kronberg|er|leben musste sich mit Regen und weniger Besuchern geschlagen geben

Gruppenbild mit den glücklichen Gewinnern des Hula-Hoop-Wettbewerbs, den das Schaukelpferd ausgerufen hatte. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Die Ausbildungsplatzbörse zum Auftakt des „kronberg|er|lebe|n – Herbstmarkt 2.0“ in der Stadthalle sollte ein voller Erfolg werden.

Ausbildungsplatzbörse erfolgreich

Zum siebten Mal in Folge bot die Stadt Kronberg in Kooperation mit dem Bund der Selbstständigen (BDS) Handwerksfirmen, Wirtschaftsunternehmen und Schulen eine Ausbildungsplatzbörse in der Stadthalle an. Die Zahl der Betriebe, die sich angemeldet hatte, war mit 25 außerordentlich hoch. „Wir haben das erste Mal einen zweiten Raum hinzugenommen, um alle Infostände adäquat unterbringen zu können und mussten sogar noch fünf Absagen an Firmen erteilen, die sich einfach zu spät bei uns gemeldet haben“, berichtet Jochen Schulte, Sprecher des Kreises Sonderprojekte beim BDS. Die Ausbildungsplatzbörse hat sich zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt, neben den Kronberger Handwerksbetrieben stellten sich auch viele Großunternehmen vor. Für die jungen Menschen eine echte Chance, sich einen Überblick über Ausbildungsplatzangebote zu verschaffen und mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Schulte erklärte sich die erstaunliche Resonanz auf die Veranstaltung damit, dass diese sich inzwischen etabliert habe, vor allem aber herrsche nach wie vor ein hoher Fachkräftemangel bei den Betrieben. Heike Stein, die die Veranstaltung seitens der Stadt Kronberg geplant hatte, dankte er an dieser Stelle für die „super Organisation“. Ob Alte Leipziger, Deutsche Flugsicherung Langen, Mainova oder BASF -Frankfurt oder Kronberger Handwerksbetriebe und Dienstleister – die Schülerinnen und Schüler begaben sich auf einen Rundgang vorbei an allen Ständen. Zuvor hatten sich drei Unternehmen im Kurzinterview vorgestellt – dazu hatten Schüler Fragen vorbereitet, die die Unternehmen beantworteten, sozusagen als „Icebreaker“. Bürgermeister Klaus Temmen forderte die jungen Leute zur Begrüßung auf, „den Unternehmen Löcher in den Bauch zu fragen. Dafür sind sie heute da!“, sagte er.

Anders sah es mit den Besuchern zur Eröffnung des Gewerbemarktes mit rund 70 Teilnehmern aus dem Einzelhandel, der Gastronomie, dem Handwerk sowie Dienstleistern, Stiftungen, Institutionen und der Vereinswelt aus. Während auf dem Berliner Platz beim Handwerkerdorf dank der Schüler, die auch hier die Runde machten, und dank der Aktionen, die Mainova und die Handwerker für ihre Besucher bereithielten, gut gefüllt war, erschien zur offiziellen Eröffnung an der BDS-Bühne unter den Marktarkaden kaum ein Besucher. Bürgermeister Klaus Temmen, BDS-Vorstandssprecher Christian Hellriegel und Holger Pritzer, der die Moderation auf der Bühne übernehmen sollte, ließen sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen.

