Oberursel (pit) – „Perlenzauber“, „Cocon“, „Scherbenherz“ oder gar „Ofenloch“. Wer aufmerksam über den Kunsthandwerkermarkt schlenderte, konnte unter anderem bei diesen Anbietern so manch fantasievolle Entdeckung machen. Zwar gut besucht, aber nicht ganz so trubelig wie das Brunnenfest, zog auch dieser Anlaufpunkt insbesondere am Sonntag seine Besucher in den Bann.
Dabei steuerte das Duo Sabine Henry und Antje Parra Mora, die unter ihren Labeln cocon.design und trendgeschick eine gemeinsame Kollektion präsentierten, in Form einer Modenschau am Samstag sogar noch ein richtiges Highlight bei. Dreizehn Models im Alter von 17 bis 43 Jahren zeigten lässig-avantgardistische, aber auch sportlich-elegante Modelle, die die Oberurselerin Sabine Henry und die Frankfurterin Antje Parra Mora in Kooperation hergestellt hatten. „Wir haben uns beim Designparcours in Frankfurt kennengelernt, und uns hat jeweils die Arbeit der anderen überzeugt“, erzählen sie über die Anfänge ihrer Zusammenarbeit. Während Sabine Henry für die Schnitte zuständig ist, sorgt Antje Parra Mora für die Siebdrucke, die Apfelbaum, Frankfurter Brücken oder Skyline zum Thema haben. Herausgekommen ist eine Mode, die sich wohl am ehesten unter dem Oberbegriff Streatwear klassifizieren lässt.
Pfiffige Schürzen, klassische Tischbekleidung und originelle Kissen und Geschenkverpackungen gehörten zum Sortiment von Gabriele Grimmer. Insbesondere ihre Schürzen, auf denen „mal was anderes“ wie „Auftragsgriller“, „Bierologe“ oder „Veggieboy“ steht, sorgen bei den Betrachtern ihrer Waren immer wieder für heitere Minen. Zum ersten Mal mit von der Partie bei diesem Fest, hat Gabriele Grimmer bereits einen Verbesserungsvorschlag für den Markt geäußert, der in ihren Augen eher „eigenartig“ angelegt ist: „Man sollte ihn besser entlang einer Straße machen, wie es auch beim übrigen Brunnenfest selbst der Fall ist, statt auf einem Platz.“
„Glas mit edlem Durchblick“ hat Anne Beissel alias „annesglasdesign“ schon seit 30 Jahren im Angebot. Sie ist zum dritten Mal aus der Region Koblenz angereist, und das hat ganz offensichtlich einen guten Grund: „Meine handgefertigten Gläser haben schon viele Liebhaber gefunden.“ Die Orscheler scheinen dazu zu gehören, denn sie zeigt sich mit dem Verlauf des Markts durchaus zufrieden.
„Oberursel ist immer ok“, sagt auch Glaskünstlerin Birgit Bolenz, die als „Scherbenherz“ firmiert, was in Hinblick auf ihre überwiegenden Glasperlen-Arbeiten ein wenig irritiert. Doch der Name stammt noch aus Zeiten, in denen die Frankfurterin tatsächlich überwiegend Produkte im Tiffany-Stil anfertigte: „Doch die sind mittlerweile leider etwas out.“ Wer jedoch etwas genauer hinschaut, kann doch noch das eine oder andere Scherbenobjekt entdecken, wie das aufgerollte Bruchstück, das, auf einem Metallstab angebracht, zu einer hellblauen Blume mutiert.
Etwas schwieriger gestaltet sich der Absatz für den Lederwarenhändler aus Düsseldorf. Doch auch wenn er für sich feststellen muss, dass seine Teilnahme an diesem Kunsthandwerkermarkt eher uninteressant ist, freut er sich über das rege Interesse an seiner Arbeit. Immerhin stellt er Taschen, Gürtel und Rucksäcke noch in Handarbeit her, was sich viele Besucher gerne demonstrieren ließen.
Handzettel für den Markt
Bei Perlenzauber alias Claudia Lorey herrscht wiederum nicht allein wegen des Wetters eitel Sonnenschein: „Es läuft gut und ich bin sehr zufrieden“, sagt die Oberurselerin, die ihr Atelier An den Drei Hasen hat. Doch hierfür habe sie nicht allein den Zufall walten lassen, sondern obendrein 4000 Handzettel in Umlauf gebracht, berichtet sie, während sie zahlreiche Bekannte unter den Besuchern ihres Standes begrüßt.
Und was sagen die beiden Modedesignerinnen? „Wir finden, es lief gut. Besonders am Sonntag kamen viele Interessierte auf den Rathausplatz.“