzungsphase des Stadtmarketing-Konzeptes einzutreten. Der Stadtmarketingmanager soll die einzelnen Bereiche wie Einzelhandel, Tourismus, Kultur etc. und ihre Akteure für ein aktiveres Stadtmarketing an einen Tisch holen und die Prozesse lenken. Zu dem von Dr. Eggers angesprochenen „verhaltenen Interesse der Akteure“ sagte er, die Stadtverordneten sollten hier selbstkritisch sein. „Wir müssen darauf achten, dass unsere Prozesse schneller werden, statt Vorgänge vor- und zurückzuschieben“, appellierte er an seine Kolleginnen und Kollegen, „sonst verprellen wir uns unsere eigenen Akteure.“ Und das gelte auch für Externe, die sich innerhalb der Stadt für eine Sache interessierten, sich schließlich aber nach endlosen Entscheidungsprozessen entnervt von ihr abwenden würden.
König informierte weiter, dass vom Bund der Selbstständigen (BDS) ein Schreiben mit der Bitte vorliege, die Stadtverordneten mögen den Weg für ein aktives Stadtmarketing frei machen. Die Initiative „Aktives Kronberg“ habe ebenfalls den Wunsch formuliert, das Projekt jetzt auf den Weg zu bringen. Zum Thema Schnelligkeit erinnerte die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Brigitte Bremer an das seitens der Kronberg Academy bereits 1999 der Stadt vorgelegte Kulturkonzept, dem der jetzige Experte Eggers bescheinigt habe, schon fast alle wichtigen Elemente zu enthalten. „Wir haben einige Leuchttürme, das ist kein Geheimnis, aber wir müssen sie endlich vermarkten!“, betonte Bremer. Dafür brauche es eine Person, die diesen Prozess beginnt, „so kommt man nämlich schneller voran!“. Allerdings müsse man sich über die Ziele im klaren sein, damit die Marschrichtung deutlich werde. Neben einem Zielvereinbarungsgespräch solle die Marketingstelle zunächst auf zwei Jahre befristet sein. Denn das ISM beinhalte den überlegenswerten Hinweis, langfristig über eine Genossenschaftsbildung nachzudenken, über die sich die Kronberger Bürger einbringen könnten. Folgende Wünsche, die die FDP über ihren Änderungsantrag einbrachte, wurden angenommen: Es soll eine zeitliche Befristung der Stelle geben, es sollen nur Bewerber „mit Erfahrung in den Bereichen Stadt- oder Tourismusmarketing“ eingestellt werden und es soll ein Lenkungsausschuss unter Leitung des Bürgermeisters installiert werden. Ins diesem sollen Ziele auf Basis des ISM-Konzeptes von Dr. Eggers formuliert, zeitlich priorisiert und begleitet werden. Bevor das Integrierte Stadtmarketing-Konzept mit breiter Mehrheit gegen die Stimmen der KfB auf den Weg gebracht wurde, hagelte es aber noch weitere Kritik an dem Konzept selbst. Die CDU und mit ihr der CDU-Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Andreas Becker bemerkte: „Wir sind von dem Ergebnis schon etwas enttäuscht. Wir hätten inhaltlich mehr erwartet, stimmen der Vorlage aber dennoch zu.“ Es werde noch ein langer, dynamischer Weg bis zum Ziel. Was den Stadtverordneten vorliege, könne dabei als „Ideensteinbruch“ dienen.
Die Kritik des FDP-Fraktionsvorsitzenden Walter Kiep fiel noch harscher aus. Er fragte in seiner Rede, wie es angehen könne, dass keinerlei messbare Marketingziele erarbeitet worden seien, wie von Magistrat gefordert. „Gerade bei der Zielebildung muss doch die Stadt als Auftraggeber alles tun, damit am Ende ein verwertbares Ergebnis vorliegt.“ Weiter seien kaum Bürger befragt worden, obwohl das mittels sozialer Medien heute „state of the art“ sei. Auch die Mitarbeit an den Workshops sei gering gewesen, sodass die Ergebnisse aus den Gesprächen insgesamt nicht repräsentativ seien. Wenn Eggers Begründung für die geringe Beteiligung der Bürger stimme, die da gelautet haben soll: „wir glauben nicht, dass die Stadt tatsächlich die Ergebnisse umsetzt“, dann habe die Stadt ein „erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem. Trotzdem hielt Kiep „den Steinbruch IGM generell für so ertragreich“, um damit weiterzuarbeiten. Als Beispiel lud er zu einem Vergleich der Website der Stadt Nauheim mit der Kronbergs ein, die bereits ein Integriertes Stadtmarketing habe. Da seien alle wichtigen Bereiche miteinander anschaulich, informativ und logisch vernetzt, man müsse sich nicht wie in Kronberg mit Hilfe der Suchfunktion „zum Ziel quälen“. „Lehnen wir das Konzept ab, dann ist der für Kronberg wichtige Ansatz auf Dauer verloren und der Bürger wird zu Recht fragen, wie verantwortungsvoll wir mit seinen Steuergeldern umgehen“, erklärte Kiep. Also gelte es, mit dem Änderungsantrag die Weichen zu stellen, „ein für Kronberg durchaus sinnvolles und wichtiges Konzept zu installieren“.
Anja Weinhold von den Grünen begann mit dem Stadtmarketing direkt am Rednerpult, das passende Logo – Kronberg – prangte auf ihren Sweatshirt. „Kronberg braucht eine Dachmarke“, sagte sie und erinnerte die Stadtverordneten, dass sie alle miteinander Akteure und Markenbotschafter seien. „Wir müssen an unserer Außenbotschaft arbeiten und wir können heute schon damit anfangen, die Leistungsträger brauchen unseren klaren politischen Willen“, warb sie für den Einstieg in Realisierung des Konzeptes und damit für die Besetzung der Stelle des Stadtmarketingmanager.
Allein die KfB hielt von dieser Herangehensweise nichts. „Wir finden es im Großen und Ganzen gut und ausreichend, was in Kronberg angeboten und genutzt wird. Die im vorliegenden ISM genannten Schwerpunkte sind nicht neu und wurden bereits im Wesentlichen als solche erkannt“, erklärte die KfB-Co-Fraktionsvorsitzende Alexa Börner. „Das heißt, wir machen schon vieles richtig. Bei dem Lesen des Konzepts fehlte uns das Aha-Erlebnis. Aus unserer Sicht birgt es keine solchen neuen Erkenntnisse.“ Es gebe, nicht zuletzt auch durch das außergewöhnlich hohe ehrenamtliche Engagement, in Kronberg genug Kapazitäten. Diese „Akteure“, wie sie im ISM-Konzept genannt werden, würden bei Bedarf zusammen aktiv werden. „Daher braucht es aus unserer Sicht keine weitere Stelle, die letztlich nur koordinierende Aufgaben übernimmt“, argumentierten sie, fanden mit diesen Ansatz jedoch keine Mehrheit.