Zeigen, welche Rolle Frauen einnehmen

Musikalisch begleitet wird das internationale Frauenfrühstück von der erfolgreichen Künsterin Marleen Hornung, die dem Raum mit ihrem Gesang und eigener Begleitung am Klavier und an der Gitarre die passende Stimmung verleiht. Foto: lm

Von Lilith Mulitze

Oberursel. Wie auf kommunaler Ebene mit Frauenrechtsproblemen umgegangen wird, ist auch in Oberursel Thema. Diesem Thema stellen sich Bürgermeisterin Antje Runge und die städtischen Gleichstellungsbeauftragten Sabine Weil und Daria Pilka. Sie hatten anlässlich des Weltfrauentags zum Internationalen Frauenfrüstück im Kulturcafé Windrose eingeladen.

„Ungerechtigkeit zu erleben, führt dazu, sich gegen Ungerechtigkeit einzusetzen“, erläutert Runge. Dieses Frühstück sei dazu da, Stärke sichtbar zu machen, diese aber auch darin zu finden, gemeinsam Spaß zu haben. „Denn als Frauen sollten wir nicht nur Defizite bewusst machen, sondern auch das, was wir schon alles tun“, sagt sie, bevor sie die Sponsoren des Frühstücks aufzählt. Die vielen Betriebe der Säule Unternehmerinnen des Fokus O. haben eines gemeinsam: Sie werden von Frauen geführt. „Diese Unternehmerinnen zeigen uns, welche Rolle Frauen in Oberursel einnehmen“, ergänzt Runge. Zu zeigen, dass Frauen auch Vorbilder sein können, sei ihr besonders wichtig.

„Bei der Emanzipation geht es nicht darum, dass Mann und Frau gleich werden, sondern dass sie die gleichen Rechte und Chancen bekommen“, betont sie. Um dies auch im Rathaus umzusetzen, führt Antje Runge mehr Jobs in Teilzeitmodellen ein. Dies soll die Verbindung zwischen Beruf und Alltag erleichtern, denn vor allem viele junge Frauen stellten sich die Frage, wie sie diese beiden Felder zusammenbringen können, und hätten dabei oft das Gefühl, sich für eines von beiden entscheiden zu müssen. Insofern wirkten Teilzeitmodelle stereotypischen Rollenbildern entgegen, denn sie erleichterten für alle eine Verbindung von Karriere und Familie.

Am 7. März, einen Tag vor dem Weltfrauentag, war in Deutschland „Equal Pay Day“. „Das bedeutet, dass Frauen im Schnitt noch immer 18 Prozent weniger verdienen als Männer. Das gleicht 77 unbezahlten Arbeitstagen im Jahr“, erklärt Weil. Sie bedankt sich schon bei der Begrüßung bei denjenigen Frauen, die etwas zum Frühstück mitgebracht haben: „Diese Speisen werden beim Internationalen Frauenfrühstück zu Botschafterinnen ihrer Herkunftsländer“.

Sabine Weil ist „innere Frauen- und Antidiskriminierungsbeauftragte“ im Rathaus. Sie kümmert sich demnach um die Einhaltung des Hessischen Gleichberechtigungsgesetztes (HGIG), dessen Ziel unter anderem die Beseitigung bestehender Unterrepräsentanz von Frauen im öffentlichen Dienst ist. Das von ihr organisierte Frauenschwimmen im Taunabad sei ein von vielen dankbar entgegengenommenes Projekt.

Seit Juni vorigen Jahres arbeitet sie zusammen mit Pilka, der neuen „externen Frauen- und Antidiskriminierungsbeauftragten“. Mit einem Bachelor in Soziologie und Politikwissenschaften und dem Master in Genderstudies kennt sie sich nicht nur mit der richtigen Fachterminologie aus. Für sie ist der Weltfrauentag deshalb noch immer von hoher Bedeutung, weil durch ihn Probleme in einen Kontext gestellt werden, andere Lebensrealtitäten Aufmerksamkeit erlangen und man miteinander ins Gespräch kommt. Pilka erzählt von ihrem Beruf: „Wichtig ist es, erstmal abzuklopfen, wo Bedarf herrscht. LGBTQ+ stellt sich dabei als ein wichtiges Thema heraus.“ Deshalb sollen der Regenbogenflagge am Rathaus, die das ganze Jahr gehisst ist, weitere Aktionen während des „Pride Months“ im Juni folgen.

Für ähnliche Zwecke wird das durch die Tombola eingenommene Geld während des Frühstücks künftig genutzt. Seit Oktober ist am Gymnasium Oberursel die LGBTQ+-AG unter Leitung von Selina Maslo aktiv, und der Bedarf sei hoch gewesen. Die AG biete einen geschützten Raum, in dem sich zurzeit 20 Schüler einmal pro Woche über ihre Probleme und Erfahrungen austauschen und Tipps weitergeben. Die Gruppe überlege außerdem, wie sie das Thema mehr nach außen tragen kann. Geschlechterzugehörigkeit oder sexuellen Orientierung führten oft zu einem Diskurs, Schüler, Eltern und auch Lehrer wüssten vermehrt nicht, damit umzugehen. „Deshalb planen wir Aufklärungsprogramme und Infoveranstaltungen, die auch über die Schule hinaus gehen“, teilt Sandra Schenk von der Leitung des Ganztagesbereichs der Schule mit.

Im großen Raum des Kulturcafés findet indessen viel Austausch statt. Die Stimmung ist belebt. Während geredet, diskutiert und die unterschiedlichsten kulinarischen Köstlichkeiten genossen werden, sorgt Marleen Hornung für die passende musikalische Stimmung.

Unter den Gästen ist auch Anja Körneke vom Frauenhaus Oberursel. Sie erzählt von präventiven Aktionen, die unternommen werden, um häuslicher Gewalt entgegenzuwirken, aufzuklären und Aufmerksamkeit zu schaffen. Dazu gehört die Wanderausstellung „Und das soll Liebe sein?“ in Zusammenarbeit mit dem Hochtaunus-Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt (HIP). Insgesamt 15 Roll-ups zeigen, auf welche Weise häusliche Gewalt stattfinden kann und wie Betroffene sowie Außenstehende sie erkennen und handeln können. Körneke betont, dass alle Frauen ein Recht auf Schutz zusteht. Häusliche Gewalt finde sowohl auf körperliche sowie auf psychische Weise statt. Die Beratungstelle in Oberursel kümmert sich nicht nur um Betroffene, sondern kann auch ein Anlaufsort für Angehörige sein, die sich fragen, was sie tun können.

!Hilfe holen kann man sich bei Frauen helfen Frauen unter Telefon 06171-51758 oder per E-Mail an beratungsstelle[at]frauenhaus-oberursel[dot]de. Mehr Informationen sind im Internet unter www.frauenhaus-oberursel.de einzusehen. Weitere Informationen zu Vorträgen, Seminaren und Workshops für Frauen in diesem Jahr sind im Internet unter www.oberursel.de zu finden.

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