Stolpersteine erinnern an Anna Maria Borsch und Peter Anton Ried

Kronberg. – Vergangenen Mittwoch verlegte der Künstler Gunter Demnig erneut sogenannte Stolpersteine in Kronberg. Sie erinnern an zwei ehemalige Bürger der Stadt, die die Verfolgungen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) nicht überlebt haben: Anna Maria Borsch, verheiratete Ostrowka, und Peter Anton Ried. Die Verlegung der Steine fand in der Heinrich-Winter-Str. 12/12 a. und vor der Talstraße 6 statt. Das Projekt „Stolpersteine – Ein Kunstprojekt für Europa“ wurde vom Künstler Gunter Demnig konzipiert und im Jahr 2000 begonnen. Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas. In Kronberg wurden im Jahr 2007 bereits 14 Stolpersteine verlegt.

Das Schicksal der in Auschwitz ermordeten Anna Maria Borsch – sie war 1920 aus Kronberg verzogen – konnte Anfang dieses Jahres von der Familie im Detail aufgeklärt werden. Ausgehend von einer französischen Webseite, die an die Opfer von Deportationen aus dem Kreis der Resistance, des französischen Widerstands gegen die deutschen Besatzer, erinnert, war ihr Lebensweg dokumentarisch nachzuverfolgen. Mit ihrem späteren Ehemann, einem in Warschau geborenen Juden, emigrierte sie nach Paris. Dort heirateten sie 1925 und betrieben eine Ledermanufaktur. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs 1940 wurde Salomon Ostrowka in der Vichy-Zone als Jude verhaftet. Anna Maria Ostrowka wurde von der Gestapo verhaftet und im Fort Romainville inhaftiert, einem Gefängnis für politische Gegner und Mitglieder der Resistance. Von dort aus wurde sie über das Lager Royallieu bei Compiegne am 23. Januar 1943 nach Auschwitz verschleppt. Sie starb dort am 3. April 1943 in den Sümpfen.

Der in den Standesamtsregistern eingetragene Tod von Peter Anton Ried in der Tötungsanstalt Hadamar wurde beiläufig von Heimatforschern entdeckt. Durch weitere Recherchen der Stadtarchivarin konnte auch dieses Schicksal nachgezeichnet werden. Peter Anton Ried litt seit seiner Geburt an Epilepsie. Nach dem Tod seiner Mutter 1920 wurde er in einer Anstalt in Montabaur untergebracht, bis sein Bruder Jakob ihn 1928 zu sich nach Kronberg holte. Nach dessen Tod 1929 wurde Peter Anton Ried in die Pflegeanstalt Scheuern eingewiesen. Am 24. März 1941 wurde er aus Scheuern in die Tötungsanstalt Hadamar deportiert und dort am selben Tag ermordet.

Das Kronberger Stadtarchiv gibt anlässlich der Verlegung der Stolpersteine eine zweite, erweiterte Auflage des Faltblattes mit Informationen zu den politischen Hintergründen der Verfolgungen und den Schicksalen der Todesopfer aus Kronberg und Oberhöchstadt heraus. (mw)



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