Kaiserin-Friedrich-Haus zwischen Tradition und Zukunft –Eine besondere Idee bevorzugt die Menschen aus Kronberg

Im alten Gebäude sind Wohnungen und Büros untergebracht. Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – „Was als kleines Krankenhaus am Rande der Stadt begann, ist heute ein Herzstück unseres Gemeinwesens geworden, auf und für das wir in unserer Stadt zurecht stolz und dankbar sind“, betonte Brigitte Möller, die als Vertreterin des Magistrats und in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Alzheimer Fördervereins zum 125-jährigen Bestehen des Kaiserin-Friedrich-Hauses gratulierte. Um damals überhaupt ein Krankenhaus bauen zu können, wurde im Februar 1896 der „Cronberger Krankenhaus Verein“ gegründet. Doch erst als Kaiserin Friedrich das Patronat übernahm und selbst 10.000 Mark als Grundstock zur Verfügung stellte, flossen die Spenden. Im Jahr 1899 war das Haus bezugsfertig. Nach den beiden Weltkriegen, in denen es als Lazarett genutzt wurde, wurde es wieder ein städtisches Krankenhaus. Als es im Jahr 1968 vom DRK-Kreisverband übernommen wurde, war es in dieser Bestimmung nicht mehr weiterzuführen und das Rote Kreuz wandelte es in ein Alten- und Pflegeheim um, in dem vor allem betagte und pflegebedürftige Menschen aus Kronberg aufgenommen wurden. Das ist bis heute so geblieben.

Mit dafür gesorgt hat vor allem die langjährige und engagierte Leiterin Irmgard Böhlig, nachdem im Jahr 1984 die Bitte des Deutschen Roten Kreuzes an sie herangetragen wurde, die Leitung des Kaiserin-Friedrich-Hauses zu übernehmen. „Das Haus war damals in einem baulich schlechten Zustand und auch um seinen Ruf war es nicht zum allerbesten bestellt“, erinnert sich die ehemals recht resolute Heimleiterin, die im Jahr 1994 mit dem Kronberger Frauenpreis ausgezeichnet wurde. In dem Zusammenhang schildert sie eine Episode, die für sie nach einer längeren und familiär bedingten Pause entscheidend war: „Ich habe mich entschlossen, zum Amt zu gehen um auszuloten, was für mich beruflich noch möglich ist.“ Und während sie noch auf ihr Beratungsgespräch wartete, legte eine dortige Mitarbeiterin ein Prospekt mit der Überschrift „Altenpflege, ein neuer sozialer Beruf“ auf einen Tisch. „Ich habe mich prompt dazu entschlossen und war absolut davon überzeugt, dass ich, obwohl ich schon 37 Jahre alt war, die Ausbildung schaffe.“ Sie setzte dabei auf die Erfahrungen aus ihrem ersten Beruf als Hauswirtschaftsleiterin und sattelte nun mit dieser Pflegeausbildung einen zweiten drauf, den sie mit dem Staatsexamen abschloss.

Anbau und Erweiterung

In den 90er Jahren wurde das Haus modernisiert und um einen Anbau mit über 50 Heimplätzen erweitert. Heute werden im Kaiserin-Friedrich-Haus 104 Menschen vollstationär von einem Team aus Mitarbeitenden, die in der Pflege, im hauswirtschaftlichen und haustechnischem Bereich sowie in Therapie und Verwaltung beschäftigt sind, betreut. Im Jahr 1997 wurde dem Kaiserin-Friedrich-Haus vom Hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung das Prädikat „frauenfreundlicher Betrieb“ verliehen. Die Philosophie und den Anspruch des Hauses führen Einrichtungsleiter Matthias Kulessa-Bartnitzki, der zunächst Pflegedienstleiter war und diese Stelle an Kathrin Ehrlein weitergegeben hat sowie Jasmin Berghaus, die die Tagespflege zusätzlich zu ihrer Position als Leiterin des Sozialen Dienstes übernommen hat, fort. „Die Begegnung mit den Menschen, das miteinander Arbeiten und Wachsen ist ein Ansporn für uns. Wir sind immer noch gut aufgestellt und beschäftigen Mitarbeitende, die seit langem bei uns sind und das ist selten“, betont Jasmin Berghaus. Die Warteliste sei lang und der Wunsch nach Einzelzimmern blockiere bisweilen die schnelle Aufnahme. Die Idee, „bevorzugt Kronbergerinnen und Kronberger sowie deren Kinder aufnehmen zu wollen, ist der sozialen Nähe geschuldet, das war so und wird auch so bleiben“, so Jasmin Berghaus. „Der demografische Wandel stellt uns vor große Herausforderungen, aber er stärkt auch unsere Solidarität. Denn die Pflege von alten Menschen ist ein Bestandteil unserer sozialen Verantwortung und eine Aufgabe, die Herz und Verstand erfordert“, so Brigitte Möller, die in diesem Zusammenhang an die vielen Aktivitäten und Beschäftigungstherapien erinnert, die vom Alzheimer Förderverein durch dessen finanzielle Unterstützung ermöglicht wurden. Gerade wurde ein „grandioses generationenübergreifendes Sommerfest gefeiert“, darin sind sich Team und Bewohner einig. Die Kegelbahn konnte eingeweiht werden, im Jahr davor war es der „Garten der Sinne.“

Ethische Fragen

Die Betreuung und Begleitung pflegebedürftiger, alter Menschen stellt Mitarbeitende von Altenpflegeheimen wie auch Angehörige täglich auch vor ethische Fragen. Es geht dabei um Entscheidungen am Lebensende, Probleme der Freiwilligkeit, Privatheit und Selbstbestimmung. Diese Themen könnten sich vertiefen, da in Zeiten knapper Kassen und Fachkräftemangels in den Pflegeheimen immer häufiger der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) diskutiert wird. Pflegeheime und Krankenhäuser erwarten sich vom Einsatz der KI schon länger eine Entlastung ihres überlasteten Personals. Sie sollen ihnen etwa Verwaltungstätigkeit und andere Routinetätigkeiten abnehmen. Im Idealfall sollen die Pflegenden so mehr Zeit für die persönliche Zuwendung haben, die von der KI nicht ersetzt werden dürfte.

Soziale Kompetenz

Eine Möglichkeit: Eine Art KI-Radarsystem schaut bei den alten Menschen rund um die Uhr „nach dem Rechten“. Es werden Daten gesammelt, die dann ausgewertet und auf Abweichungen hin gescannt werden. Zum Beispiel, ob sich der Gang eines Menschen verändert hat und ein Sturz daher wahrscheinlich ist. Ein denkbares Modell für die Zukunft, das zwar eine Lösung innerhalb der zeitintensiven Versorgung bringen, „uns aber vor Datenschutzprobleme stellen könnte. Fraglich ist auch, ob sich Angehörige und letztlich auch die Bewohner darauf einlassen würden“, zweifelt Jasmin Berghaus.

Altenpflege braucht neben körperlicher und geistiger Robustheit der Pflegekräfte vor allem auch soziale Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein und Einfühlungsvermögen, kaum denkbar, dass Roboter das leisten können, zumindest nicht in naher Zukunft.

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