„(S)Türmisches“

Nee, heute mal kein Corona! Stattdessen darf darüber gestaunt werden, was die neue Regierung so alles anpackt, um den durch jahrelangen Stillstand zum Augiasstall gewordenen politischen Scherbenhaufen auszumisten. Eine höchst ungewöhnliche Koalition muss sich da zusammenfinden, zumal die FDP trotz der schönen Bilder am Anfang wohl doch lieber mit der CDU regieren würde. Aber besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen und die ersten 100 Tage sind noch nicht vorbei. Vorerst steht das Land vor dem Aufbruch in eine neue Zeit, und der hat es in sich. Die Pandemie hat klar gezeigt, was alles falsch gelaufen ist und eine weitgehend neue Generation von Politikern hat jetzt einfach mal losgelegt. Wie zu erwarten, gibt es wieder Querschläge, denn die ewigen Bedenkenträger der Vorgängerregierung, aber auch Stimmen aus den eigenen Reihen sowie einige Medien sind sofort aus der Kulisse gekommen. Dabei hat schon Kurt Schumacher vor langer Zeit treffend bemerkt, dass begeistert sein müsse, wer Großes schaffen will! Diese Begeisterung war bei der ersten Rede des neuen Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck im Bundestag deutlich zu spüren, wobei er es keineswegs versäumte, auch auf die Schattenseiten des geplanten Paradigmenwechsels zugunsten Mutter Erde hinzuweisen. Anstatt ihn zu unterstützen, finden alte Profis die vielen ‚jungen Leute‘, die jetzt das Sagen haben, viel zu naiv und unerfahren, um superharten, autoritären Machthabern anderswo die Stirn bieten zu können, und das Baerbock-Bashing ist auch wieder im vollen Gang. Dabei schlägt sie sich bisher ganz gut und man sollte sie einfach mal machen lassen, weil noch keiner weiß, ob ihre direkte, unverblümte und in politischen Kreisen völlig ungewohnte Art nicht den Einen oder Anderen überraschen oder sogar beeindrucken wird. Das können sich die Alten zwar nicht vorstellen, aber die haben ja auch längst vergessen, dass der dramatische Klimawandel viel wichtigere Prioritäten erfordert als den eigenen Machterhalt, Geldgier und den überlauten Ruf nach immer noch mehr. Eine neue Generation ist an der Macht und es ist eine, die bisher weitaus besser gelebt hat als die meisten Menschen auf der Welt, dabei jedoch die großen, sozialen Ungerechtigkeiten und den dramatischen Klimawandel nicht ignoriert.

Bei sehr vielen jüngeren Menschen ist die Erkenntnis gereift, dass ihre Zukunft ein viel nachhaltigeres Denken und Handeln auf allen Ebenen erfordert, eines, das wichtiger ist als alles andere, sogar als die heilige Kuh des Wirtschaftswachstums um jeden Preis. Ein anderes Wertesystem ist angesagt und ungeachtet der erfahreneren Zyniker, Miesmacher, Aggressoren oder derer, die sich als Realpolitiker bezeichnen, wurden Konzepte neu gedacht und entwickelt, die das bisherige System hierzulande nicht nur aufmischen, sondern es auf den Kopf stellen, um zu Klimaneutralität und gesünderem Leben zu führen.

Sogar das Tierwohl wird im Interesse von Tier und Mensch neu gedacht und es ist ein wichtiger Schritt, dass der Landwirtschaftsminister nicht mehr Julia Klöckner heißt.



X