Karin Bartz begeistert mit Geschichte der Post

Oberhöchstadt (kb) - Am vergangenen Wochenende fanden sich viele interessierte Menschen im Erzählcafé des Vereins Heckstadt Freunde Oberhöchstadts e.V. ein. Der Verein hatte Karin Barz eingeladen, eine leidenschaftliche Briefmarkensammlerin. An diesem Tag nahm Barz die Besucherinnen und Besucher auf eine gedankliche Reise über die Geschichte der Post in Kronberg und Oberhöchstadt mit. Bartz verschaffte dem Publikum rasch einen Überblick über ihre Begeisterung für Briefmarken, die sie schließlich dazu brachte, sich intensiv mit der Entwicklung der Post in der Region zu beschäftigen. Früher war Barz Vorsitzende des Kronberger Briefmarkensammlervereins. Der dargestellte geschichtliche Abriss führte die Zuhörer zunächst nach Oberhöchstadt, das erstmals im Jahr 782 urkundlich erwähnt wurde, als ein adliges Ehepaar dem Kloster Lorsch Äcker, Wiesen, Wald und 15 leibeigene Bauern in Hichenstadt, später Heckstadt genannt, schenkte. Damit ist Oberhöchstadt etwa 500 Jahre älter als Kronberg. Bemerkenswert war die historische Einrichtung einer Postexpedition in Kronberg am 1. Januar 1848, die Bezirke wie Mammolshain, Schönberg, Oberhöchstadt und das Kronthal umfasste. Zu jener Zeit erfolgte die Postzustellung noch mit Pferden, und es gab viel genutzte Poststraßen zwischen dem Main und der Lahn. Oberhöchstadt, das im Jahr 1581 unter die Herrschaft von Kurmainz fiel und im Jahr 1668 lediglich 24 Häuser und 119 Einwohner zählte, spielte ebenfalls eine zentrale Rolle in der Geschichte der Post. Karin Bartz zeigte eine beeindruckende Sammlung von Briefen und Postkarten, darunter ein Brief aus dem Jahr 1862, der über Königstein nach Oberhöchstadt gesandt wurde. Die Post kam zunächst nach „Cronberg“, erhielt dort einen Ankunftsstempel und wurde dann weitergeleitet. Im Jahr 1848 richtete Prinz von Thurn und Taxis die erste Poststelle in „Cronberg“ ein. Im Jahr 1880 folgte die Reichspost mit der ersten „Posthülfsstelle“ für die mehr als 1000 Einwohner Oberhöchstadts, was zur Entstehung des charakteristischen Kreisstegstempel mit Gitterbögen am oberen und unteren Rand führte. Im Jahr 1903 wurde dann die erste kaiserliche Postagentur im Laden von Gottfried Sachs in der Oberurseler Straße 4 eröffnet. Die leidenschaftliche Sammlerin Bartz präsentierte geschichtlich interessante Postkarten, darunter Grüße aus der Genesungsstätte Hohenwald, einem Ferienheim für mittellose Frankfurter Kinder, das im Jahr 1906 um eine Rekonvaleszentenabteilung für bedürftige Frauen erweitert wurde und nach dem ersten Weltkrieg als Reserve-Lazarett für Kriegsversehrte diente. Die Zuhörer erfuhren im weiteren Verlauf des Vortrags, dass Feldpost keine Briefmarken, sondern lediglich einen Stempel trug und portofrei war. Grüße aus Gasthäusern waren damals üblich und gehörten zum „guten Ton“. So wurden auch farbenfrohe Postkarten vom Nassauer Hof und dem Gasthaus zum Taunus gezeigt. Ein spannender Teil des Vortrags war die Darstellung der Entwicklung der Poststempel seit dem Jahr 1933 und der damit einhergehenden Veränderungen der Postleitzahlen. Im Jahr 1961 wurde vom Bundespostminister Richard Stücklen die Einführung des Postleitzahlensystems propagiert, und so erhielt Oberhöchstadt am 23. März 1962 die vierstellige Postleitzahl 6376, die durch die Gebietsreform jedoch wieder verloren ging. Am 30. Dezember 1972 war dann der letzte Tag eines Poststempels mit der Ortsbezeichnung „Oberhöchstadt“; Kronberg erhielt die Postleizahl 6242 und seit 1993 die heutige 61476. Im Anschluss an den Vortrag gab es noch einige informative Diskussionen bei gleichzeitiger Versorgung mit Kaffee und Kuchen, bevor die Besucherschaft dann wieder die Heimreise antrat.



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