Gebührendes Fest zum Jubiliäumder Kunsttäter Bildhauerwerkstatt

Oberursel (ow). Ob der Krebs oder das kinetische Elektro-Mobile in der Krebsmühle, die Nadel am Bahnhof oder der Verdrehte im Rushmoor Park – die Kunsttäter haben ihre künstlerischen Spuren in Oberursel nachhaltig hinterlassen. Dies betonte auch Bürgermeisterin Anja Runge, die die zahlreichen Gäste des 25-jährigen Jubiläums in der großzügigen Kunsttäterhalle begrüßte. Gut 1000 junge Delinquenten, meist Jungs beziehungsweise junge Männer zwischen 14 und 22 Jahren, haben seit der Jahrtausendwende die Bildhauerwerkstatt Kunsttäter aufgesucht, unter Einhaltung der auferlegten Sanktions- und Bewährungsauflagen der Amtsgerichte in Bad Homburg und Königstein sowie dem Landesgericht Frankfurt am Main.

Gegründet von Andreas Hett und gemeinsam mit Regina Planz und Johannes Seel, führen die Ursprünge ins damalige, alte Umspannwerk in Bommersheim. Anschließend folgten zwei Jahre in Oberstedten von 2004 bis 2006, bis die Kunsttäter in der ehemaligen großen Autoschlosserwerkstatt, dank des damaligen Geschäftsführers des KSfO, Herr Graf Lambsdorff, in der Feldbergschule ihr heutiges Zuhause fanden.

Der Film von Andreas Hett über “seine” Bildhauerwerkstatt gab einen emotionalen, einmaligen Einblick über das Entstehen der öffentlichen Arbeiten, die Stationen der Werkstatt in Oberursel, Aussagen der jungen Kunsttäter, warum sie sanktioniert wurden und was die Kunsttäter ihnen bedeuten. Ebenso über die vielfältigen anderen Angebote in der Werkstatt mit Kinderferienworkshops, Seminaren mit Studenten, einem Dreh mit dem bekannten Rapper „Haftbefehl“ in der Werkstatt und vielem mehr, was dem Publikum bisher so gar nicht bekannt war und mit Staunen zurückließ.

Die von Wolfgang Borgfeld moderierte, spannende Podiumsdiskussion mit Martin Krebs, Geschäftsführer des Kultur- und Sportförderverein Oberursel (KSfO) und Unterstützer seit Anbeginn, Hans Wagener von der Carretero-Stiftung und Förderer seit dem Jahr 2010 sowie Michael Glenzer, Leiter des Jugendamtes des Hochtaunuskreises und Verantwortlicher der Jugendgerichtshilfe und enger Verbündeter der Kunsttäter, gingen der Frage nach: “Kann Kunst eine Strafe sein? Aktiv beteiligte sich auch die zuständige Jugendrichterin des Amtsgerichtes Bad Homburg, Dr. Schwens, an der Diskussion mit juristischen Aspekten. Nach den eigenen Erfahrungen ihrer schulischen Erfahrungen befragt gaben die Teilnehmer unisono zu, dass sie Kunst während der Schulzeit durchaus als eine „Strafe“ erlebt haben. Alle Podiumsteilnehmer betonten die Wichtigkeit des Projektes und stellten fest, dass die Kunsttäter kein Projekt mehr sind sondern vielmehr eine wichtige und gewachsene sozialpädagogische, künstlerische Institution in Oberursel und dem Hochtaunuskreis darstellen. Über die Auflagen in der Bildhauerwerkstatt soll, so Andreas Hett, „ihre positive Seite, ihre Kreativität und Schaffenslust, geweckt und gestärkt werden für eine gesellschaftliche Teilhabe der jungen Menschen. Auf die Frage, ob es ähnliche Institutionen im Hochtaunuskreis gibt sagte der Jugendamtsleiter, „dass er nichts Vergleichbares in Hessen kennt und glaubt sagen zu können, dass die Kunsttäter in dieser Form einmalig in Deutschland seien“. Zu sehen waren natürlich viele Kunstobjekte der jungen Kunsttäter, einige fanden neue Besitzer, die Einnahmen aus dem Verkauf fließen direkt in die Arbeit der Bildhauerwerkstatt Kunsttäter und so tragen die jungen Kunsttäter auch zum Erhalt der Werkstatt bei.

Den Abschluss bildete ein wunderbares Konzert der dänischen Musiker Matias Milling (Sounddesigner) und Eigil Pock-Sten Jørgensen am Klavier, die die Kunsttäter Halle mit ihren Soundcollagen verzauberten. Die beiden Musiker hatte sich Andreas Hett gewünscht, sie kamen extra aus Berlin und Kopenhagen angereist. Matias Milling ist der Lebensgefährte von Hetts jüngster Tochter Annabel, die als Künstlerin auch das tolle Bühnenbild zum Konzert geschaffen hat. Überhaupt war die ganze Familie Hett, Hett’s Frau Mariola, die beiden Töchter Maja und Annabel, die Enkelzwillinge Sophia und Felix, der Schwiegersohn Christian tragende Säulen des Jubiläums, da sie sich um das leibliche Wohl und das Specksteinangebot kümmerten.

Der skandinavische Flair des Musiker Duos ist Hetts stiller Wink an Oberursel, das er zusammen mit seiner Frau, Mitte 2026 seinen Lebensmittelpunkt von Oberursel nach Schweden legen wird und so zum bald anstehenden Abschied aus dem Taunus, etwas nordischen Flair in seine noch Heimatstadt bringen wollte.

Ein Nachfolger für seine Arbeit in der Kunsttäter Werkstatt hat Andreas Hett bereits seit Anfang 2025 gefunden. Raffael Wunner wird sein Nachfolger. Wunner ist der erste angestellte Mitarbeiter des Vereins, der vom Hochtaunuskreis finanzierten Stelle. Andreas Hett bleibt weiterhin der Kopf und Motor des Vereins Kunsttäter auch vom schwedischen Rävemåla aus. Wird er doch für künstlerische Projekte, Workshops, Lehraufträge, seine Filme und natürlich die Kunsttäter zweimal im Jahr für jeweils gut 4 Wochen nach Oberursel zurückkehren.

Impressionen der Jubiläumsfeier der Kunsttäter.Foto: Kunsttäter

Skulpturen, erstellt von den Kunsttätern.Foto: Kunsttäter

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