„Nicht für alle Jugendlichen ist ein Studium das Richtige“

Hans-Georg Brum freut sich zusammen mit den Organisatorinnen Ulrike Böhme und Nadine Loske von der Wirtschaftsförderung auf die siebte Oberurseler Ausbildungstour. Foto: pit

Oberursel (pit). Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu bieten, das ist das Ziel der Ausbildungstour, die die Stadt zusammen mit zahlreichen Partnern und mit Unterstützung der Steuerungsgruppe „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf“ (OloV) im Hochtaunuskreis am Freitag, 8. März, zum siebten Mal anbietet. An diesem Tag können sie sich bei über 60 Arbeitgebern und Organisationen aus der Region an deren Firmensitz oder zentral an der Hochtaunusschule über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten kundig machen. Immerhin handelt es sich um über 300 Ausbildungsberufe und Studiengänge, angefangen bei der Altenpflege bis hin zum Zoll. Um sich schon vorher in komprimierter Form über vielfältige Ausbildungs- und Studienwege zu informieren, laden die Partner sowohl Jugendliche als auch Eltern bereits für Mittwoch, 19. Februar, um 18 Uhr zu einem Infoabend in den Sitzungssaal des Rathauses ein.

„Es ist der Stadt, aber auch den ansässigen Unternehmen wichtig, Jugendliche vor Ort auszubilden und mit den Familien gemeinsam die berufliche Zukunft zu gestalten und Per-spektiven zu eröffnen“, erklärt Bürgermeister Hans-Georg Brum dieses Engagement. In Anbetracht der hohen Abbrecherquote von rund 30 Prozent unter den Studenten sagt Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt: „Nicht für alle Jugendlichen ist ein Studium das Richtige.“ Den Elternabend lobt sie als guten Ansatz, denn: „Auch die hessische Landesregierung hat festgestellt, wie wichtig es ist, sehr früh die Eltern bei der Frage nach der richtigen Berufsausbildung einzubinden.“

Harald Biersack, Ausbildungsleiter der Taunus Sparkasse, meint ebenfalls: „Es muss nicht immer direkt ein Studium sein. Wir bieten diverse Möglichkeiten im Anschluss der Ausbildung wie Bachelor oder Master.“ Der Vorteil bei diesem Ausbildungsweg sei, dass die Berufsanfänger bis hin zum Abschluss immer im Beruf stehen, immer beim Arbeiten bleiben würden. In Anbetracht der Tatsache, dass auch immer mehr Betriebe und Handwerker Praktikanten oder Auszubildende suchen, betont Harald Biersack: „Wir haben bei jeder Tour mindestens einen Azubi rekrutieren können.“

Ausschließlich positiv betrachtet auch Dr. Markus Büchele, Leiter der Hochtaunusschule, diese Initiative: „Wir sehen jedes Jahr bei 1000 Jugendlichen, was im Verlauf ihrer Ausbildung passiert.“ Ein transparentes Bildungssystem zeige auf, dass man auch deutlich später nach der Ausbildung seinen Schulabschluss nachholen könne, und währenddessen in seinem Beruf tätig sein kann. „Wer aber direkt nach dem Abitur studiert, kann lediglich Aushilfsjobs wahrnehmen.“ Somit ist für sein Dafürhalten der Einstieg ins Berufsleben über eine Ausbildung ideal: „Dann weiß man, was einem liegt und wie das Leben spielt.“

Zu den 13 Oberurseler Betrieben, die anlässlich der Ausbildungstour am 8. März ihre Türen öffnen, gehören die Zentrale der Alten Leipziger Lebensversicherung, die bankkaufmännischen Hallen der Taunus Sparkasse und der Raiffeisenbank sowie der Großhändler Mainmetall. Spannend dürfte auch ein Besuch der Lehrwerkstatt der Rolls-Royce Deutschland sein, und die Firma Marnet bietet Einblick in ihr modernes Audi-Autohaus. Auch Raab Karcher ist mit von der Partie, und wer sich für die Ausbildung zu Koch, Hotelfachfrau oder Restaurantfachmann interessiert, dürfte im Dorint Hotel, im Rilano Hotel oder dem Parkhotel am Taunus die richtigen Ansprechartner finden. „Tief eintauchen“ darf man bei den Berufen des Taunabads und der Stadtwerke Oberursel. Premiere als Teilnehmer haben die Weppler Filter GmbH und das Traditionsunternehmen Hein+Gernhard.

In der Hochtaunusschule stellen über 45 Arbeitgeber und Organisationen aus der Region ihre Einstiegs- und Karrierechancen vor. Dazu gehören die Deutsche Bahn AG, Continental Automotive, das international tätige Ingenieurbüro SWJ Gruppe, die Strabag Großprojekte GmbH und das Hauptzollamt Gießen. Das Handwerk ist mit den wesentlichen Innungen vertreten und informiert ebenso wie das Netzwerk Pflege Oberursel, unter dem elf stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen kooperieren, über die Ausbildungsmöglichkeiten. Darüber hinaus stehen Vertreter von Pittler Proregion und DRK Volunta für Gespräche zur Verfügung.

RTL II-News-Moderator Christoph Hoffmann wird als Pate der Ausbildungstour die Podiumsdiskussion während des Infoabends leiten. Neben Auszubildenden und Elternvertretern werden Professor Dr. Lutz Vogt von der Goethe-Universität Frankfurt und Matthias Oppel, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, erwartet. Auch bei der Tour wird Hoffmann wieder dabei sein und vom 18. bis zum 21. Februar Schulen besuchen, um mit Schülern über Ausbildungs- und Karrierechancen zu sprechen.



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