Publikumsschwacher Herbstmarkt

Noch war ja nicht aller Tage Abend. Hellriegel lud ein, 150 Jahre nach der Gründung des Handwerker- und Gewerbevereins Kronberg, einen historischen Herbstmarkt zu feiern, bei denen an vielen Geschäften und Ständen historische Fotos und Gegenstände gezeigt werden, die die alten Zeiten wieder aufleben lassen. Doch der Wetterumschwung an diesem herbstlichen und teilweise verregneten Wochenende sollte den Veranstaltern, vor allem jedoch den Teilnehmern, einen Strich durch die Rechnung machen. Der Samstag dürfte jedenfalls – auch wenn es größtenteils trocken blieb, während alle Wetter Apps von Regen sprachen – als publikumsschwächster Herbstmarkttag seit Jahren in die Annalen des Gewerbemarktes eingehen. Dementsprechend waren an vielen Gewerbeständen, die sich vom Berliner Platz über Katharinenstraße hinauf in die Friedrich-Ebert-Straße zogen, betretene Gesichter zu sehen. Die Standbetreiber vertraten sich die Füße und warteten auf Kunden, die sie beraten durften. Nur wenige machten das Herbstmarktkonzept für die ausbleibenden Besucher verantwortlich. Es sei wohl eher dem Wetterumschwung zu verdanken, dass so wenige Besucher den Weg in die Burgstadt gefunden hätten, mutmaßten sie. Wer hätte wohl nicht den Wunsch verspürt, es sich nach so vielen Wochen Sonne an diesem Wochenende einfach mal mit einem Glas Tee und einer Wolldecke auf dem Sofa daheim gemütlich zu machen? Erst in den Abendstunden, als die Time Bandits den Recepturhof rockten, füllten sich sogar die Straßen in der Altstadt noch einmal kurzfristig. Auf dem Berliner Platz herrschte allerdings ab dem späten Nachmittag gähnende Leere – nachdem auf der BDS-Bühne der letzte Programmpunkt für Samstag, die Modenschau, aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt worden war. Trotzdem gab es auch Dienstleister, die sich bereits am Samstag über „gute Gespräche“ freuten. Der Inhaber von Körperformen, Thomas Schmitt, der mit seinem Team Glückskekse (mit Gewinnchancen auf ein Personaltraining) verteilte, freute sich, bereits einige Probetrainings mit interessierten Besuchern ausgemacht zu haben. Nebenan beim Hörzentrum Lombardi erhielten Besucher einen Rosengruß und konnten an beiden Tagen an einem kostenlosen Hörtest teilnehmen.

Lang Vergessenes

Die Kronberger trafen sich gerne bei der NASPA, um sich die Werbespots aus den 30er-Jahren von Alfred Neubronner anzuschauen. Auch die jüngeren Besucher wurden von dem Stummfilm in den Bann gezogen, der in 27 Werbeszenen, meist in den alten Geschäften selbst gedreht, an lange Vergessenes wie Wasserwellen beim Friseur oder frische Backwaren aus der Konditorei Jahn erinnerte. Groß war die Freude eines älteren Herren, der bei der Filmschau in der Backküche seine Großeltern wiederentdeckte.

Liebevolle Schaufensterausstellung

Liebevoll und teilweise aufwendig dekoriert zeigten sich auch die Schaufenster, es gab 32 historische Fotografien, ausgestellt in Schaufensterauslagen der Einzelhändler und Gewerbetreibenden in der Kronberger Innenstadt. Sie dokumentierten die Geschichte, Tradition und Vielfalt des Kronberger Handwerks und Gewerbes wie beispielsweise Auto Nauheim in den 30er Jahren in der Hainstraße 1: „Startkapital war eine Werkzeugkiste“ ist unter dem Foto zu lesen. Oder die Gründer der heutigen Schmiede Scheller, die in eben dieser Schmiede zu sehen waren, genauso wie ein altehrwürdiger Taunusrodel, der anlässlich der ersten Gewerbeshow 1909 von einem Kronberger Unternehmen kreiert wurde und die damals laut Christian Hellriegel sogar international verkauft wurden.

Starke Vereine

Eine liebevolle Note verliehen dem Gewerbemarkt wieder die teilnehmenden Vereine: Ob der Stand der Kirchen mit seinem Glockenbaum (jeder konnte selbst eine kleine Glocke gestalten), die Leprahilfe „Nepra“, bei der die Kinder gegen eine Spende Schlüsselanhänger mit Filzkügelchen fertigen konnten, oder die Fühlkästen bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Sie trugen mit ihren Spielangeboten maßgeblich dazu bei, dass das „kronberg|er|leben“ für die Familien, die am Sonntagnachmittag schließlich für zwei bis drei Stunden doch noch die Gassen füllten, tatsächlich zu einem Erlebnis wurde. Allen voran sei an dieser Stelle der Kappenklub Kronberg 1902 (KKK) genannt, der mit seinen Zelten den Schulgarten bevölkerte, die Kinder zum Ritterturnier und einigen Spielen und Malangeboten einlud, das mittelalterliche Lagerleben demonstrierte und auf der Bühne eine Kostprobe seiner Tanzshows gab.

