NOK freut sich über seinen neuen Dirigenten Daniel Görlich

Musizieren macht Freude – das Neue Orchester Kronberg in Bewegung. Foto: privat

Kronberg (mw) – Nachdem die Ära Christoph Neumann – Neues Orchester Kronberg (NOK) nach 35 Orchesterjahren zu Ende ging (wir berichteten), machte sich das NOK auf die Suche nach einem neuen Dirigenten und sollte nach längerer Findungszeit auch fündig werden. 13 Bewerber stellten sich vor, erzählt die zweite Vorsitzende des NOK-Vorstands, Margarita Kopp, mit acht davon machte das 25 bis 30 Mitglieder starke Kronberger Streichensemble, das auf 36 Jahre gemeinsames Musizieren zurückblicken kann, ein Probedirigat. Doch damit sollte die Findungsphase noch nicht beendet sein, denn am Ende blieben zwei junge Dirigenten im Rennen, denen die Orchestermitglieder gleichviele Punkte gegeben hatten. Deshalb wurden beide zu einer weiteren Probenphase eingeladen. „Daniel Görlich als der Ältere der beiden Musiker hat sich schließlich in dieser Phase klar durchgesetzt, er hat einen prägenden Eindruck hinterlassen“, so Kopp, die sich noch daran erinnern kann, in welch kurzer Zeit er mit dem Orchester verschiedene Klavierkonzerte einstudiert hat, die sich gut hören lassen konnten, sodass das anstehende Konzert im Haus der Begegnung ein echter Erfolg wurde. „Ich denke, Daniel Görlich ist der Passende für uns“, sagt sie. Zeit also, den 29-jährigen Dirigenten aus Bad Vilbel endlich einmal vorzustellen. Ruhig und bescheiden plaudert er aus seinem Leben, in dem er schon Beachtliches studieren konnte. Sein Referendariat für Gymnasium in den Fächern Musik (Hauptfach Violine) und Deutsch absolviert der geborene Frankfurter derzeit am Goethe-Gymnasium in Frankfurt. Er sollte jedoch von 2015 bis 2018 noch den Diplomstudiengang Dirigieren (Chorleitung) „anhängen“ und von 2016 bis 2019 ein Studium in Orchesterdirigieren mit dem Bachelor of Music abschließen. Soweit die Theorie, aber Daniel Görlich, der selbst mit vier Jahren im Rahmen der musikalischen Früherziehung an der Musikschule Bad Vilbel seinen ersten Kontakt mit Musik hatte, blickt auch auf längere Erfahrungen in der Praxis zurück. „Ich habe schon als Zwanzigjähriger mit der Leitung eines Chores begonnen“, erzählt er. Auch in diesem Zusammenhang waren es die Bad Vilbeler Musikschule sowie privater Kompositionsunterricht, die sein Interesse als Komponist und Dirigent wecken sollten.

Den ersten Violinunterricht erhielt Görlich übrigens mit acht Jahren „ziemlich spät“, wie er feststellt. Beim letzten Konzert des NOK, welches der Pianist Christopher Park dirigierte, spielte Görlich, vom Orchester gerade frisch zum neuen Dirigenten ernannt, kurzerhand Geige mit. Aktuell leitet der junge, musikbegeisterte Mann neben dem Kronberger Streichorchester noch zwei weitere Chöre, einen in Niddatal und einen in Friedberg, wie er verrät. „Tja“, gesteht er, „da kann die Freizeit schon manchmal ein bisschen knapp werden.“ Denn Klavier spielt er auch, und am liebsten würde er auch gerne wieder selbst singen und mit dem Musizieren sei das nichts anderes als mit dem Fitness-Training: „Wenn Du aus dem Training kommst, dann rächt sich das!“

Die Zusammenarbeit mit der neuen, wie er sagt, „richtig schön bunten Gruppe“ des NOK, mit ihren Geigern, Bratschern, Kontrabassisten und Cellisten (weitere Cellisten werden übrigens dringend gesucht!) hat ihm im vergangenen Halbjahr richtig Spaß gemacht, wie es scheint. Kopp arbeitet ruhig und konzentriert, bei der Auswahl des Programms holt er sich von Orchesterseite jedoch – bezogen auf die Literatur, die das Orchester bereits kennt – gerne jemanden mit Erfahrungsschatz. Für das kommende erste Konzert unter seiner Leitung im Wappensaal auf der Burg, Samstag, 21. September um 18 Uhr hat er Bach, Respighi, Bartók und Holst ausgewählt. „Als Solistin wird übrigens die Flötistin, über die ich auf das Orchester aufmerksam geworden bin, auftreten“, erzählt er. Das Schöne an der Zusammenarbeit mit den Ensemble-Mitgliedern ist für den jungen Dirigenten der gemeinsame Prozess, den er mit seinen Streichern durchläuft. Am Anfang steht die eigene musikalische Idee, die es nun den Orchestermitgliedern zu vermitteln, ja für die es möglichst zu begeistern gilt. Und schon sei man mitten im gemeinsamen Prozess, in dem man oftmals nicht wisse, was im nächsten Moment passiere. „Man muss spontan auf entstehende Situationen reagieren können“, sagt er, und das gefällt ihm besonders. Dass die Ensemblemitglieder, zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer, darunter Instrumentallehrer, Musiklehrer, Ärzte und ein Pilot, geübt in die Proben kommen, versteht sich von selbst. Seine Arbeit sei nun das Zusammenspiel der Musiker untereinander. Es gilt nun nicht nur, die eigene Stimme zu spielen, sondern dabei die anderen zu hören. Gleichzeitig gilt es, mit den unterschiedlichen Voraussetzungen, die jeder musikalisch mitbringt, gekonnt umzugehen, zu wissen, wo mehr rauszukitzeln ist, ohne die Ziele möglicherweise zu hoch zu stecken. „Bei allem Engagement darf man nicht vergessen, dass alle, die hier zusammenkommen, schon einen langen Berufstag hinter sich haben.“ Gleichzeitig seien sie da, um gemeinsam zu proben, weil Musik ihre Leidenschaft ist. Erfahrungsgemäß werde das Hobby mit viel Begeisterung und Freude ausgeübt, denn es fehlt der Druck des Profimusikers, von der Musik leben zu müssen. Daniel Görlich vergisst in diesem Zusammenhang auch nicht, weitere, ambitionierte Streicher einzuladen, das Neue Orchester Kronberg kennenzulernen. Geprobt wird zwei Mal im Monat im Bewegungsraum der evangelischen Kita Anderland in Oberhöchstadt, jeweils von 20 bis 22 Uhr (Die nächste Probe findet nach den Sommerferien statt. Interessierte können sich gerne bei der zweiten Vorsitzenden, Margarita Kopp unter der Telefonnummer 06173-78546 melden und Näheres erfahren).

Die NOK-Mitglieder freuen sich jetzt schon auf die Gelegenheit, demnächst auch einen von Görlichs Chören als Orchester bei einem Auftritt begleiten zu dürfen. Wer jetzt denkt, der angehende Deutsch- und Musiklehrer vernachlässigt womöglich bei all seinen Projekten seine Schüler, der irrt: Am Goethe-Gymnasium leitet er als Musiklehrer, wie es sich gehört, natürlich neben dem obligatorischen Unterricht auch das Schulorchester.

Und was er ganz vergessen hat, zu berichten, weil es mit seiner Dirigententätigkeit nicht direkt zu tun hat: Görlich ist Doktorand im Fach Musikwissenschaften bei Prof. Dr. Peter Ackermann.



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