Die Besucher wurden unterwegs unter anderem mit Teeproben der Teestube Kronberg verwöhnt, konnten sich im Torwandschießen im Hof von „Zeit und Genuss“ erproben, wo – aber nicht nur dort – einige leckere Spezialitäten auf die Besucher warteten, und genossen im Recepturhof eine der vier Bands. Der Rock- und Popchor „Vox Musicae“ begeisterte sonntags mit neuen Songs unter dem Titel „Abgeflogen“, und die TaunusTanzschule Kronberg bot an beiden Tagen einen Einblick in die vielfältigen Kursangebote, angefangen von den Kleinsten bis zu den Erwachsenenkursen. Begeisterung herrschte unter den Marktarkaden auch beim vom Spielzeugfachgeschäft Schaukelpferd ausgerufenen Hula-Hoop-Wettbewerb. Preise gab es in mehreren Altersgruppen zu gewinnen. Alle Teilnehmer bewiesen gutes Drehvermögen. Doch Holger Pritzer versuchte sie mit seinen Ansagen wie „linkes Bein hoch, und jetzt einmal drehen“ aus dem Konzept zu bringen; schließlich galt es, den Gewinner zu ermitteln. Doch einige drehten ihren Reifen so mühelos weiter, als hätten sie ihr Leben lang noch nichts anderes gemacht, sodass mehrmals zwei Gewinner gekürt wurden. Es war ein Spaß für die ganze Familie.

Lust auf Herbst und Winter

Ein weiteres Highlight für die Besucher, die schließlich am Sonntagmittag doch noch den Weg nach Kronberg finden sollten, war auch die Modenschau der Boutique „Famous Fahion“ von Susanne Wray. Die Damen zeigten eine lässige, spannende Herbst- und Winterkollektion. Moderator Holger Pritzer kommentierte trotz der ihm unbekannten Schnitte, Marken und Muster herrlich locker die trendigen Outfits in leuchtenden Farben und schrillen Mustern, sodass die Zuschauer an den wunderschön Kombinationen, die gezeigt wurden, ihre wahre Freude hatten und Lust auf die kalte Saison bekamen. „Die Damen haben alles, was man sich wünscht, eine gute Choreografie, Ausdruck und Ausstrahlung“, sagte er. Susanne Wray gelänge es einfach immer wieder aufs Neue, den passenden Style für jede Frau zu finden, das sei wohl ihr Erfolgsgeheimnis. Eine weitere Herbstkollektion fanden Gäste in der Zehntscheune, in der sich ganz unterschiedliche Dienstleister versammelt hatten. Unter ihnen Ramona Moosbrugger, Gründerin „VON KRONBERG“, die bei den Kronbergern mit einem floralen Schmuckset aus nachhaltigem Gold mit Granaten, dem „Goldenen Herbst“, punktete. Doch was bringt der Herbst? Eben nicht nur Sonne, sondern auch Regentropfen an den Blattspitzen, die Mossbrugger ebenfalls inspiriert haben. Leider sollten es am Sonntag noch sehr viele und sehr große Regentropfen werden, die vom Himmel herabprasselten, kaum, dass der Gewerbemarkt gut besucht war, sodass den Standbetreibern an diesem wechselhaften Wochenende wirklich nichts erspart blieb: Im Nieselregen aufbauen, auf Besucher warten und am Ende in strömendem Regen die nassen Zelte wieder einpacken, das macht einfach keine Freude. So lautete ab 17 Uhr die Parole nur noch „Durchhalten“. Das ist aber kein Grund, das Konzept des Gewerbemarktes jetzt wieder grundsätzlich zur Diskussion zu stellen, findet Helmut Ebner jun. von der Raumausstattung Ebner. „Auf das Wetter hat man nun einmal keinen Einfluss. Zwei gute Kundengespräche hatte ich am Samstag trotzdem.“ Grundsätzlich, findet Ebner, sollten wieder mehr Firmen beim Gewerbemarkt mitmachen und damit für die Belebung aller Straßenzüge sorgen. Ihm fehlte ein bisschen der Solidaritätsgedanke – schließlich ginge es darum, gemeinsam Kronberg mit all seinen Pfunden bekannter zu machen.



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